05.07.2016
Die Straße wird wilder, und damit meine ich nicht die Vegetation sondern allgemein das Treiben, und die nähe zur Megastadt wird spürbarer.
Doch es sind noch über 150 km …. schlage mich diesmal etwas voreilig ins hohe Gras. Auch hier: Links und rechts immer nur Sumpf, Moor oder mal Wiese. Dazwischen zerfallen einst reich verziehrte Holzhäuser altrussischer Art.

06.07.2016.
Ich wundere mich das all der monströse Verkehr, all die gewaltigen Monstertrucks mich einfach nicht mehr jucken, nicht nerven mit all dem Krach.
Zu sehr sitzt noch die Hölle einsamer Junglestraßen von einst, in den Knochen… der Wahnsinn namens Stechfliege und Moskito kommt hier eben nicht vor.
Ein Vorteil den ich nur noch mit jedem mich schneidenen 40 Tonner feiere…. kurios, aber wahr.

Neue Oblast, neues Land:
Wieder überschreite ich eine Grenze, komme somit ins totale Kernland des russischen Universums, der Moskovskaya Oblast. Wie der Name schon sagt, das Moskauer Gebiet welches die Metropole umgiebt.


Besonders toll siehts hier eher nicht aus, irgendwie alles etwas ramschig, Baustellen und Pfützen groß wie Seen auf meinem Wege…. heftige Wolkenbrüche sorgen für ein wilkommenes Ende der Affenhitze vergangener Tage.
Dafür sind die Schuhe in Sekunden komplett durch. Mittlerweile über 1500 km haben die auf den Sohlen, sollen noch weitere 1000 km machen.
Zuerst aber werden die undicht, die Goretexdichtung kollabiert irgendwann nach all der Zeit, hier und da öffnet sich der Treter, was allerdings dem allgemeinen Laufkomfort keinen Abbruch tut.


In Klin bleibe ich nicht lang, der Sog Moskaus zieht weiter an meinen Beinen…. arbeite mich durch den Verkehrskollaps, da diese M10, Russlands heftigste Straße, genau durch die Ortsmitte geht.
Die Sonne kommt wieder, die Schatten werden länger und auf einmal stoppe ich; diese herrlich weite Wiese…. da muss ich hin.

07.07.2016.
Solneschnogorsk ( 56.000 Einwohner )
23 km weiter flüchte ich vor heftigen Regen in den nächsten Mc Donalds. Zwei Stunden Zeit um mit Mama und Freund Georg einfach nur zu tratschen, solange die WiFi Verbindung steht.
Das 1938 gegründete Solneschnogorsk wirkt schon viel Groß-Urbaner, trotz seiner geringen Einwohnerzahl, als „Satelit“ zur Nähe eines massiven Gravitationszentrums.
Großstädtisch wirken ja auch schon die ganzen Hochhäuser, kompakt und als sei ein Teil der Metropole hier weit aufs Land katapultiert….
Mann, ich könnte jetzt sowas von tonnenweise schreiben, mach ich auch bald, aber es überschlagen sich so viele Dinge; Einladungen zum Übernachten in Moskau kommen jetzt täglich in den Mail-Postkasten.
Journalisten kontaktieren mich, soll online Fragen beantworten, Treffen vereinbaren.
Ich lade mir die „Tagesthemen“ herunter, um noch zu überblicken was Daheim und in der Welt los ist.
Komme oft ins Gespräch mit all den Leuten die meinen Wanderwagen als Fernreise-Spezialgerät entlaven.
Muss schonwieder einkaufen, wieder der Bauch leer…. muss wieder auf’s Klo, muss zwei Freunden unbedingt eine Mail schreiben, muss planen wann ich an Moskaus Stadtrand ankomme um zu wissen wo ich wann bin, damit der eine oder andere Gastgeber mich empfangen kann.
Muss aber noch weitergehen…. bin im Verzug wenn ich soviel sitze….(der Regen lässt nach)
Bilder von der allgegenwärtigen M10, der heftigsten Straße des Riesenlandes. Mein Wohnzimmer. Tag & Nacht.

Happy Road Walking…. uuufff, aber ich komme voran, sitze jetzt in einem Cafe der vielen Gaz-prom Tankstellen, habe WiFi (was nur selten richtig funktioniert) und oh je, schonwieder 18 Uhr durch?
Zelenograd ist nahe, morgen erreiche ich den Rand der 15 Millionen Stadt, zelte wohl noch irgendwo dort wenns geht… und müsste zum Samstag das Zentrum schaffen.
Ich denke erstmal dort in ein Hostel abzusteigen….