600 km zu Fuß durch Deutschland (31.10.2015) Dorf: Pillgram (600 Einwohner)

Na, von wegen kaltes, graues Brandenburg; im Dorf Pillgram komme ich nicht an das heutige Halloween-Fest vorbei. Obwohl erst halb drei und noch Zeit für einige Kilometer sind, halte ich einfach hier und baue das Zelt auf einer Wiese nebenan auf. Endlich mal Leute, endlich mal mitten drinn, allerdings ohne Maske…. naja, ist schon witzig mit welch Aufwand das alles betrieben wird. Ich lasse mich treiben, vertrinke den Zehner von der lieben Frau am Butzensee, löffel die heiße Hexensuppe. Morgen bin ich noch bei Frau Else.K eingeladen, gegenüber zum Frühstück. Mein alter Tablet-PC hängt schon jetzt bei ihr am Strom, der braucht mit seinem müden Akku nämlich die ganze Nacht.
(Bild: Keiner entkommt Halloween, da kann ich mit dem Wanderwagen noch so weit laufen …)

600 km zu Fuß durch Deutschland (31.10.2015) Brandenburg

Na, alte bekannte Schwingungen liegen in der Luft; na sowas? Der Jakobsweg ist wieder da. Diesmal weit, weit hier im Osten, wo die längste bekannte Route von Riga (Lettland) nach Santiago (Spanien) führt. Der Wanderwagen vibriert im Spirit alter Wandertage…. zwischen Jacobsdorf und Pillgram hoppel ich über einer dieser Pfade mit der Muschel….. hach, Erinnerungen kommen auf ….

600 km zu Fuß durch Deutschland (31.10.2015) Brandenburg

Na, da bin ich ja wohl richtig (!?) …. Etappenziel Warschau zum greifen nah, nur noch 550 km …. dürfte bis Dezember gepackt sein. Übrigens habe ich wieder lang mit Mama telefoniert. Dank einer Handyflatrate für Deutschland, die mir Freund Georg gesponsort hat, quassel ich mich gern fröhlich durch die Kilometer. Schon bald hinter der Grenze in Polen ist schluss mit Lustig, dann heißt es wieder scypen und der WiFi-Krieg wird nur noch schlimmer…. egal, Mama hat wirklich gutes zu berichten: Insgesamt über 100 Euro Spenden sind auf mein Wanderleben-Konto eingegangen. Die letzten Zeitungsberichte hatten es offenbar in sich und dafür will ich mich unbedingt BEDANKEN, an die lieben Leute denen ich offenbar einen Traum vorlebe, – immer unterwegs sein, immer (naja, fast immer-aktuell) hier sein, und euch teilhaben lassen an Höhen und Tiefen….
Somit habe ich jetzt insgesamt über 280 Euro mit denen ich es noch gut fünf Wochen durch Polen schaffen will…

600 km zu Fuß durch Deutschland (30.10.2015) Brandenburg

…….Landschaft ohne Ende. Zwar schlage ich keine Streckenrekorde, laufe gestern und heut circa 20 und 25 Kilometer, doch alles Wurscht: Ich gehe langsam, schaue mir die Gegend an und egal ob es schonwieder gleich um vier dunkelt, dann ist eben Feierabend für heute. Ändern kann ich ja eh nichts daran, dass die Tage so verdammt kurz sind.

600 km zu Fuß durch Deutschland (30.10.2015) Dorf: Kienbaum/Brandenburg

Die 500 jährige Ulme von Kienbaum bleibt mir sicherlich am besten in Erinnerung, wenn ich an all die Dörfer denke. Leere Dörfer ohne Gasthäuser, Kneipen, wo irgendwie Anschluss oder Informationen zu ergattern wären. Gern würde ich auch einfach auf einem Bauernhof einkehren, so wie damals in Frankreich. Aber die gibt es hier kaum, wobei hier die Äcker die größten sind die ich je sah.

600 km zu Fuß durch Deutschland (30.10.2015)

Welch ein Idyll hier heut morgen am Butzensee. Solange der Oktober sich noch so goldig zeigt, soll es ruhig so kalt sein wie es will.
Toll: Ich falle einer Frau auf die mich als Wandersmann erkannt hat, mich nicht nur zum Kaffee einlud, sondern noch 10 Euro in den Klingelbecher spendete. Damit noch nicht genug: Ein ca 70 jähriger sprach mich an, wir unterhielten uns und durfte mich über weitere zehn Euro freuen, wenn ich ihm denn eine Postkarte aus Warschau schicken würde. Ehrensache, er gab mir die Adresse und los gings; noch 550 Kilometer bis Warschau rief ich zurück. Ein freudiges Lachen seinerseits tut mir mindestens genauso gut; Brandenburg kann eben doch sooo herzlich sein.

600 km zu Fuß durch Deutschland (29.10.2015) Stadt: Berlin.

Etwas benommen von meinem kleinen ZDF Abenteuer setze ich den Weg nun fort über die ewig lange Karl Marx Allee, durch die so andere Ost-Stadt mit ihren kalten Platten-Prachtbauten, kilometerweit. Doch der Tag ist jetzt nach dieser sinnfreien Uhrumstellung noch kürzer: Die Winterzeit zwingt mich schon um spätestens fünf in den Busch. Im heutigen Fall der Kaulsdorfer Busch, nahe dem Butzensee in ein wildes Stück Wald, wo ich sichtgeschützt zelten kann. Eine verdammt lange Nacht kann ich somit dann erwarten, gerade mal um 18:00 Abends falle ich im bereits längerer Stockdunkelheit in den Schlaf…. was soll ich auch sonst machen bei plus drei Celsius, ohne dabei die Hand vor Augen nicht zu erkennen. …. …. …. Nach 12 Stunden Schlaf (ja, ich kann das, laaaaange schlafen) schlüpfe ich aus all den bauschigen Daunenschlafsäcken ins eisige Freie; ein, zwei Grad plus, zu viel um trocken das Zelt einzupacken; kleine Kondenztröpfchen benetzen das Innenzelt. Taunass packe ich die Plane in den Sack und wünsche mir doch besser die echten Minusgrade; da bei knackiger Kälte bleibt wenigsten alles trocken!…. …. …. (Bild: Wild-Campen auf Berliner Grund; Kaulsdorf am Butzensee liegt immer noch im Bundesland Berlin, wo es sogar noch echte Äcker gibt (!) – Zähneputzen, (professionelle) Katzenwäsche, Trockenrasur, kalte Sachen frühstücken und alles einpacken. Circa anderthalb Stunden brauche ich morgens zum perfekten Wohlfühlen am Camp)

600 km zu Fuß durch Deutschland (28.10.2015) Stadt: Berlin

Ach Berlin. Was könnt ich jetzt schonwieder alles schreiben. Kilometerweit…. aber als ich auf dem Weg weiter nach Osten “unter den Linden” meinen Weltweg fortsetze, biege ich doch mal spontan im “Zollernhof” ein, ja, ganz zufällig ein offenes Studio des ZDF. Da gucke ich mal gern vorbei, arbeite mich bis zum Security-Schalter vor…. ob die wohl Lust auf meine Story haben? Die Wachmänner zumindest erstmal nicht, gibt auch wenig zu tun im Moment und siehe da, der liebe Aufpasser ruft mal gleich durch die Redaktion und schon hab ich Alexandra Vacano an der Leitung…. ups, die fragt sogar einiges über’s Wanderleben und meine Pläne. Später, zwei Cappuccinos im ZDF-Cafe weiter, telefonieren wir nochmal und vielleicht soll es mal was werden; das Wanderleben im ZDF…. im Dezember komme ich ja auf “Heimaturlaub” zurück. Dann soll ich mich melden… (Bild: Noch als Gast zum Cafe beim ZDF)

600 km zu Fuß durch Deutschland (28.10.2015) Stadt: Berlin

Na wo bin ich denn hier? Habs wieder vergessen…. wer weiß bescheid? Ok, das Ding ist 224 Jahre alt und als ich vor vielen Jahren mal als 18 Jähriger zum ersten mal nach Berlin kam, dachte ich dass dieses Brandenburger Tor wohl gewaltig sein muss; riesig, überwältigend und uralt…aber dass es dann doch so “normal” war, hatte den Jungen aus Recklinghausen überrascht. Jedoch bei seiner vergleichsweisen jungen Bausubstanz, vibriert der Ort nahezu vor Geschichte. Und das ist die wahre Größe.