Russicher Sommer auf 100 Kilometer.

Heiß ist es, sowas von heiß hier im tiefsten Russland. Entweder superheiß oder superkalt im Winter, letzteres wohl viel länger, wobei am berühmt berüchtigten russischen Winter jetzt einfach garnicht gedacht werden kann… uff, 35 Grad im Schatten.

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Zum Glück ziehen Wolken auf und die ferne Landschaft der nun neuen Region Niznegorodskaya liegt weit vor mir.
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Grooooße Brücke, sogar etwas zu groß: Eigentlich wollte ich in der Oka baden, doch keine Chance hier irgendwie runter zu kommen ....

Die gewaltige Brücke hinüber in die neue Oblast wird zur Falle; hohe Geländer machen ein übersteigen (vor allem mit dem 40 Kilo Wanderwagen) unmöglich. Unglaubliche 12 km zieht sich das dann als Hochtrasse durch Sumpfland fort, … muss ales so lange laufen bis irgendwann die Leitplanken mich freilassen.

Endlich, links der Straße sehe ich endlich freies Land, wo ich hinlaufen kann. Sandig, trocken und somit frei jeglicher Insektenplage, baue ich das Lager auf.
Was gibts zu erzählen? Ich kann ja mal wieder zeigen wie so ein tagtägliches Zeltlager entsteht, viele Handgriffe die einfach sitzen müssen, Tag für Tag …

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Erstmal einen ebenen Platz finden, dann die Unterleg-Plane ausbreiten, worauf das Zelt vom rauen Boden geschont wird.
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Dann das Zelt aufbauen. Zwei Stangen durch und fertig.
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Ganz wichtig: Die Luftmatratze aufpusten. Das kann schon anstrengen nach einen so langen Wandertag, lohnt aber bei perfekter Gemütlichkeit in nachhinein sehr (!)
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Letztendlich die Wanderleben - Dusche; eine 1,5 Liter Flasche Wasser muss genügen, und alles ist wieder sauber. Zumindest reicht die Reinigung um die völlig verschwitzte Haut wieder glatt und geschmeidig zu kriegen, und man fühlt sich wieder wohl.
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Und dann der verdiente Lohn des langen Wandertages: Ein gutes Bier aus dem Glas (das Glas ich immer mit mir) fließt in den trockenen Hals. Welch eine Wohltat.....

Gut einkaufen lautet die Devise eines zum Abend perfekt ausklingenden Wandertages; ein wahres Buffet an allerlei Köstlichkeiten, – was eben die Regale der Kaufläden so hergeben, breite ich um mich aus.
Wenn dann noch Freund Georg oder Mama aus dem fernen Recklinghausen (über Scype-Telefon) anrufen, ist das Wanderleben ein Traumleben.

So ziehe ich drei Tage durchs Land, die Landschaft ändert sich, es wird hügeliger und somit endlich weitsichtiger; tausend Kilometer hinter mir bestimmte nur noch eine grüne Sichtsperre den Blick links, rechts, nach vorn und hinten … Ewiger Wald und das wohl endloseste Flachland der Welt (Osteuropäische Flachlandebene) ließen mich vergessen wie Berge aussehen … und die kommen jetzt immernoch nicht wirklich; lediglich sanfte Hügelweiten mit Fernsichten auf den Schwellen obendrauf erlauben endlich den ersehnten Horizont im Blick.
Aber auch harte Arbeit, wenn es heißt den Wanderwagen die zwar nicht steilen, aber langen Anstiege hinauf zu ackern.

Und noch etwas Länderkunde, diesmal über die Oblast Nischni Novgorod, die jetzt erreicht ist.
Flächenmäßig etwas größer als Bayern (76.000 Quadratkilometer) und mit 3,27 Mio Bewohner nur ein viertel so bevölkerungsreich, ist die Nizhegorodskaya (auf Russisch) eines der wichtigen Kernregionen des alten, kulturell zentralen Russland.
Endlich erhebt sich hier erhaben das weite Land, meist goldgelb mit seinen Weizenfeldern, auf und ab in einer Hügellandschaft.
Weitsicht auf geschwungendes Feld und Waldland tun nach 1.200 km platten Einerlei des äußeren, russischen Westens, wirklich mal gut.
Nizhegorodskaya wurde, wie die meisten anderen Kernregionen rund um Moskau, den alten Fürstentümern grenzgemäß gestaltet; in seine Mitte hat die Oblast (Region) eine gewaltige Haupstadt, Nizhnij Novgorod (oder Nizhniy Novgorod, zu deutsch: Nischni Novgorod) dem ehemals sowjetischen Gorkij, heute eine große Metropole ist, die ich in Kürze erreiche.
Die Wirtschaft dieses Landes ist um diese große Stadt sehr industriell geprägt, allerdings nur in und um Nischni Novgorod, wärend die so weiten Ländereien drumherum, wie überall im ländlichen Russland, stark mit Abwanderung und Strukturschwäche zu kämpfen haben; selbst die zweitgrößte Stadt der Oblast, Dserschinsk, ein aktuell dramatisches Beispiel postsowjetischer Monostädte, scheitert als einer der größten Chemie Standorte Russlands, an seiner alten Größe; die Stadt schafft heute noch kaum seiner sozialen Dimensionen Herr zu werden; nur wenige der ehemals 300.000 Bewohner können noch heute von der stark modernisierten Chemieindustrie leben, da ändert auch die aktuelle Sozialpolitik des neuen Russlands wenig dran.

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Die Nischni Novgorod Oblast: So groß wie Bayern und sieht optisch auch fast so aus wie der Freistaat; hier wandere ich quer hindurch von West nach Ost.

30.07.2016.

Vorsma (Worsma) eine 11.000 Einwohnerstdt war gestern Treffpunkt mit Tino Künzel, ein Reporter von der Moskauer Deutschen Zeitung, also auch mal ein deutsches Medium was sich für das Wanderleben interessiert.
Ganze vier Stunden verbrachten wir erst im Cafe dann draußen auf der Straße, zur Fotosession.
Tino lebt und arbeitet in Moskau, ist extra zu mir auf den Weg angereist um sich Wanderwagen + Wanderer mal näher anzusehen.
Ich werde dann bald den Bericht auch hier posten, Tino wird ihn mir dann senden.

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Und nun auch bald in der Moskauer Deutschen Zeitung, die sich an Deutsche in Moskau und Russland, sowie an alle Russlandinteressierten in Deutschland richtet. Die Zeitung ist zudem kostenlos.

31.07.2016.

Uff, ich schwitze und stinke entsetzlich, hocke nun in dieser Gazpromtankstelle an der kleinen Kaffebar und ärgere mich erst hier nach langer Suche ein WiFi gefunden zu haben …. somit schaffe ich es erst jetzt dies alles hier zu posten, veröffentlichen.
Vier Tage auf der Straße von Murom nach N.Novgorod…. vier Tage kein Internet, oh wie schlimm…

Heute erreiche ich die Millionenstadt immer noch nicht, zumindest mag ich keine 35 km gehen und lieber noch versuchen zum Nachmittag in der nahen Oka zu baden. Mal sehen ob’s diesmal klappt.
Für morgen dann bin ich mit Sergej in der großen Stadt verabredet, wo ich ganze drei Tage bleiben will.

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In der 34.000 Einwohnerstadt Bogorodsk (ca 20 km vor Nischni Novgorod) finde ich einfach kein Lokal mit WiFi.

Die uralte Provinzstadt Murom ( 112.000 Einwohner )

Und einer der 112.000 Bewohner Muroms interessiert sich auch für mich: Alexander, ein alteingesessener 39 jähriger, mit Absichten bald auf ewig auszuwandern, nimmt mich noch bei sich Zuhause auf; endlich eine gründliche Dusche, zwar keine Waschmaschiene aber egal, die Zeit an diesem Abend war einfach zu kostbar als noch großartig alles verschwitzte mit der Hand zu schrubben….. zu faul und müde war ich gestern dafür einfach.

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Nix da mit großartig Wäsche waschen. Ich war einfach nur platt und fertig an diesem Abend, trank gutes Bier und aß lecker Reis mit Ei, was Alex frisch für mich zubereitet hatte.
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Gut schlummern auf dem Sofa im originell russichen Wohnzimmer; eine Nacht verbringe ich hier in Murom bei Alex.

Eine Nacht auf dem Sofa in Murom, Couchsurfing sei dank eine schöne Abwechslung mal, und weiter gehts durch die Provinzstadt am Ende der Wladimir Region, die ich jetzt komplett durchwandert habe.
Drüben auf der anderen Seite des Oka-Flusses liegt schon eine neue Provinz (auf russisch: Oblast) schaue mir aber noch eine der ältesten Städte an; Murom ist mit 1152 Jahren fast schon so alt wie der Spitzenreiter Novgorod, und dürfte (wie Novgorod) noch einige Jarhunderte zuvor als hölzerne Siedlung bestanden haben.

Allerdings konnte sich Murom weniger behaupten in den letzten Jarhunderten, kann in seiner heutigen Größe eher im unteren Mittelfeld punkten, befindet sich – wie die meisten mittleren Städte – auf nationaler Schrumpfkur. Die Bevölkerung nimmt ab.
Daran ändern auch die Glanzstücke Muroms, seine zentralen Klöster und Kirchen nichts, die Stadt ansich wirkt im postsozialistische  Allerlei drumherum, wie jede andere im Lande und wie überall schrumpft es vor sich hin in den Oblasten, wenn auch Neubauten am Stadtrand die bröckelnden Plattenbauten zu ergänzen versuchen.

Schönes Murom, im zentralen Kirchenviertel:

Gastgeber Alex, inspiriert von Wanderwagen und Wanderleben plant bald auch den großen Sprung in die Ferne; zerstritten mit der Familie und schwer zuckerkrank, nutzt er seine bescheidene Invalidenrente von umgerechnet 200 € im Monat für ein neues Leben in Mexiko und Mittelamerika.
Visatechnisch darf er als Russe dort mindestens 90 Tage bleiben, hat sein Insulinhaushalt im Griff und will nur noch in die Tropen.
Das Tiket nach Cancun in Süd Mexiko hat er schon in der Tasche, in kürze gehts los…. und Facebook sei dank verlieren wir uns mal nicht aus den Augen; wer weiß, mein „Walk around the World“ führt auch durch Süd & Nordamerika. Es wäre toll sich in vielen Jahren dort wiederzusehen…
Viel Glück Alex auf deinen Wegen…

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Mit Alex in Murom bei 33 Grad im Schatten. Kurz getroffen und mit großen Plänen treffen wir uns vielleicht mal wieder, ganz weit weg in Amerika...
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Und noch ein Bild von mir in Murom. Heiß ist es hier in Russland.... 33 Grad laden gleich stadtaußwärts zum baden im Fluss ein.

So, mal sehen wann ich wieder ins WiFi komme, weil die Wanderpläne nun wieder weit in die Pampa führen; auf der Straße nach Nizhnij Novgorod, 142 km lang kommt erstmal fast nichts, 70 km später dann einige Kleinstädte und zuvor treffe ich noch den Journalisten Tino von der Deutsch-Russischen Zeitung in Moskau…. der will mich irgendwo „on the Road“ aufgabeln, und übers Wanderleben berichten.

Heute mache ich aber nicht viel, muss etwas runterfahren, die Füße schonen und suche einen Strand an der Oka, nahe der Stadt und zelte dann dort.
Uff, aber vorher noch der ganz normale Wanderleben-Stress: Einkaufen, einkaufen, einkaufen…. kein Laden auf 70 km bald, und wieder die (gebührenfreie) DKB Karte zücken, Rubel abheben….

Schenkt mir Kilometer, das Land ist ja weit genug,  mein Wanderleben Konto ist unter „Kontakt“ hier auf der Website zu finden.
Lieben Dank 🙂

Auf der Straße nach Murom…

120 km mal wieder etwas ländlicher, gewagter, weil wie damals, die Blutfliegenplage droht… aber wer nicht wagt der nicht gewinnt; Sümpfe ohne Ende gibts hier eben nicht, könnte sein dass hier die Insektenplage mal erträglicher ausfällt?

Viel weniger ruhig ist diese P72 dann aber auch nicht, wieder ziehe ich konzentriert entlang der Kilometer, auf Zentimeter dicht mit all den Monster-Trucks.

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Im Land mit den meisten Flüssen der Welt; einer von 120.000 (!) Flüsse Russlands, der Klyasma unterhalb von Wladimir-Stadt.
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Na, wer kann das lesen? Erst Sudogda, dann Murom und letztlich Rjazan, eine Großstadt abseits meines Weges. Mittlerweile verstehe ich die Schrift hier ganz gut.

Sudogda,  ( Судогда ) irgendwie schon ein schlimmer Name, hört sich so nach Sodom & Gomorra an, dürfte aber sicherlich friedlicher sein.
Und so ist es auch: Ein Auto hält, der Kofferraum lädt weit offen ein, und mit Händen und Füßen, versucht ein Paar mittleren Alters mich zu überzeugen mitzukommen.
Ertmal eine Dose Baltika-Bier gibts schonmal auf die Hand, dann wird mit der Banja geworben, der typisch, russischen Sauna, und nun liegts an mir heute mit Mister & Miss Unbekannt, – sie sagen aus Moskau zu kommen, auf die Datscha zu gehen.
Offenbar kennen die mich noch von meinem Fernsehbericht und ja, manchmal hupen die Autos, Hände winken, oder die Leute sprechen mich einfach an, meist an den Tankstellen.
Als ich so freundlich wie nur möglich ablehne, lacht die Frau ungläubig so ein Angebot nicht anzunehmen. Aber ich versuche den lieben Leuten klar zu machen, dass ich einen Wander-Plan habe, ihre Datscha (Sommerhaus) recht abseits meiner Straße läge, mich heute total aufs Zelten im Grünen freue, und ich schon einiges an Sozialleben die letzten Tage hatte.
Naja, dann eben nicht, … glaube ich zu verstehen… und es tut mir ja schon etwas leid.

Schwirig ist eben auch diese Sprachbarierre, was auf Dauer wirklich anstrengend sein kann. Ich erinnere mich noch an den guten Sergej von Staraja Russa. Dort verbrachte ich als linguistisches Alien eine ganze Zeit, was natürlich toll war, aber eben auch sehr viel diplomatische Energie verlangt.

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Nervig: Ewige Kilometer sind die Seitenstreifen der Straße nach Murom mit scharfkantigen Bruchsteinschotter ausgelegt. Der wahre Horror für Radfahrer, Fußgänger und erst recht Wanderwagen ....

Nach einer tollen Nacht im Zelt auf einer der weiten, großen Blumenwiesen, die hier zwischen den Wäldern so landschaftstypisch sind, sinds noch acht km bis Sudogda, ( 9.600 Einwohner ) wandere weit über die Zugangsstraße in diesen lang gestreckten Ort hinein, voller Vorfreude auf Kaffee und WiFi, finde aber lediglich nur ein übergroßes Dorf, mit ansich interessanten, städtischen Ortsbild, einer wiederum darbenden Kleinstadt im provenziellen Nirgendwo.
Einkaufen, aber sowas von… das muss ich hier, denn die nächsten knapp 100 km dürften laut Karte noch magerer ausfallen; kein einziges Lokal zum hinsetzen, ob nun mit oder ohne WiFi-Internet ist mir nun auch Wurscht, finden meine Adlerlaugen hier mitnichten …
Also dann eben eine kalte Dose Cola aus dem Kaufladen, genießen aus meinem Glas auf dem Bordstein. 20 Euro musste ich schon berappen für jede Menge Konserven, Schokoladen, Brote, und so viel Wasser + Bier was der Wanderwagen tragen kann..
Diesmal sicher an die 40 Kilo die schwer auf den Achsen lasten. Angst das bald beim nächsten Bordstein alles zusammenbricht habe ich, so schwer beladen war der noch nie…

24.07.2016.

30 Kilometer sind es heute; meist und wie immer durch monotone Nutzwälder ohne jegliche natürliche Beschaffenheit (kaum eine Kiefer oder Birke ist über 50 Jahre alte, alles in ursprünglicher Reihenpflanzung wohl durchforstet mit der Zeit) die manchmal unterbrochen mit weiten Wiesen eine tolle (Wild)Camping Möglichkeit bieten.
Die Wälder selbst sind immernoch zu dicht, zu stark zugewuchert am Boden und immernoch voller Fliegen die sofort angreifen, nährt man sich des Waldes Saum….

25.07.2016.

36 Kilometer schffe ich heute, und jaaaaaa, es gibt sogar Internet an einer der Tankstellen (WiFi). Somit kann ich gottseidank jetzt Alex aus Murom bescheidsagen, dass ich morgen seine Stadt erreiche, – nach deftigen Kilomterklopperei dann –
Ich schreibe ihm die Mail und lade noch schnell die Tagesschau runter, entsetze mich über all die Dinge die da stehen… Anschläge, Messerattaken, … da ist es im großen Russland aber ruhiger. (Lese auch die „Russian News“ auf Englisch)
Viel (viel) schöner sind da die Scype-Sitzungen mit Mama und Freund Georg, der jetzt immernoch auf dem Jakobsweg in Frankreich, mittlerweile kurz bis vor der spanischen Grenze pilgert.

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"Keinen Pfifferling" mehr wert, heute der Rubel .... wollte man meinen beim aktuellen Wechselkurs dieser Tage. Aber überall im Land sehe ich sie: Eimerweise Pfifferlinge, die Schätze russischer Wälder angeboten am Straßenrand in den Dörfen.

Und wie schade das ich immernoch keinen Kocher habe; Pfifferlinge, Tonnenweise an den Straßen warten auf Käufer…. billig, nahezu für einen Appel & Ei zu haben gibts den „Eierschwamm“ hier als Massenware, allerdings in bester Echt-Qualität, gesammelt aus dem Wald.

26.07.2016.

Jaaaaa, anbekommen in Murom, einem kleinen Zwischenziel, nach mindestens 120 Kilometer nahe dem Hitzekoller…. puuuhh, heute rockte ich noch die letzten 36 km bis zur Stadt.
Hier treffe ich mich heute Abend mit Alex, der mich aufnimmt; Dusche (!), Unterhaltung und hoffentlich eine flotte Waschmaschiene sind angesagt !!!

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Murom, mit 112.000 Einwohner eher mittelmäßig, allerdings mit über 1000 Jahren eine der ganz alten Städte in Russland ist erreicht. Gleich neben der glänzenden Kirche finde ich ein tolles Cafe mit WiFi zum bloggen *freu*

Wladimir good bye…

So eine schöne Zeit hier in Wladimir-Stadt ist nun wieder zu ende.

Zu Gast bei Anna und ihrem Freund; die Kinder waren bei der Oma, Platz also für den Besucher mit dem Wanderwagen.

Ganz lieben Dank für eure Gastfreundschaft, wir sehen uns wohl wieder, irgendwann mal in Deutschland.

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Beide aus der Region, beide sprechen Deutsch. Wilkommen sein in Wladimir.

Weiterer Wegverlauf: Sudogda (Kleinstadt in 40 km), Murom, (120 km) dann weiter nach Nizhnij Novgorod (Millionenstadt, 260 km)

… Spendet mir weiterhin Kilometer, noch 670 km bis KAZAN, noch ganz viele Cappuccinos (sofern vorhanden und trinkbar) zum durchkommen… Spendenkonto unter „Kontakt“ auf dieser Website.
Danke bereits an Benoit aus Brest, für die Spende, sowie Hansruedi aus der Schweiz, ohne euch würde es sonst jetzt sehr schwierig sein… danke auch an alle die mir folgen 🙂

Susdal, ( 10.000 Einwohner ) da wo Russland ganz historisch ist.

Da muss ich hin; 31 Kilometer nördlich, eben ganz anders gelegen als mein fortsetzender Wanderplan, liegt dieses Susdal, eine der ganz alten Haupt, handels und Fürstenstädte. Mit dem Bus diesmal, für 1,10€ hinüber in die historische Kleinstadt.

Vor mindestens 1200 Jahren dürfte hier schon eine für damals typische, hölzerne Siedlung gegeben haben; einst umgeben von tiefen Urwäldern, konnte Susdal sich in Ruhe erst zum Marktplatz, dann zum Fürstensitz entwickeln.
Die Wälder drumherum, sowie die Abgelegenheit in den ewigen, platten Weiten boten Schutz vor wilden Horden und organisierten Angriffen.
Nachbarschaft war hier eben sehr weit weg, und Nachbarschaft bedeutete im Mittelalter oft nichts Gutes.

Susdal liegt zudem noch auf fruchtbarem Boden, noch heute ist die Stadt von Weizenfelder umgeben, die vielen Zwiebeltürme und Kirchen tauchen nach 40 minütiger Busfahrt diesig in der feuchtheißen Sommerluft am Horizont auf.
Zwei Kilometer vom Zentrum entfernt allerdings, entladet der Bus seine Fracht, alles steigen in irgendwelche Taxis, ich aber laufe…. ahne das Zentrum vor mir.

Heute noch ist Susdal ein Kleriker Zentrum mit drei aktiven Klöstern, einigen auffäligen Kirchen und einer großen Geschichte,  ziehe durch ein überschaubaren, sehr touristischen Ort.

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In Susdal ganz wichtig: Honigbier, abgefüllt in allerlei Flaschen für die Einwohner ein wichtiges Geschäft.
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Auch Susdal kommt an Lenin nicht vorbei, (im Hintergrund die obligate Leninstatue) allerdings hier auch mal mit Hinweis wer Parnerstadt ist.....

… Schwere Schritte nach Wladimir …

So, mal wieder eine Meldung vom weitesten Land der Welt.
Über 30 Grad, Waschküchenluft, Dauerschwitzen. So sahen die letzten Tage aus als ich raus aus der moskauer Region ins neue Gebiet einwanderte; die Vladimirskaya Oblast (Gebiet Wladimir) eines der Kernstücke altrussischer Historie.

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Wieder ein neues Stück Russland erreicht: die Wladimir - Oblast; mit 29.000 Quadratkilometer so groß wie Brandenburg, und mit 1,4 Mio Bewohnern immerhin größer als die Republick Estland.

Eigentlich wollte ich noch einiges über das Moskauer Land berichten, schaffte es aber einfach nicht, zu sehr beanspruchte das Wandern, Überleben und Durchkommen den Alltag auf der großen Straße.
Heiß ist es momentan im Alt-Russischen Herzland, weit und flach, vielleicht auch etwas langweilig weil nun viel dünner besiedelt die flachen Waldlandschften noch eintöniger wirken.
Das dachten auch schon vor 950 Jahren die Übersiedler aus dem eigentlich viel fruchtbareren Gebiet der südlichen Kiever Ebenen, wo allerdings permanente Überfälle türkischer Nomaden die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden viele Menschen in den Norden trieb.
Dort ins „Salessje“, dem Hinterwaldland war dan erstmal Frieden angesagt, neue Herrscher im neuen Land kultivierten die damalige Siedlung Susdal zur regionalen Reichshauptstadt, gründeten nur wenig später 30 km südlich davon Wladimir-Stadt, auf einem einsamen Hügel der fantastischen Übersicht wegen.

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Weites, plattes Waldland. Von hier oben aber mit Übersicht in die Ferne um auch hier allerlei Eroberer früh genug zu erkennen...

Ein wichtiges Zwischenziel auch auf meinem „Camino Russa“, die Stadt Wladimir, (345.000 Einwohner) 180 km östlich von Moskau. Einst der mächtigste ostslavische Staat, gilt der Wladimir Rus, (Fürstentum Wladimir-Susdal) zudem als Wiege der großrussischen Sprachentwicklung.
Auch wenn dieses Reich wenig später auch hier oben in den unendlichen Wäldern letztlich keine Ruhe fand, erst durch die Belagerung und Zerstörungen der Mongolen im Hochmittelalter, dann wegen innerer Kämpfe, final übergehend ins spätere Moskauer Reich (Moskau – ein Kind Susdals…), besteht seine Größe noch bis heute im historischen Bewusstseins der Russen.
Die Großstadt Wladimir als auch das (heute) viel kleinere Susdal sind ganz wichtige Touristenorte im Land, selbst die berüchtigten Chinesen-Reisegruppen tauchen hier wieder auf.

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Kennt jeder aus dem russischen Geschichtsunterricht: Die Mariä Entschlafungs Kathedrale (was auch immer das heißen mag) und weiter rechts die kleinere Demetrius Kirche in Wladimir-Stadt.

Aber erstmal hier anzukommen war schon ein hartes Stück:

Wie eben im Mittelalter (oder davor) war – und ist es noch heute, ein wahres Abenteuer all diese Orte rein zu Fuß zu erreichen.
Ob wie damals auf den alten Pflasterwegen, erstmals angelegt vor 500 Jahren, oder den uralten Trampelpfaden, den ersten Straßen überhaupt, bewegt sich der Mensch mit den eigenen Füßen einfach viel authentischer fort, viel intensiver als jemals mit dem Auto, der Bahn oder selbst dem Fahrrad….
Dieser ureigene Kampf, lediglich zwischen Schuhsohle und all den Kilometern ausgetragen, kombiniert mit all diesen eben eintönigen Stunden einer ur-menschlichen Langsamkeit, lässt es mich immer wieder faszinierend feststellen: Heute diese hypermobilisierte Welt zu Fuß zu „erobern“ dürfte noch ein wirkliches Abenteuer sein.
Bonusmeilen, AIDA-Seemeilen, oder ausdauernd im Sitz des Globetrotter-Wohnmobils, alles hat seinen Platz, seinen Reiz, nichts ist besser oder schlechter, aber letztlich schlägt es sich zu Fuß doch noch so komplett andersartig übers Land …. eben so wie noch zu Zeiten der großen Entdecker …

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Heißhunger-Attake im reinsten Chaos von Lakinsk, einem Ort wo es auf jeden Meter zu dramatischsten Sachen kommt, Mega-Baustelle kilometerweit; LKW's, Autos, Bagger, alles kämpft um jeden Zentimeter, Fußgänger retten sich kletternd davon, irgendwo dazwischen denn ich + Wanderwagen.

Immer wilder wurde es auf der Straße nach Osten.
Vorher hatte ich im Ort Petuschki noch keine Ahnung was auf dem „Higway to Hell“ alles so kommt…

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Die 14.000 Einwohnerstadt Petuschki versucht mit Blumenkübeln wenigstens punktuell etwas schöner zu sein. Hier scheiterte ich (mal wieder) an der Sprachbarriere im Handyladen, konnte es nicht mit neuen Guthaben aufladen.

Auch wenn’s sich ganz einfach anhört: Im Sommer wandern, ist viel einfacher als im Winter…. stimmt nicht, ich schwitze wie ein Wildschwein (sagte mein Papa immer so…) und wie gesagt, mal im Busch Pipi machen (schlimmer noch mehr..) – mission impossible – eben der allgegenwärtigen (!) Moskitos wegen, ist kaum möglich.
Dank Mc Donalds, alle 10 km hier auch in Russland, gehts besser auf den immer schön sauberen Toiletten (besonders nach einem Cappuccino am Morgen) – wobei ich es im Wald lieber mag, aber eben ohne ca 10 Mückenstiche am Allerwertesten, pro Sitzung.
Die Körperhygiene läuft gut dank einer stets gefüllten Plastikpulle (leere Mineralwasserflaschen, aufgefüllt mit Leitungswasser) solange ich Abends am Zelt bei der Outdoorwäsche nicht zerlegt werde von allerlei Blutfliegen und Co… suche mir deshalb ja immer eine ganz große Wiese, wo die Viecher nicht sind.

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Abseits der Straße ist dann Ruhe: Mückenplagen sind hier draußen mitten auf der Wiese kein Problem mehr.

Aber mittlweweile stinkt einfach alles; die Klamotten stehen nahezu von selbst, kann sie nicht einfach mal waschen…. wo trocknen und überhaupt wann?
10 Stunden täglich sind nötig um 30 Kilometer bei der Hitze einigermaßen gut zu schaffen. Internetkram kommt noch spontan dazwischen wenn mal eine Tankstelle mit Cafe + WiFi wirbt (letzeres dann aber nicht funktioniert).

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Wieder reich gedekt, das Buffet Wanderleben. Erst nackt machen, mit Wasser abreiben, abtrocknen, und dann rann ans Buffet.... danach baue ich das Zelt weiter hinten im hohen Gras auf und schlafe sofort weg.

Mindestens 15 Euro vertilge ich täglich, wobei die Preise in den Läden dank des Rubelsturzes für mich einigermaßen billig sind, verputze ich dafür unangenehm riesige Mengen; zwischen 4500 und 6000 (!) Kalorien zähle ich gut und gern nach einen ganz normalen Wandertag… reichlich Bier kommt noch dazu.

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Extreme Wetterumbrüche, so wie hier bei der Ankunft in Wladimir überraschen mich immer wieder. Weltuntergänge in 30 Minuten; Straßen werden zu Flüssen, Gullys laufen komplett über. Wanderwagen und Wanderer retten sich in letzter Sekunde unter Plastikplanen und Regenponscho...

So, jetzt noch einige Eindrücke aus Wladimir, wo ich jetzt ganze zwei Tage bleibe, zu Gast bei einer tollen Familie die sich für mein Wanderprojekt begeistern.
Wladimir: Mal ein echt historischer Leckerbissen im ansonsten sozialistischen Einerlei vieler, vieler Kilometer….

Uff, da sitze ich nun …. treffe Anna und ihren Freund erst gegen Abend, ruhe mich jetzt einfach nur aus soviel es geht…. hier in Wladimir, genau auf Kilometer Nr. 1098 in Russland.

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So schwarz wie ich aussehe, fühle ich mich auch; 180 km dauer-wandern seit Moskau, bei der Affenhitze haut auch den stärksten Russen um ...

Und nochmal Moskau.

Auf nach Osten…. aber sowas von: Jetzt über 9000 Kilometer nur noch in diese Richtung.

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Aaaaaufstehen: Früh raus gings von meiner letzten Moskauer Couch, um es dann raus aus der Stadt zu schaffen.

Tolle Gestgeber mal wieder; voll der Bauch mit Plov (gleich zum Frühstück) und so viele Eindrücke mal wieder von Menschen die so sehr anders sind als dieses permanente Klischee des typischen Russen.
Immernoch glauben ja die Deutschen, dass bei den Russen der Wodka schon morgens aus dem Wasserhan kommt, dass sie ja so anders seien…
Mikhail und Irena spiegeln den klassischen Mittelstand ihres Landes wieder; viel gereist, gut ausgebildet und irgendwie Cosmopolitisch, gut informiert, voller Wünsche für mehr Harmonie auf unserem Kontinent.
Und: Der einzige Wodka im Haus, eine klitzekleine Flasche, dient Irena als Fleckenlöser für die Kleidung.
Soviel zum gängigsten Klischee.

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Hier verbrachte ich die letzte Nacht, in einem der vielen Hochhäuser des Moskauer Ostens.
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Wieder mal nicht wirklich Fußgängerfreundlich, der Weg hinaus aus der Stadt durch den großen Vorort Balaschicha.
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Noch über 30 km vom Zentrum entfernt wachsen die Wohnkasernen in die Höhe. Billig zu haben, Wohnungen in Balaschicha sind noch viele frei.

Etwas weiter war es dann endlich geschafft: Ich schaute zurück, sehe im diesigen Licht einer späten, sehr heißen Sonne die letzten Hochhäuser dieser Stadt.
Vor mir der unendliche Osten, sowie eine Wiese, ein Wald.

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Bloß nicht in den Wald; nur etwas im Freien gibts kaum Probleme mit Moskitos und Co. die Plagegeister scheuen offenbar freie Landschaften.

16.07.2016.
Noginsk ( 98.000 Einwohner )

34 Grad heiß; Russland = Tropenwetter & Hitzekoller.
Schwülheiß drückte der russische Sommer voll auf die Tube, schleppte mich nach langen, staubigen Kilometern durch Noginsk, einer ansich recht schön angelegten Stadt mit kleiner Autofreien Zone, davon abseits der wohl lebendigste Ort gastronomische  Beisammenseins; der örtliche Mc Donalds, offensichtlich mehr frequentiert als jegliches einheimisches Lokal.
Hier fand ich kaum Ruhe um zu schreiben, zu posten, fleißig sein mit all den E-Mails… bekam richtig Schwirigkeiten mit dem Tablet-PC, ärgere mich und mache das Ding aus.

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In Noginsk wollte ich eigentlich in Ruhe einen Wanderleben - Bericht erstellen, scheiterte aber an technischen Problemen aus den Tiefen der digitalen (Un)möglichkeiten. Bild: Zentrum von Noginsk

Noginsk wäre mit seinen 50 km Entfernung noch als „Satelit“ Moskaus zu verstehen, und immernoch wohnen hier nicht wenige die stundenlang über die verstopfte Straße dorthin täglich pendeln.
Billig im Vergleich sind hier draußen die Wohnungsmieten, gebaut wird allerdings kaum noch weil selbst schon hier die Bevölkerung schrumpft.

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Typisch für russische Städte: Schattige, lange Baumalleen, hier aus Lindenbäume in Noginsk auf dem Weg hinaus aus der Stadt.

Hinter Noginsk machte ich wieder den Fehler ins grüne Dikicht ein Fraß der Moskitos zu werden.
Zu müde gab ich einfach auf noch lange nach freien Wiesen zu suchen.

17.07.2016.

Ziemlich stressig alles rund um den Computer; mehrere WiFi’s funktionieren nicht, das Ding spielt komplett verrückt, Angst vor einem Virus auf der Platte zehrt an den Nerven.
Dazu eine Affenhitze auf langer, eintöniger Strecke.
Aber praktisch läuft einfach alles prima, solange es nichts mit irgendwelchen Hochtechnologien im Kommunikationsbereich zu tun hat.
30 km später wirds dann richtig schön, ca 85 Kilometer jenseits von Moskau:

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Auf der duftenden Sommerwiese. Keine Mücke, kein Computervirus nervt hier und jetzt. Durchatmen.

Reale Welt ja – Digitale Welt: Nix….

Liebe Leute, eine erstmal kurze Meldung vom Weltweg, mittlerweile fast 100 km hinter Moskau. Kaum WiFi, und Probleme mit dem Gerät….hoffentlich kein Virus, das Ding lädt, und lädt pausenlos irgendwas…. macht somit alles langsam bis unmöglich…
Wandern, durchkommen, Essen, trinken alles perfekt, aber diese Technik hier überfordert mich, nichts funktioniert ……… puuuhhh..

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In der realen Welt komme ich vorran, schaffe aber in der digitalen Welt momentan garnichts....

Abenteuer – Kreml

Und es könnte doch gehen: Mikhail empfängt mich samt ganzer Familie zum Nachmittag, und ja, jede Menge Plov, dieses fantastische Reisgericht steht Kiloweise auf dem Tisch…. wenn auch mein Versuch zur Rettung des großen Coverbildes im Kreml für Aufregung sorgt, ja Aktivismus: Plötzlich finden sich ein großes Plakat, sowie einige dicke Filzstifte und mit allen zusammen ist es fertig: St. Petersburg – 10.000 km – Vladivostok … das Schauplakat für den Rekord-Spaziergang um die halbe Welt.
Ok, jetzt aber noch (eben) rüber zum Kreml….
Draußen strahlt die Abendsonne, jedoch schon tief und lang werden die Schatten….
18 Kilometer über die Avenue hinein in die City heißt es nun, der Wanderwagen muss mit, zerlegt im Kofferaum.

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Die ganze Familie geht rann: Schnell malen wir das Projekt-Plakat fertig für mein Kreml-Foto.

Ich fass es nicht, erst aufgegeben und nun noch Hoffnung es zu packen; die Tage vorher waren entweder zu dicht, oder ich war einfach zu müde…. was sind schon 3-4 Tage in so einer Stadt?

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Alle dabei: Opa, Mama, Papa und jede Menge Plov, mein absolutes Lieblingsessen hier in Russland.

Vorbei an den Wolkenkratzern schaffen wir den Weg in die Stadt recht schnell, jetzt um halb neun gehts ja noch soeben. Doch mitten drinn, am Kreml mit seinen Zwiebeltürmen und hohen Mauern wäre es einfacher einen Koffer mit einer Million Dollar zu finden als mal eben so zu parken.
Also bleibt Mikhail im Auto, steht fast neben der Basilius Kathedrale, der heißbegehrten Kulisse, Limousinen, fette Geländewagen und Ferraris dröhnen links und rechts, Polizeisirenen hier und da…. ich bin super-Aufgeregt, bastel schnell den kompletten Wanderwagen zusammen, und laufe los, der Großvater dabei als Fotograf, auch wenn wir kaum die Sprache des jeweils anderen verstehen, egal…

Fast schon zu dunkel, aber rann … jetzt oder nie, doch dann das: Polizei umzingelt uns, schnell wird klar dass mein Bollerwagen auch leicht eine Atombombe transportieren könnte, aber die wachen Sicherheitsleute erkennen offenbar hiermit kein Drama.
Vielmehr ist es das Plakat: Demoartige Fotos, Plakat-Motive sind im Kreml nicht erlaubt.
Ich werde fast ohnmächtig; bei allem Glück im letzten Sonnenstrahl zwischen den Türmen noch alles zu schaffen, werde ich gestoppt.
Mit leeren Augen hocke ich danieder, und nehme nur nebenbei wahr dass nicht wenige Passanten, Touristen auf die Polizei einredet, sie überreden zu verucht doch noch ein paar Bilder zu erlauben.
Erst als ein unscheinbarer Mann recht bestimmend auf Englisch sagt, „only two, tree Pictures“ schreite ich fix zur Tat.

Komischerweise waren die Ordnunhshüter von dannen, einfach weg…. Mittlwerweile versammeln sich mehr Leute, wollen alle fotografiert werden mit mir und dem „St.Petersburg – 10.000 km – Vladivostok“ … scheint wohl jeder zu verstehen.
Irgendeiner macht schnell mit meinem Handy Bilder.
Ich posiere, etwas höher…. mehr links rufe ich….

Und dann schnell weg….

Was auch immer mich hier gewähren ließ, ich will es nicht strapazieren, sprinte mit Wanderwagen und Pappe ratzfatz vom Platz.
Auf gehts zurück an den Stadtrand.

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Bild im Kasten; viel Rummel, viel Aufregung. Vielleicht soll es das Coverbild für ein Buch werden was ich nach Vladivostok schreibe.

Auf dem Weg zurück erfahre ich vom Mikhail was der Großvater so verstanden hatte; dieser Mann der mich gewähren ließ, sei vom KGB, und kenne mich ….
Mir schauderts, binnich jetzt schon so bekannt in Russland?

Immerhin: Heut Mittag im Cafe wurde ich von einem jungen Mann angesprochen, er erkennt mich wieder.
Heute Morgen war mein Film vom Reportertreffen in Tver rausgekommen, wir machten ein Foto zusammen..
Jetzt weiß ich warum ich nun so bekannt bin …

(Link zum Film folgt, weiß eben nicht wie man hier Links einbaut…….)

Dreimal Moskau…

… hatte ich erleben dürfen.
In drei Teilen dieses urbanen Ungeheuers gewohnt; erst im „Jazz House Hostel“ eingeladen, im südlichen Teil der Innenstadt, dann bei Evgeni im Nordwesten, beim großen Metropol Einkaufszentrum an der Leningrad-Straße, über der ich ja in die Stadt kam, dann bei Mikhail & Irina, weit im Osten der Metropole, 18 km vom Kreml.

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Endlich ist es soweit: Das obligatorische Haupstadt-Guinness, diesmal in Moskau mit Gastgeber Evgeni. Mittlerweile eine große Wanderleben - Tradition, das Irische Gold vom Fass in jeder Haupstadt zu fröhnen.

Allerdings wird’s nun erstmal was dauern bis zum nächsten „Capital-Guinness“, weil die nächste Haupstadt, Soul (Südkorea) 11.000 km weiter liegt…. also genießen und mal vergessen dass der Pint 5,€ kostet. (wie in Irland auch) und lade sogar meinen Gastgeber ein.

Evgeni ist speziell; er wohnt in einem der einfachen Hochhausviertel, sieben, acht Stockwerke hoch, und eigentlich recht schön voller Bäume fast schon wie eine Waldsiedlung.
Zumindest jetzt im wirklich warmen moskauer Sommer lebt es sich gut hier. Grün und hoch ragen die meist aus Eschenblätrigen Ahörner sowie Birken bestehende Baumbepflanzung zwischen den einfachen, aus weißen Ziegeln unverputzten Bauten.

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Typischer Wohnbau in Moskau aus den 50er Jahren.
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Eine Matratze bei Evgeni. Wärend er 12 Stunden arbeitet, bleibe ich entweder Daheim, kann auschlafen, oder gehe hinaus in die Stadt. Dafür bekomme ich extra einen Gäste-Hausschlüssel.

Ob es wohl heute geht mit dem Pappschild im Kreml?
Für mein Projekt, eben auch für das Buch über die Ewig-Wanderung durch Russland, wollte ich unbedingt noch dieses Foto schaffen: St.Petersburg – 10.000 km – Vladivostok. Am besten direkt vor der Basilius Kirche.
Doch ich fand erstmal kein großes Stück Pappe, eben nur Massenweise zum kauf. Evgeni war ja den ganzen Tag arbeiten (als Soft & Hardware Assistent einer großen Firma)
Und schwupp, der Tag war wieder vorbei. (War ja bei Lenin, usw.)

Drittes Treffen: Gestern mit Mikhail und Familie, ganz weit im Osten Moskaus. Strategisch perfekt gelegen, da ich ja von nun an strikt ostwärts marschiere, und somit den Weg aus der Riesenstadt gut fortsetzen kann, sowie betöhrt von der Einladung ganze Massen vom besten Plov in ganz Russland vertilgen zu dürfen, beschloss ich die Familie zu besuchen, blieb dort noch eine Nacht.

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Fast 30 Kilometer waren es zwischen Evgenis und Mikhails Häusern, 30 km quer durch die Megastadt die für Alte, Behinderte und Wanderwägen ein wahrer Alptraum ist; Treppen, Unterführungen, und Brücken sind massenhaft zu bewältigen. König Auto (mittlerweile 5 - Millionenfach in Moskau) hat hier absolut jedes Vorrecht.

Unterwegs im Wahnsinnsverkehr findet sich zumindest immer ein Cafe zum zurückziehen, besinne mich der urbanen Übergröße, sortiere im Kopf und Herzen all diese Eindrücke.
Zu Fuß einmal quer durch Moskau, auch ein Abenteuer für sich.

… Ganz besonders einprägsam und typisch im Stadtbild sind „Stalins sieben Schwestern“, diese auffälligen Monumentalbauten der späten 40er und frühen 50er Jahre, eben von Diktator Stalin selbst in Auftrag gegeben, ursprünglich sollen es acht werden, verteilen sie sich im gesamten, inneren Stadtbereich.
Alle konnte ich nicht direkt fotografieren, zu weit auseinander alles, zu groß die Stadt.
(Zwei der „Schwestern“ in der Galerie sind Neubauten, gehören lediglich vom Baustil (Monumental-Klassizistisch) zur Liga, und daher nicht historisch echt)

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Noch 8 Kilometer.... einmal quer durch Moskau zu Fuß. Auch ein kleines Abenteuer.