Die neuen Kathedralen unserer Zeit…

Moskau ( 16 Mio Einwohner ) 12.07.2016.

Gestern war ich ja im modernen Moskau unterwegs, zugegeben etwas faul in futuristischen Ambiente aus Stahl, Glas und Neonlichter, die billigen Kalorien von Mc Donalds notgedrungen essend, da hier in dieser eigentlich sehr teuren Stadt die anderen Gerichte in all den unzähligen Lokalen, zwar mit 10 – 12 Euro nicht so astronomisch teuer wie in Paris sind, aber in ihrer Winzigkeit eine Lupe erfordern; das russische Klischee von sich biegenden Tischen, deftigen Portionen und randvollen Krügen war wohl sicherlich zu Juri von Susdals Zeiten existent, aber heute im mondänen Moskau eine Sache die man suchen muss.

So richtig satt wurde ich bei dem ohnehin heiklen Drahtseilakt zwischen Super-low-Level Budget und erfüllender Gastronomie bisher hier nie.
Wie überall auf der Welt, vor allem in den Metropolen simuliert sich eine künstliche Mangelwirtschaft zu unverhältnismäßigen Preis-Leistungs Orgien, die allerdings eher auf ein rituelles, ästhetisches Kunstwerk auf den schwungvoll desigeten Tellern schließen lassen, und die Nahrungsaufnahme eher zur Nebensache degradiert.
Gefällt mir ja auch mal.
Aber wenn doch der Hunger da ist, was dann?
Hab doch nur 62 Kilo… seufz…

Noch günstig ist Moskau da wo es am modernsten ist, in den Mega Shopping Malls, wo Masse vor Klasse irgendwie (fast) jeden bedient, freie Toiletten, billiges Fast Food, (Pop)Musik beschallung, freies Internet (WiFi) und jede Menge Leute gucken wirkt wie ein Urlaub auf dem Clubschiff AIDA.
Abschalten und Gehirn Zuhause lassen…. das tut auch mal gut.

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Europas gewaltigste Shopping-Mall, der riesige Aviapark. Erst vor zwei Jahren eröffnet, ein Magnet für Menschen, wie eine neue Kirche des Konsums die Massen berauschend.... ein spannendes Thema unserer Zeit ...
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Hier gehen die Moskauer hin, und kaum ein Tourist. In den Irrwegen der Monster-Mall sich treiben lassen, sich einfach verlieren in schwirrender Gemütlichkeit.
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Und dann ein Käffchen mit Korallenriff-Blick. Unglaublich, ein 20 Meter hoher Meerwasser - Aqua-Zylinder inmitten des Einkaufparks. Die Fische sind echt, die Korallen allerdings aus Plastik.

So ganz neu ist das Phänomen allerdings auch nicht.
Ich ziehe weiter um die Mutter aller Shopping Malls zu finden, was ganz leicht ist; gleich direkt am Roten Platz prangt stolz und voller Prunk das alte, ehrwürdige GUM Warenhaus.
Streng genommen eher eine Ur-Shopping Mall, weil in ihrer Architektur der heutigen, modernen Glaspaläste immernoch sehr ähnlich, wenn auch in einem faszinierenden Charme nostalgischer Elemente aus Großmutters Zeiten.

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Unferfehlbar, die weißlichen Fassaden des weltberühmten GUM Kaufhauses, direkt gegenüber vom Lenin Mausoleum am Roten Platz. Seit über 100 Jahre die Top Adresse der feinen Moskauer.
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Dennoch den Vorbildern aus Milano und Paris in den 1880ern nachempfunden, das "Glawny Uniwersalny Magasin" (GUM) was "Hauptwarenhaus" heißt, erlebte schon viel; unter den Zaren erbaut, war es lange Zeit bei den Kommunisten geschlossen und Verwaltungsgebäude, dann nach und nach wieder ein Gegengewicht des heimlichen Kapitalismus in der UdSSR zu Berlin und Co.
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Bis hier trugen mich meine Treter....auf mondänen, geschliffenen Kalksteinfliesen wandel ich umher, träume von einem Espresso dort hinten, für drei Euro ...
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Und noch ein Bild vom Roten Platz... der eigentlich viel später aufgrund seiner politischen Geographie als "Rot" betietelt wird; schon ganz weit vor Marx & Engels nannte man diese zentrale Fläche einfach "schönen Platz" was in der russischen Sprache eben synonym mit der Farbe "Rot" ist. Wie der Zufall es wollte passte das Rot dann Jarhunderte später eben auch zur Politik. (Bild von der Basilius Kirche aus mit Blick über den Platz)

Mega – Malls, sozialostische Bausubstanz, orthodoxer Schnörkel, Zwiebeltürme und ab und zu eine dröhnende Tupolev am Himmel… Moskau ist sowas von stark, dermaßen persönlich, identitätsvoll… ich bin begeistert.

Zu Fuß bis Lenin…

Moskau ( 16.000.000 Mio Einwohner ) 13.07.2016

Drei Tage Moskau sind alles andere als Erholung, die ich eigentlich nötig hätte.
Zu sehr latsche ich mir die ohnehin geschundenen Füße ab in dieser so weitläufigen Stadt, kann mich aber glücklich schätzen diesmal bei Gastgeber Evgheni im Nordwesten der Stadt, ca 10 km vom Zentrum entfernt, untergekommen zu sein.
Allerdings arbeitet er soviel, dass wir uns nur ganz kurz Morgens und Abends sehen… aber heut Abend wollen wir uns treffen auf das obligatorische Hauptstadt-Guinness vom Fass. Eine wichtige Wanderleben-Tradition.
Deshalb dann mal später mehr über ihn.

Gestern war ich noch im modernen Moskau unterwegs, erkundete die Kultur der Shopping-Mall und zak, ein ganzer Tag war wieder vorbei.
Höchste Zeit also heute, am vorletzten Tag, Genosse Lenin einen Besuch abzustatten; Der liegt ja bekanntlich in seiner Panzerglasgruft, der Öffentlichkeit zugänglich, was dann eine gute Stunde Anstehen bedeutet.
Aber bei aller Abneigung meinerseits gegenüber touristischer Massen-Hotspots, sehe ich das beim lieben Wladimir Lenin nicht so, fühle mich seltsam angezogen von dieser kuriosen Schau..

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Ein kurzes Spiel; nur 30 Sekunden umlafe ich im bedächtigen Gehschritt zur Hälfte den seit 92 Jahren hier balsamierten Lenin. Bild: (c) PA/akg

Logischerweise strenges Fotografierverbot hier an diesem so kühlen, unheimlichen Ort, und überhaupt, immer wieder stand und steht zur Debatte den großen Führer von einst, entgültig zu beerdigen. Zuletzt war es Boris Jelzin in den 90ern der mit diesem Vorhaben scheiterte.
Zu sehr eingefahren nach all den Jahren (Lenin verstarb 1923) ist der Kult seiner „schlafenden Anwesenheit“ im Kreml. Doch mittlerweile zeigen Umfragen im Land, das die Mehrheit der Russen ihren alten Lenin seine verdiente Ruhe unter der Erde gönnen.

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Direkt am Roten Platz: Das Lenin Mausoleum, öffentlich und kostenlos zugänglich.
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Tja, so kanns gehen: Stalin veranlasste gleich selbst neben Lenin heroisch aufgebahrt zu werden, was dann 1953 nach seinem Tode auch geschah, doch sein seeliger Diktatorkult währte nur kurz in aller Herrlichkeit feiner Balsamierungskünste; der nächste Chef im Kreml, Nikita Chruschtschow, ließ Stalins Leiche gleich hinter dem Mausoleum einbuddeln. (Ganz links im Bild, sein Grab)

Jaja, von Recklinghausen bis durch Lenins kühles Schlafzimmer trugen mich die müden Füße bisher, beeinduckt ob in eigener Sache, oder auch in historischen Dimensionen; die schwüle Sommerwärme ertrage ich um so mehr mit Fassung voller Energie das alles hier zu verstehen.
Leider – oder auch zum Glück, versperren die meterdicken, roten Mauern den größten Teil des Kremls. Dort stehen gleich drei  wichtige, goldverzierte Kirchen, sowie die verschachtelten Regierungspaläste von Zar Putin, die ich hinter all dem historischen Mauerwerk nur ansatzweise erkenne.

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Den Kreml (= Festungsanlage) bildlich zu fassen ist nicht ganz einfach; wärend die roten Mauern mit ihren Wehrtürmen den ältesten, historischen Teils der Moskauer Keimzelle umfassen, liegt gleich daneben, markiert von der weltberühmten Basilius Kathedrale, der Rote Platz als "offener Teil" des Kreml - Esembles.

Moskau hatte sich damals einfach durchgesetzt, maßgeblich genau vor 869 Jahren, zur Zeit der vielen kleinen Reiche in diesem Gebiet, die natürlich wild miteinander streitend auch noch fremdbeherrscht von einer Mongolischen Besatzung alles Andere als einig waren.
Bis eben ein Juri von Susdal mit seiner historischen Einladung “ Kommt doch zu mir nach Moskau“ die umgebenen Fürstentümer in einem Gelage von drei Tagen überzeugte, zusammen ein russisches Reich zu bilden.
Das war auch nötig, denn nur so gelang ein stärkerer Wiederstand gegen die „Goldene Horde“ jene Mongolen-Besatzer die bis heute noch in der historischen Schuld stehen, Russland im gesamten Hochmittelalter an jeglicher Entwicklung behindert zu haben.

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Mit der historischen "Einladung nach Moskau" von Juri von Susdal, von 1147, besteht bis heute dieser Gründungsmythos von Moskau. Zu dieser Zeit war auf dem Gebiet des Kremls eine für damals typische, hölzerne Wehranlage ansässig.

Wie die Geschichte(n) so ihren Lauf nahmen, hatte die Siedlung Moskau auf grund ihrer zentralen Lage zwischen all den anderen, teils rivalisierenden Städten und Siedlungen einen strategischen Vorteil: Handelswege von Süd nach Nord, aber vor allem in Ost-West Richtung, machten den Fürsten die Entscheidung leichter an den Moskwa Fluss die Anlage auzubauen.
Tver, die bescheidene Unbekannte heutzutage, war ebenfalls als heftiger Konkurrent fast zur selben Macht gelangt, wurde aber von Moskau eingenommen. Interessant: Wäre damals ein anderer schlauer Fürst zur anderen Zeit eben im nahen Tver zugegen gewesen, würde heute dort die russische 16 Million Haupstadt sein, und Moskau dessen Satelit…

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Die von mir vergessene Kirche, oh je... einst auch noch unter Stalin (1931) in die Luft gejagt, weil er ein Symbol der vorangegangenen Zaren Macht in seinem neuen Reich nicht duldete.
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Da ist sie wieder: Die Christ-Erlöser-Kathedrale, komplett neu aufgebaut zwischen 1995-2000, heute das größte und auch wichtigste, Orthodoxe Bauwerk der Welt (108 Meter hoch).

Mein Streifzug durchs alte Moskau; überladend viel, zwar nicht antik, aber so extrem aufgeladen jüngerer, brisanter Geschichte dass die Luft hier nahezu knistert.

Die 17-größte Stadt der Welt…

Was? Nur Platz 17 für Moskau?
Hörte ich mittlerweile öfter als ich mit Russen ins Gespräch über ihrer Großmetropole komme. Sagen mir „irgendwas mit Platz vier oder fünf“ – müsste es ja schon sein (!?)

Jaja, dieses Tokyo da hinten in „Japonia“ soll schon immer größer gewesen sein, und dann noch ein, zwei Chinesische Städte, – keine Ahnung wie die heißen, und dann war da noch dieses Mexiko City.
Aber dann kommt doch schon Moskau, oder?

Warum alle auf diese Welt immer an Mexiko City denken, wenns um die größte Stadt der Welt geht, ist mir als Demografie Interessierter ein Rätsel, war diese doch nie auf Platz eins der Welt, aber offenbar prägt sich der einfache Name besser ein als eben Jakarta, Soul, oder Delhi.

Moskau steht jetzt mit genau 16.000.000 Menschen knapp hinter New York (17 Mio) und vor Tehran (15,5 Mio/Iran) und Istanbul (15,5 Mio/Türkei)
Die Administrative, also die Gemeinde Moskau selbst hat offiziell 12, 3 Mio Einwohner, die eine Wohnerlaubnis vorweisen können. Die bekommt man wenn ein Arbeitsplatz + Wohnung nachweisbar sind.
Dennoch kommen weitere 1,2 Mio Ortsansässige dazu, meist Gastarbeiter aus Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan, – jene zentralasiatischen Länder, dessen Bewohner im Rahmen der GUS Freizügigkeit ohne Visum nach Russland dürfen.

Und wenn das alles noch nicht genug wäre, schwappt die Masse weit über die Stadtgrenze Moskaus hinaus; Insgesamt 24 Vororte wie Chimky, Balaschicha oder Reutov, selbst schon Großstädte, bündeln sich wie ein Kranz um die Haupstadt, blähen den eigentlichen Stadtkörper auf 2.360 Qadratkilometer auf, fast so groß wie das Saarland, aber mit dann 16 Mio Menschen acht mal bevölkerungsreicher.

Und das alles reicht nur für Platz 17 der größten Städte der Welt?
Nun ja, wenn wir einfach mal in Europa bleiben, dann, ja dann ist Moskau einsame Spitze; mit Abstand die Nummer eins auf dem Kontinent vor London (10 Mio) und Paris (9,6 Mio)

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Das neue Moskau, Wolkenkratzer und gewaltige Größen.

Komischerweise fühle ich mich hier freier, kann mehr Luft atmen als in Paris oder Berlin… der Grund: In Moskau gibt’s wegen der umständlichen Visapolitik viel weniger Touristen.
Ein wahrer Segen, hatte ich doch immer so sehr unter diesen unsäglichen Menschenmassen gelitten drüben im Westen.
Lediglich der rote Platz im Kreml ist rappelvoll, und es sieht so aus als drängen sich allein hier alle Reisenden.

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Der Moskauer Kreml (= Festung) ist viel gewaltiger als ich je dachte.
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Ich dachte immer dies sei der "Kreml"; die Basilius Kathedrale, wohl das erste Wahrzeichen Moskus, ja ganz Russlands. Also: Weder Präsidentenpalast, noch Putins Wohnung. Es ist eine Kirche.

Altes und neues Moskau, und wieder kommen die Petersburger Gefühle der Überforderung auf. Doch ich bin diesmal gelassener, gib einfach auf alles hier ansehen zu müssen…. was nicht einfach ist, da ja schon im Hostel, trotz aller Abgeschlagenheit meiner Knochen, die Nacht zu aufgeregt wilder Träume, unruhig verläuft; Moskau brummt da draußen, und ich will alles, alles sehen, erleben……

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Im Hostel informiere ich mich über Land und Stadt, und umgekehrt über's Wanderleben.

Zwei Nächte, fünf Kilometer südlich vom Kreml, schlafe ich für nur 500 Rubel (7,30€) im berüchtigten Mehrbettzimmer. Ein unglaublicher Preis für so eine unglaublich teure Stadt; letztendlich bekommt auch der Chef vom “ Jazz House Hostel“ Wind vom Wanderleben mit und gibt das Geld zurück; meine „Mission“ gefällt, der Deutsch-Russische Freundschaftsweg lässt somit auch Moskau nicht kalt.

Kontraste total, hier Kreml und goldene Kuppeln, dort – ca 8 km weiter –  Europas höchste Wolkenkratzer im nagelneuen „Moscow City“ Komplex.

Und wieder dampfen die Fersen. Wollte eigentlich mal ein bischen Faulenzen weshalb ich überhaupt ins Hostel ging. Einladungen bei Moskauern hatte ich reichlich, kann den Job aber nicht permanent machen.
20 Kilometer vom Hostel zu den Hochhäusern bis über die Tverskaja zum Kreml, und von dort wieder zurück zur Herberge, kommen rasch zusammen.
In die U-Bahn traue ich mich erstmal noch nicht, mag mich treiben lassen und will Moskau in Langsamkeit erleben.

….Ohne Struktur, ohne Plan….

Hineinspaziert in die Megalopolis

Was nahezu jeder entweder mit Bus, Bahn, Auto oder Flieger macht, erledige ich zu Fuß: Rein in die größte Stadt des Kontinents, Moskau begrüßt mit Hochhäuserfronten und Mega-Shoppingmalls, gewaltigen Wirrungen sich windener Autobahnen wo mir nichts anderes übrig bleibt, so zu tun als wäre es das normalste der Welt fußläufig in so eine Stadt einzudringen.

In einer Welt der Autos und schnellstmöglichen Lifts, extrem der natürlich, menschlichen Langsamkeit entwöhnt, ist es ja klar dass hier rein garnichts für Fußgänger, oder Radfahrer organisiert ist.
Keinen einzigen Radler sehe ich hier im Eingang zum urbanen Chaos, das lediglich und ganz allein eine wilde Arena des Automobils bleibt. Änderung nicht ansatzweise in Sicht.

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Immer weniger Platz, fast schon unmöglich erscheint irgendein Weg zu Fuß nach Moskau hinein.

Aber genau das ist es: Ein wirkliches Abenteuer in unserer heutigen Zeit; es zu schaffen rein zu Fuß durch diese Welt zu kommen.
Schon diese M10, die Fernstraße zwischen Moskau und Petersburg stellte mich all die Tage zuletzt vor fast (…) unlösbaren Aufgaben; Seitenstreifen mit seegroßen Pfützen nach den Wolkenbrüchen, teils mit tiefen Löchern, Leitplanken die todesgefährlich den ohnehin knappen Raum auf ein totales Minimum teilen, Baustellen mit abenteuerlichsten Aufgaben, dort es irgendwie zu schaffen auf Zentimetern nicht von einem 40-Tonner zerschmettert zu werden…

Doch es geht immer weiter. Irgendwie.

Chimky, der erste große Vorort Moskaus läutet nun entgültig ein großstädtisches Feeling ein, überall 20 – 25 stöckige Hochhäuser, viele noch im Rohbau zeugen vom Überlaufen der vollen Stadt Moskau.
Nun schwappt das nicht enden wollende Wachstum der Metropole weit über die administrativen Grenzen hinaus; Chimky, Balaschicha oder Reutov heißen die stark ins Umland greifenden Vororte, lassen Moskau nahezu unendlich ins weite Umland wachsen.

Einige Eindrücke aus Chimky, ganz weit draußen am Rande der Stadt:

Freitag Abend: Leider kein Bett in erreichbarer Umgebung. Wobei Anna aus Dolgoprudny mich über Couchsurfing eingeladen hat heute bei ihr zu nächtigen.
Keine Chance, der Blick auf die Landkarte führt zur Weißglut; kaum drei Kilometer Luftlinie entfernt, trennt dieser Moskau-Wolgakanal uns auf Lichtjahre…
Wie gesagt, keine Chance zu Fuß entweder über die Autobahnbrücke zu kommen, oder eben mit dem Zug. Dieser ist einfach zu eng für den dicken Wanderwagen, verzweifle daran dss es einfach völlig unmöglich ist dort drüben…. das andere Ufer ist zum Greifen nah, rüber zu machen.
Kein Weg, lediglich unglaubliche 10 – 12 Kilometer (!) kompliziertesten Umweges würden mich heut zu Anna führen.

Also dann, urban Camping ist angesagt, ziehe lang durch Grünanlagen umher, finde zwischen Schutt und gefällten Bäumen ein lausiges Plätzchen wo man zelten könnte… doch warum lungern gerade hier im Schlamm und Unrat diese komischen Typen herum?
Drei offenbar usbekische Männer sitzen da oben am Rande der hochgelegenen Straße und trinken Tee aus Termoflaschen. Kein noch so winziger Fleck hier ist unbewacht.
Entlang des eher verwilderten Weges am Kanal – drüben ragen riesige Wohnhochhäuser in den Himmel, ein ununterbrochenes Rauschen der Ringbahn, der vielspurigen Autobahn um Moskau, schallt durchs Dikicht.
Hier und da mal ein tiefer Busch, feucht und dunkel…. offensichtlich als Toilette für den einen oder anderen Spaziergänger genutzt, fällt als offenbar einzige Möglichkeit auch aus.
Ein noch wilderes Stück Buschwald, ab und zu mit altem Müll hier und da, lädt mich dann doch noch ein heute Nacht ungestört zu zelten.

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Auch das ist Moskau: Etwas Wildnis und schon ist ein Bett in der Stadt sicher.

Einfach auf der Parkwiese zelten geht ja bekanntlich nicht. Polizei, und schlimmer noch, Junkies, Besoffene oder Irre ziehe hier besonders Nachts ihre Bahnen.

09.07.2016.

Noch 20 Kilometer rein in die Stadt sind heute angesagt.
Ins Hostel will ich zuerst, bevor mich Gastgeber Evgheni bei sich aufnimmt, mag erstmal von allem pausieren wenn ich ankomme.

Weit außerhalb der Innenstadt, urbanes Allerlei des moskauer Nordwestens:

15 Kilometer weiter wirds dann dichter, aber nicht wirklich enger. Ich wundere mich über all den Platz und dem Raum hier in der Metropole; nur wenige Leute flanieren hier über die breiten Gehsteige, die Boulewards sind zwar reich an Verkehr aber schlimmer als in Berlin ist es hier nicht.
Überschaubar bleibt der urbane Jungle immernoch, es ist sauber hier, kaum Schlaglöcher und abgesehen von ständigen Unterführungen (ein Alptraum für Behinderte, Alte und Wanderwägen) läuft es sich perfekt auf breiten Wegen.

Ein Kaffee muss her. Ständig gibt es hier welche entlang dem Leningradsky Prospekt, Cafes mit WiFi, kann gut den Wanderwagen in Sichtweite vor’s große Fenster parken, bestelle den obligatorischen Cappuccino, der in Russland ja so gut ist, zahle dann aber satte 3,80€ für’s Tässchen….. uuuups, wilkommen in Moskau mit Metropolen Tarif. London & New York lassen grüßen. Der Alptraum eines jeden schmalen Portemonaies.

Jetzt muss ich mich klar verabschieden von (fast) allen gastronomischen Freuden. Sehr teuer kommt es jetzt, dieses weltweite Spiel über eine unfassbare (un)Moral, durch Horrormieten entsprechende Preise zu erzwingen.
Wie in nahezu jeder Metropole zwingen die oft sehr vermögenden Eigentümer ihre Mieter zu astronomischer Geldbeschaffung.
So eben das Bier oder der Kaffee, was dann dreimal oder fünfmal so viel kostet wie sonst im Lande, um die vielen hundert Prozente (Bier, Essen, Kaffe, kosten selbst nicht viel, – Personal erst recht) an Überschuss von unten nach oben auf’s einen der Kontos der reichen Immobilien Besitzer zu verteilen.

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Der Weg führt auch durch die Tverskaya, Moskaus reiche Meile in Richtung Kreml und roten Platz.
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Jetzt wirds heiß: Ich bin ganz aufgeregt....nach so langer Wanderung ist es in Sichtweite, da drüben durch's Tor zu erkennen: Das finale Herz der Stadt und des ganzen Landes.
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Und nochmal, weils so schön war. Angekommen in der Mitte des Zentrums. Wer kennt es nicht?

Selten bin ich so aufgeregt wie eben heute an diesem (roten) Platz, direkt im Kreml mit seiner weltbrühmten Kulisse der Basilius Kathedrale.
Genau hier fängt auch wieder total der Tourismus an, bahne mir den Weg durch die weltweit allgegenwärtigen China-Reisegruppen, laufe magnetisch angezogen auf diese Zwiebeltürme zu, bin total bewegt, total glücklich.

Was für ein Gefühl nach MOSKAU gewandert zu sein.

Angekommen in der Megastadt

… Im totalen Gravitationszentrum der Russischen Galaxis; eine Hauptstadt die noch über 10.000 km weiter das Sagen hat, eine Mega-Metropole in der ich mindestens fünf Tage bleiben will, um nur etwas davon zu verstehen wo ich bin.

918 Kilometer bin ich nun in Russland gewandert, 3474 km seit Recklinghausen, und 8724 km insgesamt mit Jakobsweg nach und von Santiago. (Spanien)

Von nun an werde ich konkret nach Osten ziehen, bis zum Etappenziel Kazan nahe dem Ural, 820 Kilometer bis zum 27. August.

Und mit dem neuen Visum dann, sind die restlichen 8720 km bis Wladiwostok ja kein Ding, oder?

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Im Herzen des Riesenreichs, jaaaaaa, ich bin bis MOSKAU gewandert.

Zieht sich ganz schön….

05.07.2016

Die Straße wird wilder, und damit meine ich nicht die Vegetation sondern allgemein das Treiben, und die nähe zur Megastadt wird spürbarer.
Doch es sind noch über 150 km …. schlage mich diesmal etwas voreilig ins hohe Gras. Auch hier: Links und rechts immer nur Sumpf, Moor oder mal Wiese. Dazwischen zerfallen einst reich verziehrte Holzhäuser altrussischer Art.

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Nicht wirklich der idyllischste Platz zum Tagesende. Aber manchmal gibts eben nur kilometerweit Moor, Sumpf und dichtes Gras, voller Spinnen, Fliegen und ekligen Naktschnecken.

06.07.2016.

Ich wundere mich das all der monströse Verkehr, all die gewaltigen Monstertrucks mich einfach nicht mehr jucken, nicht nerven mit all dem Krach.
Zu sehr sitzt noch die Hölle einsamer Junglestraßen von einst, in den Knochen… der Wahnsinn namens Stechfliege und Moskito kommt hier eben nicht vor.
Ein Vorteil den ich nur noch mit jedem mich schneidenen 40 Tonner feiere…. kurios, aber wahr.

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Na, sollen wir mal tauschen? Mit dem Monstertruck mal durch die Welt?

Neue Oblast, neues Land:
Wieder überschreite ich eine Grenze, komme somit ins totale Kernland des russischen Universums, der Moskovskaya Oblast. Wie der Name schon sagt, das Moskauer Gebiet welches die Metropole umgiebt.

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Im Herzen des russichen Kernlandes; angekommen im Moskauer Gebiet.
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Mit 49.000 Quadratkilometer und 7,2 Mio Bewohner nahezu so groß wie Niedersachsen; die Moskovskaya Oblast, allerdings nur das Umland der gewaltigen Metropole, die für sich selbst als Stadtstaat eigenständig ist.

Besonders toll siehts hier eher nicht aus, irgendwie alles etwas ramschig, Baustellen und Pfützen groß wie Seen auf meinem Wege…. heftige Wolkenbrüche sorgen für ein wilkommenes Ende der Affenhitze vergangener Tage.
Dafür sind die Schuhe in Sekunden komplett durch. Mittlerweile über 1500 km haben die auf den Sohlen, sollen noch weitere 1000 km machen.
Zuerst aber werden die undicht, die Goretexdichtung kollabiert irgendwann nach all der Zeit, hier und da öffnet sich der Treter, was allerdings dem allgemeinen Laufkomfort keinen Abbruch tut.

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Ortseingang nach "Klin".
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80.000 Einwohner leben in der unscheinbaren Stadt Klin, die noch einigermaßen im Windschatten der noch fernen Metropole lebt; so wohnen nicht wenige hier wesentlich billiger als noch in Moskau, fahren deshalb täglich fast zwei Stunden in die Hauptstadt.

In Klin bleibe ich nicht lang, der Sog Moskaus zieht weiter an meinen Beinen…. arbeite mich durch den Verkehrskollaps, da diese M10, Russlands heftigste Straße, genau durch die Ortsmitte geht.
Die Sonne kommt wieder, die Schatten werden länger und auf einmal stoppe ich; diese herrlich weite Wiese…. da muss ich hin.

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Weit raus pflüge ich den Wanderwagen durchs hohe Gras, bis es leiser wird, sich der permanente Lärm der Straße fern anhört, und eine der schönsten Abende überhaupt mir bevorsteht.

07.07.2016.

Solneschnogorsk ( 56.000 Einwohner )

23 km weiter flüchte ich vor heftigen Regen in den nächsten Mc Donalds. Zwei Stunden Zeit um mit Mama und Freund Georg einfach nur zu tratschen, solange die WiFi Verbindung steht.
Das 1938 gegründete Solneschnogorsk wirkt schon viel Groß-Urbaner, trotz seiner geringen Einwohnerzahl, als „Satelit“ zur Nähe eines massiven Gravitationszentrums.
Großstädtisch wirken ja auch schon die ganzen Hochhäuser, kompakt und als sei ein Teil der Metropole hier weit aufs Land katapultiert….

Mann, ich könnte jetzt sowas von tonnenweise schreiben, mach ich auch bald, aber es überschlagen sich so viele Dinge; Einladungen zum Übernachten in Moskau kommen jetzt täglich in den Mail-Postkasten.
Journalisten kontaktieren mich, soll online Fragen beantworten, Treffen vereinbaren.
Ich lade mir die „Tagesthemen“ herunter, um noch zu überblicken was Daheim und in der Welt los ist.
Komme oft ins Gespräch mit all den Leuten die meinen Wanderwagen als Fernreise-Spezialgerät entlaven.
Muss schonwieder einkaufen, wieder der Bauch leer…. muss wieder auf’s Klo, muss zwei Freunden unbedingt eine Mail schreiben, muss planen wann ich an Moskaus Stadtrand ankomme um zu wissen wo ich wann bin, damit der eine oder andere Gastgeber mich empfangen kann.
Muss aber noch weitergehen…. bin im Verzug wenn ich soviel sitze….(der Regen lässt nach)

Bilder von der allgegenwärtigen M10, der heftigsten Straße des Riesenlandes. Mein Wohnzimmer. Tag & Nacht.

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Spazieren auf der Autobahn: Manchmal wirds echt eng, aber es ist nun mal der einzige Weg nach Moskau.

Happy Road Walking…. uuufff, aber ich komme voran, sitze jetzt in einem Cafe der vielen Gaz-prom Tankstellen, habe WiFi (was nur selten richtig funktioniert) und oh je, schonwieder 18 Uhr durch?
Zelenograd ist nahe, morgen erreiche ich den Rand der 15 Millionen Stadt, zelte wohl noch irgendwo dort wenns geht… und müsste zum Samstag das Zentrum schaffen.

Ich denke erstmal dort in ein Hostel abzusteigen….

Die warme Wolga…

04.07.2016

30 km hinter Twer muss ich unbedingt da rein; die Wolga, längst nicht der größte Fluss im Riesenland, sicher aber der wichtigste, auch für mich in Sachen Abkühlung.
Wobei heute zwei deftige Wolkenbrüche die Dauerhitze davonblasen, den Wolgastrand mal völlig frei räumt für mich…. ich bade auch gern im Schatten, beschließe den Wandertag im warmen, bräunlichen Wasser des großen Flusses.

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Mann, ist die warm heute die Wolga... Badehose an und ab in die Badewanne.
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Besser gehts nicht zum Tagesende: Schwimmen, und anschließend sauber sein. Perfekt.

In Twer hatte ich noch einiges einkaufen können, breite nun mein Buffet-Wanderleben auf den Sand aus.
Überraschung: Keine einzige Mücke schwirrt hier und zerrt am Nervenkostüm.
Klar, dafür höre ich das Dröhnen der Schwerlaster ja noch bis hierher. Die Straße ist gerade mal 100 Meter weit.

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Ein Prost auf Russland, auf das Wanderleben, auf euch meine Lieben 🙂
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Drüben am Wald zelte ich heute Abend. Hier direkt am Strand würde ich es am liebsten tun, doch wer weiß ob da die Nacht ruhig bleibt..
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Einen lieben Dank an Reporter Ruslan, der mir noch einige feine Biere aus Twer mit ins Reisegepäck gab. Sozusagen als Honorar für das Interview.
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Das Buffet an der Wolga ist eröffnet; Plov, das leckere und russischste Reisgericht, Hähnchenfrikadellen und Pivo.

05.07.2016

Uffff…. Wolkenbrüche wie in Endzeitfilmen krachen übers hochsommerliche Land hinein, scharfe Donner knallen gleich in Nachbarschaft jedes Trommelfell in Stücke, ABER: Ich genieße es sogar; solange die Sintfluten nur kurz anhalten, die Fluchten unter großen Weiden, Bushaltehäuschen, Tankstellendächer, gelingen, läuft der Laden.
Jedoch nur langsam; bin jetzt beim WiFi an der Gazprom (Tankstelle) trinke ein Käffchen und hab klatschnasse Treter, kann nur 25 km heut verbuchen.
Egal, noch 90 Kilometer bis zum Kreml, 60 km bis das urbane Monster mich in seinen Fängen hat…. MOOOOOSKAAAAU…. ich koooooomme….

…Erstes Russisches Fernsehen…

03.07.2016 (Twer)

Hey, die „russische ARD“ bittet zum Interview….
Unglaublich wie das Wanderleben hier ankommt, tatsächlich bekomme ich nun einen Report im Morgenmagazin des nationalen Fernsehens …uff, mal eben fünf, acht oder 12 Millionen Zuschauer (?)

Vier Stunden Dreharbeit waren angesagt mit Evghenia und Ruslan, in einigen Tagen kommt dann der Film ins Programm.

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Spaß beim Filmdreh. Schnell interessieren sich einige für Wanderwagen & Wanderleben.
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Der Film im Kasten und Feierabend wieder zurück im Hostel mit Übersetzerin Evghenia und Reporter Ruslan.

Morgen ziehe ich dann wieder weiter, 770 km bin ich nun in Russland gegenagen & Moskau ist zum greifen nah… noch drei Tage und ich bin in der Megastadt….

Post von Vlad aus Staraja Russa…

Och wie weit ist das schonwieder weg?
250 km bestimmt, Staraja Russa ganz tief in der Pampa….  welch tolle Erinnerungen aber.
Danach kam ja die Ochsentour durch den Jungel „Staraja Moskito“…. uff.

Vlad schickte mir noch einen ganzen Schwall Bilder die er damals machte, wollte die noch hier mal zeigen.

In Memory of Staraja Russa, Tamara und feines Salz.

Zwischen den Metropolen: Twer, die bescheidene Großstadt.

02.07.2016 ( Twer – 416.000 Einwohner )

Drei Tage in Twer, das reicht dick und dreifach, auch wenns als Kultur-Tourist hier viel zu sehen ist. Die Stadt ist alt, hat alles was ein großes Zentrum in einem weiten Gebiet braucht, ist doch Twer die Haupstadt seiner 84.000 Quadratkilometer großen Oblast, war einst vor vielen Jarhunderten Haupstadt eines der Fürstentümer, welche letztendlich das nahe Moskau allesamt für sich vereinnahmen konnte.

Grade mal 20 Jahre älter als Moskau, überlebte damals 1763 so ziemlich garnichts den großen Brand, worauf Zarin, Katharina die Große beschloss, die Stadt nach Petersburger Vorbild wieder aufzubauen. (St.Petersburg war damals selbst erst 60 Jahre alt)
Sichtlich klassizistisch, (schweres Wort..) was das Stadtbild des alten Zentrums noch bis heute deutlich prägt. Drumherum wie gehabt; das Einerlei sowjetischer Bauwut, grau in grau.

Twer aber tut gut indem es mal nicht fordert; die eigentlich zurückhaltende Erscheinung animiert nicht zum erstürmen vieler Sehenswürdigkeiten; so fiel ich schon gestern zum Mittag erstmal ins Hostelbett, lag danieder und war angekommen.

Twer, Eindrücke einer wohltuend, mittelmäßigen Stadt:

Die Zeiten ändern sich, auch in Russland; Hostels gibt es hier gleich drei, entscheide mich für’s Kalinin Hostel, beim Blick auf die Google Maps mit dem entsprechenden Suchverzeichnis.
Ein unscheinbarer Hintereingang, möglichst unpompös, ja so muss das Hostel sein.
Drinnen grüßt gleich der junge Besitzer des Ladens, spricht als einziger weit und breit Englisch, erzähle vom Wanderleben, er  telefoniert dann; zak, eine Journalistin steht vor mir, Wanderwagen bitte in Position bringen!

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Im Hostel gibts erstmal ein Interview mit Reporterin Sophia Viskova, ihr erstes englischsprachiges "International meeting".

Das Bett hier kostet 500 Rubel die Nacht, also keine acht Euro, bin ganz allein im Mehrbettzimmer und kann sowas von genießen…. Mückennetze an den Fenstern, Frischluft bei über 30 Grad Kontinentalen Sommerklimas.

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Endlich auch geschafft: Die Wäsche ist sauber, nach all den langen Tagen ländlicher Hitze & geschwitze.

Zeit habe ich jetzt mal um einiges im Internet zu schaffen, will diese Petition auf „Change org“ hinkriegen, eine Aktion die mein Wanderleben bekannter machen soll und ganz, ganz nebenbei die Deutsch Russischen Beziehungen rettet.

Ich hätte ja selbst nie gedacht, dass mein Wanderprojekt solch ein Aufsehen hier erregt, teils sogar schon etwas zu viel… weil eigentlich dieser ganze Post hier eine deutsche Nummer sein sollte, eben für die lieben Landsleute Daheim. Mittlerweile aber drängt sich mehr und mehr die Notwendigkeit auf, das Ganze in Russisch, sowie auch in Englisch zu übersetzen. Nur wie soll ich das schonwieder technisch schaffen???
Erstmal hilft wohl der gute, alte Google Translator aus, besser als nix…. und mal sehen ob bald auch endlich mal ein Film über die Bühne kommt…. dieses Gewackel im Bild und ein Ton wie Blecheimer, machen recht mutlos was Wanderleben-TV angeht, sollte schon einigermaßen professioneller rüberkommen …seufz…

Und dann: Eine Sensation?
Vielleicht. Zumindest schreibt mir auf Facebook ein Moskauer Reporter, dass mal soeben das Erste Russische Fernsehen (!) einen kleinen Film fürs Morgenmagazin über mich machen will….

Jetzt gehts los: Moskau – entweder alles oder garnichts.

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Twer im Sommergewitter. Über 30 Grad lassen Lust auf ein Bad in der Wolga aufkommen.

Die Produzenten wollen sich melden…. ist ja noch etwas Zeit bis Moskau, will dort so zum 08.07 ankommen, plane bei Evgeny und Mikhail privat zu übernachten, ein, zwei Nächte aber auch ganz zentral im Hostel.
Wer weiß, vielleicht kann ich ja sogar im Kreml übernachten….lach …

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Ach ja, Lenin. Auch hier in Twer hat er natürlich seinen eigenen Ehrenplatz, mittendrinn.

Sophia die Reporterin sehe ich morgen wieder. Sie schwärmt von Irland wollen mal sehen ob wir hier in Twer ein Guinness auftreiben. Eigentlich für mich immer ein Ritual für jede Hauptstadt der Welt. Aber lieber mal ein Guinness mehr als eines zuwenig, oder?
Außerdem ist Twer ja auch Oblast-Hauptstadt, so kann man sich eben alles zurechtbiegen. Es lebe die bierselige Kreativität.

Ich wollte nicht zuviel umherlaufen in der großen, ausgedehnten Stadt, die Beine schonen mal, halte es aber nicht wirklich lang im Hostel-Sofa aus, zumal es hier kaum andere Traveler zum schnaken gibt.
Eventuell wieder mal ins „Traveler Cafe“ gehen, da wo allerdings keiner Englisch spricht und ich mich mit meinem russisch Gestammel wie immer zum Affen mache.
Ich esse ständig a la Carte, zahle für ein, mal gelungenes Pasta Gericht, lecker, leicht mit Tomatensoße (selten in Russland) sagenhafte drei Euro. Die Cola oder der Cappuccino kommen auf ca 1,30€. Und das hier in totaler Citylage.
Der Einkauf im Supermarkt käme da nur unwesentlich billiger; Russische Markenproduckte taugen durchaus fürs hohe Niveau, schmecken gut und kosten für ihren Level immernoch weniger als bei uns in Deutschland.
No Way allerdings für das Allerbilligste in den Regalen. Vor allem für Käse oder Wurst, wohl nicht fürs gute Brot. Das ist mittlerweile vielfältig und schmackhaft in Russland, auch wenn manchmal ganz lausige Griffe dazwischenkommen…

Noch ein Abenteuer: Weinkauf.
Freund Georg, der gerade in Frankreich den Jakobsweg 2.300 km pilgert, animierte mich mal wieder einen französichen Roten zu schlemmen. Natürlich einen Einfachen, aber ehrlichen Cote d‘ Rhone aus dem besseren Supermarkt hier.
Wir telefonieren über den Internetanbieter Scype tagtäglich, tauschen uns lebhaft aus, schließlich wandern wir beide in aller Ferne voneinander, was dennoch so sehr verbindet.
Der Wein schlug mit 450 Rubel zu Buche, Freund Georg spendete mir ja auch was auf’s Wanderleben Konto.
Leider schlug die Investition fehl, der Wein war trüb und sauer…. lange, falsche Lagerung in russischen Regalen, oder sonstwo, brachen dem sensiblen Franzosen das Rückrat.
Georg erlaubte mir einen erneuten Kauf; ein Merlot aus dem Medoc für 340 Rubel ( 4, 70€ ) war dann endlich trinkbar, klar und fruchtig. Frankreich auf dem Gaumen mal zur zerstreuung ganz passend.

Twer, hier kann ich mal bleiben.

Noch ein einige abentliche Schnappschüsse aus dem Russischem Mini-Athen an der Wolga: