Wie die Zeit vergeht, breits in der vierten Woche komme ich allmählich hier auf der Insel an. Die brauche ich, könnte mir garnicht vorstellen die durchschnittlichen 11 Tage lediglich zu verbringen an diesem Ort, wo statistisch ein Urlauber diese Zeit verbringt.
Anfangs noch wild-campend am wilden Stadtrand in Wüstenhafter Umgebung, residiert mein Zelt jetzt wieder in Tonys Hof, mit Anschluss ans Haus gleich neben dem lagendären Yumbo Center, mitten in Playa del Ingles; das ist riskant, weil das Party-Epizentrum keine Gehminute entfernt liegt, jedoch in zweiter Reihe der Bungalow Anlage recht geschützt weniger laut nachts eine Top Lage.
Mittendrinn mein Zelt.

Vorher hat das alles noch ganz anders ausgesehen. Täglich einige Kilometer Gang, aus der Stadt raus, morgens wieder rein, immer so weiter. Manchmal wurde ich das schwere Gepäck nicht los, suchte nach irgend jemanden, der es behütet, wärend ich die 2,5 km zum Strand marschierte. Tiefer Sand, Hitze, aber die Schultern frei. Keine 21 kg die dort lasten.
Abends überrollt schon früh die Bettschwere mein Gemüt, muss immer einkaufen, viel Wasser, schwer die Fresstasche beladen und damit weit raus bis hinter San Fernando.
So heißt das hintere Wohnviertel der ansich künstlichen Retorten-Hotelstadt Playa del Ingles, wo 120.000 Urlauber momentan versorgt sein wollen.
Viele Angestellte leben hier, da wo die dröhnende Autobahn das ende der Semi-Tropischen Ferienwelt aus Bungalow-Balkonien begrenzt.
Noch weiter raus, schleppe ich mich übers Neubauviertel „El Lomo“ wo zwar alle Straßen fertig sind, aber seit der Wirtschaftskriese 2008 kein einziges Haus steht.


Ganz hinten, an einem Traffohaus, kommt der steile Abstieg ins trockene Fusstal. Dort unten ist immernoch genug Licht von all den Lampen die das verweiste Baugebiet nächtens komplett beleuchten.
Hier esse ich nach dem langen Weg aus der Stadt meine Ration, gönne mir noch ein Bier dazu und steige runter, baue das Zelt auf und ruhe solange ich will im Schutze wilder Kakteen.


…. Oder eben bei lieben Freunden wie Tony. Dem versprach ich nur einige Tage zu bleiben, bin aber schon über zwei Wochen jetzt schon da, kann gern so bleiben und das denkt der Gastgeber.
Ein großer Glücksfall, auch wenn ich die Tage wieder mal auf Ego-Trip hinunter ins Tal ziehe am Abend, bleibt mein Mittelpunkt bei Tony.
Geldmäßig hatte ach auch einige tolle Sachen erlebt; ein Freund sendete mir 50€ sowie ein Unbekannter Fan meiner Internetauftritte (insbesondere von Planet Romeo, einem Gay-Network) der mein Freileben/Wanderleben mit sagenhaften 300 € unterstützt.
Leider konnten wir uns nie treffen, er wollte mich noch sehen, reiste aber kurz nach meiner Ankunft ab.
Wie immer frisst die Krankenkasse mit der Zeit alle Erfolge wieder zuverlässig auf. Fluch und Segen zugleich; kann ja eben auch hier deshalb ganz normal zum Arzt, oder ins Krankenhaus, sollte was passieren.
Dennoch tut es immer weh, wenn die knappen Mittel an die noch einzige Sache die ich systemkonform beibehalte, – der freiwilligen, gesetzlichen Krankenversicherung – zerinnen.
Dennoch träume ich von der anderen Seite.
Da drüben, 200 km Luftlinie dahinten übers Meer. Da ist Afrika, Marokko wo ich unbedingt hin will.
Doch erstmal sparen, arbeiten und ja, ganz viel Zeit verbringen in diesem Paradies….. da wo Europa geologisch schon Afrika ist, kulturell/politisch aber Spanien, Gran Kanaria, meine liebste Insel.