Dredsen – Heidenau – Bad Gottleuba

Schnee, Kälte, und wieder eine „Circel of Power“, diesmal mitten auf dem Altmarkt in der 565.000 Einwohnerstadt Dresden wo gottseidank keine Frauke Petry uns attackiert und überhaupt keine Pöbler irgendwie das Klischee der berüchtigten Ostwut bestätigen konnten… ich bin mal (ganz wie in Brandenburg) echt positiv begeistert.

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Der Freundeskreis diesmal auf dem dresdener Altmarkt, wieder mal richtig groß mit 126 Leuten für die nächste Tagesetappe nach Heidenau, ganze 15 km weiter.

Ganz kurz konnte ich noch am Tag des Abgangs aus Dresden zumindest im Ansatz das kulturelle Gewicht dieser Stadt erahnen, ging früher los um mal die Semperoper und den Zwinger zu sehen.

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Das muss sein: Einmal die Semperoper sehen, dann war ich auch (neben ein Essen im Watzke) wirklich in Dresden.

Die nächsten 15 km nach Heidenau sind auf der Landkarte nicht wirklich der Brüller, ein Vorort der Großstadt Dresden wo für ca 90 von uns ein Nachtlager sicher ist.
Wieder eine Turnhalle (wie sollen auch so viele unterkommen?) wartet auf Schlafsäcke und Suppentöpfe. Heidenau, berüchtigt und rechts (?) begrüßt uns erstmal als kostenlose Unterkunft (die Turnhalle hat Toiletten und Heizung) ja, und dann kamen noch Heidenauer, wollten alles wissen, laufen die ganze belebte Halle ab und verteilen „Vitamine“ Obst für die Winterläufer, wirklich nötig dieser Tage.

Sonntag, 20 Kilometer südlich von Heidenau, kommen wir der Grenze immer näher: Tschechien ist bald angesagt, ich ärgere mich über den WiFi/Internet Entzug zu deutschen Landen und hoffe auf eine offenere Onlinekultur in Tschechien, sitze jetzt ausnahmsweise im Hotel/Gastrohaus Hillig in Bad Gottleuba, grenzläufig zum Ost-Erzgebirge und der sächsichen Schweiz, wo ein WiFi und ……. ein frisch gezapftes vom Fass (Eibauer) schon um 14:25 nach der Ankunft, einfach mal gut tut, auch wenns schon zu früh ist.
Der Schnee sowie der fürchterlich kalte Wind zehren gewaltig an die Kondition aller, und ich könnte wieder unendlich erzählen.
Jetzt trinke ich erstmal und schalte ab.
Der Tag ist mal wieder fast vorbei. Noch 3170 km bis Aleppo…

Ich bin „Noliner“ …

… Erstmal ein ganz dickes Sorry für meine ewige Abwesenheit …. unterwegs in der Wüste Gobi… ääh, ich meinte Brandenburg, wo weit und breit kaum ein WiFi existiert, und wenn, dann passt es nicht in die Gruppendynamik; ja, ich bin ja jetzt mit Wanderwagen, Sack und Pack wieder unterwegs, völlig spontan auf einem Freidensmarsch 3400 km nach Syrien (Aleppo) … mit vielen Anderen von einer Turnhalle über die Dörfer, bis zur nächsten.

Erst jetzt und hier im Dorf Schönfeld, auf dem Weg von Berlin nach Dresden (es geht nach Süden bis Griechenland und Syrien längs der Flüchtlingsroute) bekommen wir von der Kirche einen Raum um digital dessen WiFi zu fröhnen.

Sollte für mich als Blogger ja DIE Chance sein, aber was die anderen wieder auf Kommando schaffen, pack ich nicht, bin hungrig, unterkühlt und müde, hab noch die feuchten Klamotten an und soll jetzt alles bloggen und  präsentieren was die letzte Woche an Ereignissen sich überschlug….
Ich baue lieber das Zelt jetzt auf, windgeschützt bei Schneeregen um der vollen Turnhalle zu entgehen; dort hat uns die Stadt Schönfeld so gastfreundlich aufgnommen; über 50 Wanderer in Schlafsäcken, Matten und Bockwurst vom Gastgeber.
Eigentlich ein Traum, aber so ein Ferneanderer wie ich braucht Platz, seinen eigenen, und das schon früh um neun Abends, wenns akustisch hoch hergeht bis Mitternacht in der Halle.

Uff, eiskalte Füße jetzt…. bin übervoll von Eindrücken aber dennoch ohne Zeit. Mal sehen was kommt…. es ist alles so dicht, so übervoll an Eindrücken.
Ich schreib bald mehr, ganz bald ganz viel 🙂

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Eigentlich als Demo angemeldet: Wir vom Friedensmarsch nach Aleppo, mittlerweile im Dorf Ruhland (Süd-Brandenburg) bei Minusgraden unterwegs.
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Mal 60 mal um die 50 Läufer sind wir auf den ersten Etappen von Berlin nach Dresden mit dem Fernziel Aleppo in Syrien. Die allermeisten laufen für einige Tage mit, und es wechselt ständig der "Staffellauf". (Gruppenfoto vor dem Rathaus in Großräschen)

Ein anderer Weg nach China …?

1800 Kilometer Russland, eigentlich auch ein Erfolg bei all den tollen Leuten und Erlebnissen, fußläufig durch das alte, kulturelle Herz dieses Riesenlandes von St. Petersburg über Moskau bis Kazan, weit hinten an der Wolga.
Eine Story für sich, offenbar und erstmal abgeschlossen.

Es geht weiter im Wanderleben, nach all den Monaten dennoch auf einmal viel zu plötzlich, musste gestern noch alle Pläne komplett über den Haufen werfen, Heiligabend mit Freund Georg in Trier, sowie Silvester mit Jürgen im angesagten Lokal „More“ in Berlin-Schöneberg, wo ich eingeladen war, muss jetzt weichen, denn erst gestern erfuhr ich von diesem „Civil March for Aleppo“ und es war passiert: Wie besoffen, ja besessen hatte ich keine Chance mehr zu wiederstehen, da muss ich mit….. nur noch drei Tage und ca. 3000 Leute machen sich auf den Weg zum Friedensmarsch von Berlin nach Aleppo (Syrien).

Keine Ahnung wie das dort am Morgen des 26.12 am riesigen Hangar des alten Flughafens Tempelhof abgehen wird, ob da gleich tausende mitmachen, oder sinds viel weniger?
Jedenfalls verspricht die Website www.civilmarch.org/de … eine nun wirklich tolle Aktion, Zigtausende Unterstützer bekunden bei Facebook ihr Interesse, …. laufen für eine bessere Welt ….bis in die ehemalige Millionenstadt Aleppo in Syrien, die zu 70% komplett zertümmert ein Sinnbild dieses abscheulichen Krieges aus unseren Medien nur zu gut bekannt sein dürfte.

Ob es wirklich bis dorthin geht ist natürlich nicht klar, zudem auch nicht wirklich wichtig. Was zählt ist mitmachen, (irgendwas) tun und Aufsehen errregen, so weit wie möglich den selben langen Weg fußläufig zurücklegen wie schon zuvor 1,5 Millionen Flüchtlinge – nur auf entgegengesetzter Route, von Berlin über den Balkan und durch die Türkei.

Ich jedenfalls sitze jetzt bereits im Zug, komme spät in Recklinghausen an, schlafe dann wohl erstmal noch und packe den kompletten Wanderwagen zurecht.
Weihnachten läuft nebenbei, muss früh in die Haia, morgen geht der nächste Zug schon um sieben nach Berlin, wo ich in insgesamt vier Regionalzüge über acht Stunden unterwegs sein werde… nur so kriege ich den dicken Wanderwagen voller praller Winterklamotten, Schlafsäcke, Thermomatten, und, und, nach Berlin. (In den schnellen IC’s passt der nicht rein)

Es war Freund Georg der mir noch die Tikets sponsorte, genau jener lieber Partner an meiner Seite der sich so sehr auf das gemeinsame Fest freute, aber selbst erkannte wie wichtig heute – gerade in diesen Tagen einer neuen (wut)bürgerlichen Hass-Lust gegen Fremde(s), eine Kundgebung des miteinanders, der Menschlichkeit ist.

Vielleicht sehen viele nicht die Absicht oder Sinnhaftigkeit einer solchen Aktion, aber egal, lass uns darüber reden, lass uns auffallen. Ich will mitmachen, – soweit die Füße tragen.

Die Politik sagt „njet“

Sooo, nach Monaten des Wartens überschlagen sich die Sachen, nach einer langen Zeit bei Familie und Freunden (es hätte schon ewig so bleiben können) stellt sich das Heimatleben bald ins Wanderleben um: Die Russische Botschaft in Berlin hatte mir kurz vor Weihnachten eine Absage für’s 12 Monats-Visum unter dem Weihnachtsbaum gelegt … das Warten hatte nun ein Ende, ….. der Deutsch-Russische Freundschaftslauf hat die Politik nicht überstanden, vorbei an all uns Menschen; 148 Mio. Russen, 83 Mio. Deutsche, – wo zumindest mir praktisch all die Menschen in Russland freudig klar machten, “ lauf, lauf…. unser Land ist Dein Land“ …. es klingt mir noch jetzt im Ohr.

Was nun? Wieder (lediglich) drei Monate weiter durch die größten nationalen (russischen) Weiten dieser Welt, streng nach Visa-kurz-Laufzeit ein paar Zentimeter mehr auf die breite Landkarte dieses Flächengiganten?
Dann wieder schnell mit dem Jet zurück nach Hause zum „Visa Run“?
Dann Runde Drei, Runde Vier bis Fünf…. mittlerweile bis zum Jahr 2019 um endlich Wladiwostok erreichen zu dürfen, Wind und Wetter zum trotz, was sind schon minus 40, oder 8760 km bei all der Bürokratie?

Also: Drei weitere 3-Monatsvisa dauern hintereinander einfach zu lang… als muss ein anderer Weg her.

Naja, ich habs sehen kommen…. Russland hätte mich nicht in seiner Größe bezwungen, vielleicht in seinen Extremen bei minus 50 Grad oder Bärenattacken, …. kommt Zeit kommt Rat, aber eben daran fehlt’s; Zeit gibt mir das Land nicht. Genug Zeit um es zu Fuß am Stück zu bewältigen.

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So weit die Füße tragen…

Heute bin ich wie ein Auto, dem man vor der großen Fahrt noch eine Inspektion gönnt. Kurz vor der Abreise nach Polen bekommen meine Füße, meine wichtigsten Freunde, noch einmal eine liebevolle Behandlung durch eine der besten Berliner Podologinnen, Sylvia Bergemann. Ach, war das schön..! Auch, wenn es am Schluss schrecklich gekitzelt hat, als sie meine Fußsohlen mit der Fräse abhobelte… Jetzt laufe ich, wie auf Wolken. Die nächste Etappe meiner Weltwanderei kann beginnen 🙂

600 km zu Fuß durch Deutschland (31.11.2015) Stadt: Frankfurt an der Oder (57.000 Einwohner)

GESCHAFFT: 600 KM DURCH DIE HEIMAT SIND HINTER MIR! …Grund zur Freude, aber auch etwas Schwermut; vor mir liegt diese andere Welt, in der der ich jetzt schon verschwinden muss…. in Frankfurt/Oder wäre ich noch gern die Nacht geblieben, fand aber nichts und niemanden hier. Der Blick schweift somit hinüber auf die andere Oder-Seite: Slubice (gesprochen: Slubize) lockt mit Billigpreisen den müden Wanderer. Ob ich da mal was warmes zum schlafen finde? Die blaue Brücke ist völlig offen, keine Grenzkontrollen, kein Garnichts. Wieder ergriffen als begeisterter Europäer, schreite ich hinüber und bin dennoch Zuhause; Europa so vereint, so grenzenlos grenzenfrei macht mich zu einem stolzen Wandersmann der erhobenen Hauptes die Brücke nimmt. “Viva Polonia” meine neue Welt liegt nun vor mir, doch jetzt erstmal Geld wechseln…. denn zur Euro-Zone hatt’s noch nicht gereicht.

600 km zu Fuß durch Deutschland (01.11.2015) Stadt: Frankfurt an der Oder (57.000 Einwohner)

11 Kilometer sind es noch von Pillgram bis Frankfurt, der letzten Station auf meinem Heimat-walk gen Osten. Eigentlich entspannt mich die vielen Hilfen von Spendern und denke mir heute wohl eine Jugendherberge zu leisten; das Zelt war permanent nass, wegen des feinen Morgentaus der einfach überall eindringt, mehr noch als Regen… wegen einer echten und vor allem heißen Dusche…. die Katzenwäsche mit dem Eiswasser aus Plastikpullen reicht zwar Hygienetechnisch, macht aber minus-Grad wenig Spaß. Doch angekommen in der recht ausgedehnten Stadt, finde ich mal wieder kein Internet. Bei Mac Doof fliege ich immer aus dem Netz…. und bei Subway muss ich unbedingt was kaufen. Also trinke ich eine Cola dort und beschränke mich aufs aller nötigste; schaue bei Couchsurfing nach, und finde selbst auf Hostelworld (Billig-Bett-Finder) keine Einträge für die Stadt…. oh je, und drüben auf polnischer Seite? Auch nix, zumindest nur ab 34 €. Zu teuer. Hmmm, also dann wieder zelten? Mal sehen…. vielleicht finde ich drüben eine Absteige, kann dann endlich hier posten, couchsurfing verwalten, usw…. Frankfurt an der Oder schaue ich mir schnell an, zu sehen gibts dann doch nicht so viel, laufe die breite Karl Marx Straße hoch und runter, leiste mir einen deftigen Döner-Teller für sechs Euro, lade dort auch den Akku-Rasierer auf, denn zu laden gibt es ja immer was.
(Bild: Frankfurt hat ja seine Wolkenkratzer; somit auch jenes hier an der polnischen Grenze, 1976 erbaut und mit 89 Metern höhe ein Versuch dem “großen Frankfurt” drüben am Main, gleich zu tun. Auch wenn heute noch jede Menge Nachholbedarf besteht, dürfte dieser hohe Klotz wohl das markanteste Wahrzeichen der Stadt sein)

600 km zu Fuß durch Deutschland (01.11.2015) Dorf: Pillgram

Jaja, noch gut gestärkt bei der lieben Frau Else, gleich gegenüber vom alten Postkutschen-Weg-Zentrum, dem über 400 jährigen Lauben-Fachwerkhaus von Pillgram. Einst über 250 Jahre ein logistisches Zentrum auf der alten Poststraße zwischen Berlin und Breslau, verlor es seine Bedeutung mit der Erfindung der Eisenbahn, wurde aber glücklicherweise erhalten und hält bis heute als lokales Kultur und Eventzentrum die Stellung. Hier war auch gestern der totale Halloween los. Zudem sind einige der alten Räume auch eine Art Museum der bäuerlichen Lebensart der alten Brandenburger Dörfer. …. …. …. Frau Else, die seit den tiefsten Zeiten der DDR Lehrerin war, freut sich offenbar über meine zumindest Pilger-ähnliche Erscheinung, da hier höchstens im Sommer mal ein paar Wanderer durchkommen. Jetzt zu kalten Zeit tut der heiße Tee aber nochmal so gut und – ich weiß garnicht ob ich das eigentlich noch erzählen soll: 20 Euro drückte mir die herzliche, ältere Frau in die Hand. Pillgram: Mein liebster Ort in Brandenburg hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt.

600 km zu Fuß durch Deutschland (01.11.2015) Dorf: Pillgram

Welch ein Zufall: Aufgenommen im Pilgerdorf Pillgram, wie der Name schon sagt, leitet sich das Ganze vom Jakobsweg ab, der hier schon vor 900 Jahren dafür sorgte dass hier eine Siedlung entstand. Zwar war schon zuvor (vor 1200 Jahren) an der Stelle ein Posten, der später slawisch wurde und wieder später seinen Namen erhielt, der so sehr aus der Rolle fällt; irgendwie weiß ich noch von Heinrich dem Pilger, einem der Gründer zu Zeiten der ersten Kirche im zwölften Jahrhundert, die Kirche die heute so unscheinbar einiges an Umgestaltungen über sich ergehen lassen musste. (Bild)