…Erstes Russisches Fernsehen…

03.07.2016 (Twer)

Hey, die „russische ARD“ bittet zum Interview….
Unglaublich wie das Wanderleben hier ankommt, tatsächlich bekomme ich nun einen Report im Morgenmagazin des nationalen Fernsehens …uff, mal eben fünf, acht oder 12 Millionen Zuschauer (?)

Vier Stunden Dreharbeit waren angesagt mit Evghenia und Ruslan, in einigen Tagen kommt dann der Film ins Programm.

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Spaß beim Filmdreh. Schnell interessieren sich einige für Wanderwagen & Wanderleben.
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Der Film im Kasten und Feierabend wieder zurück im Hostel mit Übersetzerin Evghenia und Reporter Ruslan.

Morgen ziehe ich dann wieder weiter, 770 km bin ich nun in Russland gegenagen & Moskau ist zum greifen nah… noch drei Tage und ich bin in der Megastadt….

Zwischen den Metropolen: Twer, die bescheidene Großstadt.

02.07.2016 ( Twer – 416.000 Einwohner )

Drei Tage in Twer, das reicht dick und dreifach, auch wenns als Kultur-Tourist hier viel zu sehen ist. Die Stadt ist alt, hat alles was ein großes Zentrum in einem weiten Gebiet braucht, ist doch Twer die Haupstadt seiner 84.000 Quadratkilometer großen Oblast, war einst vor vielen Jarhunderten Haupstadt eines der Fürstentümer, welche letztendlich das nahe Moskau allesamt für sich vereinnahmen konnte.

Grade mal 20 Jahre älter als Moskau, überlebte damals 1763 so ziemlich garnichts den großen Brand, worauf Zarin, Katharina die Große beschloss, die Stadt nach Petersburger Vorbild wieder aufzubauen. (St.Petersburg war damals selbst erst 60 Jahre alt)
Sichtlich klassizistisch, (schweres Wort..) was das Stadtbild des alten Zentrums noch bis heute deutlich prägt. Drumherum wie gehabt; das Einerlei sowjetischer Bauwut, grau in grau.

Twer aber tut gut indem es mal nicht fordert; die eigentlich zurückhaltende Erscheinung animiert nicht zum erstürmen vieler Sehenswürdigkeiten; so fiel ich schon gestern zum Mittag erstmal ins Hostelbett, lag danieder und war angekommen.

Twer, Eindrücke einer wohltuend, mittelmäßigen Stadt:

Die Zeiten ändern sich, auch in Russland; Hostels gibt es hier gleich drei, entscheide mich für’s Kalinin Hostel, beim Blick auf die Google Maps mit dem entsprechenden Suchverzeichnis.
Ein unscheinbarer Hintereingang, möglichst unpompös, ja so muss das Hostel sein.
Drinnen grüßt gleich der junge Besitzer des Ladens, spricht als einziger weit und breit Englisch, erzähle vom Wanderleben, er  telefoniert dann; zak, eine Journalistin steht vor mir, Wanderwagen bitte in Position bringen!

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Im Hostel gibts erstmal ein Interview mit Reporterin Sophia Viskova, ihr erstes englischsprachiges "International meeting".

Das Bett hier kostet 500 Rubel die Nacht, also keine acht Euro, bin ganz allein im Mehrbettzimmer und kann sowas von genießen…. Mückennetze an den Fenstern, Frischluft bei über 30 Grad Kontinentalen Sommerklimas.

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Endlich auch geschafft: Die Wäsche ist sauber, nach all den langen Tagen ländlicher Hitze & geschwitze.

Zeit habe ich jetzt mal um einiges im Internet zu schaffen, will diese Petition auf „Change org“ hinkriegen, eine Aktion die mein Wanderleben bekannter machen soll und ganz, ganz nebenbei die Deutsch Russischen Beziehungen rettet.

Ich hätte ja selbst nie gedacht, dass mein Wanderprojekt solch ein Aufsehen hier erregt, teils sogar schon etwas zu viel… weil eigentlich dieser ganze Post hier eine deutsche Nummer sein sollte, eben für die lieben Landsleute Daheim. Mittlerweile aber drängt sich mehr und mehr die Notwendigkeit auf, das Ganze in Russisch, sowie auch in Englisch zu übersetzen. Nur wie soll ich das schonwieder technisch schaffen???
Erstmal hilft wohl der gute, alte Google Translator aus, besser als nix…. und mal sehen ob bald auch endlich mal ein Film über die Bühne kommt…. dieses Gewackel im Bild und ein Ton wie Blecheimer, machen recht mutlos was Wanderleben-TV angeht, sollte schon einigermaßen professioneller rüberkommen …seufz…

Und dann: Eine Sensation?
Vielleicht. Zumindest schreibt mir auf Facebook ein Moskauer Reporter, dass mal soeben das Erste Russische Fernsehen (!) einen kleinen Film fürs Morgenmagazin über mich machen will….

Jetzt gehts los: Moskau – entweder alles oder garnichts.

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Twer im Sommergewitter. Über 30 Grad lassen Lust auf ein Bad in der Wolga aufkommen.

Die Produzenten wollen sich melden…. ist ja noch etwas Zeit bis Moskau, will dort so zum 08.07 ankommen, plane bei Evgeny und Mikhail privat zu übernachten, ein, zwei Nächte aber auch ganz zentral im Hostel.
Wer weiß, vielleicht kann ich ja sogar im Kreml übernachten….lach …

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Ach ja, Lenin. Auch hier in Twer hat er natürlich seinen eigenen Ehrenplatz, mittendrinn.

Sophia die Reporterin sehe ich morgen wieder. Sie schwärmt von Irland wollen mal sehen ob wir hier in Twer ein Guinness auftreiben. Eigentlich für mich immer ein Ritual für jede Hauptstadt der Welt. Aber lieber mal ein Guinness mehr als eines zuwenig, oder?
Außerdem ist Twer ja auch Oblast-Hauptstadt, so kann man sich eben alles zurechtbiegen. Es lebe die bierselige Kreativität.

Ich wollte nicht zuviel umherlaufen in der großen, ausgedehnten Stadt, die Beine schonen mal, halte es aber nicht wirklich lang im Hostel-Sofa aus, zumal es hier kaum andere Traveler zum schnaken gibt.
Eventuell wieder mal ins „Traveler Cafe“ gehen, da wo allerdings keiner Englisch spricht und ich mich mit meinem russisch Gestammel wie immer zum Affen mache.
Ich esse ständig a la Carte, zahle für ein, mal gelungenes Pasta Gericht, lecker, leicht mit Tomatensoße (selten in Russland) sagenhafte drei Euro. Die Cola oder der Cappuccino kommen auf ca 1,30€. Und das hier in totaler Citylage.
Der Einkauf im Supermarkt käme da nur unwesentlich billiger; Russische Markenproduckte taugen durchaus fürs hohe Niveau, schmecken gut und kosten für ihren Level immernoch weniger als bei uns in Deutschland.
No Way allerdings für das Allerbilligste in den Regalen. Vor allem für Käse oder Wurst, wohl nicht fürs gute Brot. Das ist mittlerweile vielfältig und schmackhaft in Russland, auch wenn manchmal ganz lausige Griffe dazwischenkommen…

Noch ein Abenteuer: Weinkauf.
Freund Georg, der gerade in Frankreich den Jakobsweg 2.300 km pilgert, animierte mich mal wieder einen französichen Roten zu schlemmen. Natürlich einen Einfachen, aber ehrlichen Cote d‘ Rhone aus dem besseren Supermarkt hier.
Wir telefonieren über den Internetanbieter Scype tagtäglich, tauschen uns lebhaft aus, schließlich wandern wir beide in aller Ferne voneinander, was dennoch so sehr verbindet.
Der Wein schlug mit 450 Rubel zu Buche, Freund Georg spendete mir ja auch was auf’s Wanderleben Konto.
Leider schlug die Investition fehl, der Wein war trüb und sauer…. lange, falsche Lagerung in russischen Regalen, oder sonstwo, brachen dem sensiblen Franzosen das Rückrat.
Georg erlaubte mir einen erneuten Kauf; ein Merlot aus dem Medoc für 340 Rubel ( 4, 70€ ) war dann endlich trinkbar, klar und fruchtig. Frankreich auf dem Gaumen mal zur zerstreuung ganz passend.

Twer, hier kann ich mal bleiben.

Noch ein einige abentliche Schnappschüsse aus dem Russischem Mini-Athen an der Wolga: