Türkei (22.07.2015) Stadt: Bergama/Pergamon ( 66.000 Einwohner )
Unterwegs in Pergamon, durch uralte Gewölbe der uralten Metropole….. seitlich – unterhalb des Trajanpalastes brühre ich meterdicke Mauern. Hier ist die Ewigkeit zuhause ….
Jens auf dem Weg um die Welt
Türkei (22.07.2015) Stadt: Bergama/Pergamon ( 66.000 Einwohner )
Unterwegs in Pergamon, durch uralte Gewölbe der uralten Metropole….. seitlich – unterhalb des Trajanpalastes brühre ich meterdicke Mauern. Hier ist die Ewigkeit zuhause ….
Türkei (22.07.2015) Stadt: Bergama ( 66.000 Einwohner )
Jaja, Haufenweise historischer Kram, aber anders geht’s nunmal nicht hier in der Türkei…. auch wichtig: Der Trajan Tempel, ansatzweise wieder aufgebaut aus den Trümmern die Erdbeben vor Ewigkeiten zurückließen, um im musealen Sinne zu zeigen, wie das Ding mal ausgesehen haben muss.
Trajan war damals einer dieser gottähnlichen Kult-Kaiser der Römer welche Pergamon übernahmen und neben Ephesus zu einer ihrer “Metropolen” machten.
Immerhin: Mit 150.000 Einwohnern hatte Pergamon damals mehr Einwohner als heute das türkische Bergama. Dort unten waren früher all die Wohnhäuser von denen heute kaum irgendwas übrig ist. Lediglich die rote Basillika hatt’s noch einigermaßen geschafft im modernen Stadtbild sichtbar zu bleiben.
(Bild: Der Trajan Tempel als krönendes Zentrum der antiken Bergfestung, umgeben von starken, zwar weit zerfallenden Burgmauern inmitten der Akropolis von Pergamon)
Türkei (22.07.2015) Stadt: Bergama ( 66.000 Einwohner )
Wie immer bei den alten Orten, liegt auch in Pergamon alles durcheinander herum, war über tausend Jahre in Vergessenheit geraten. Dicke Sandschichten oder Sträucher überdeckten das antike Geröllfeld bis vor etwas über 120 Jahren, als erste Besinnungen auf solch wichtige Zeugnisse erster, moderner Zivilisationen aufkamen…. wobei schon seit dem 13 Jahrhundert immer wieder Reisende von den alten Stätten berichteten. Was genau wo war, beschrieben heute Schautafeln vor Ort, und wer es nicht so weit mag, kann auch ins Pergamon Museum nach Berlin gehen. Dort wird bald eine Neuauflage (Baukosten: Über eine Mrd €) zu bewundern sein über Pergamon allgemein, seiner Kultur und jede Menge Fundstücke von hier…. Für mich Grund allein dann nach Berlin zu reisen (!!!) Jaaa, Berlin küsst Bergama ….. (oder Pergamon?)
Türkei (22.07.2015) Stadt: Bergama/Pergamon ( 66.000 Einwohner )
Welch ein fettes Land: Pergamon, ein Schwergewicht auf der historischen Landkarte darf da nicht fehlen; erst die alten Griechen, die vor 2400 Jahren hier ein “neues Athen” erschaffen wollten, dann natürlich wieder die Römer mit ihren Kaiserkult zur Blütezeit Pergamons, dann viele kleinere Phasen verschiedener Herrscher bis heute wo Pergamon auf türkisch Bergama heißt. Die Stadt liegt mir hier oben auf 335 Metern, komplett zu Füßen. …..Die qualmen allerdings kräftig bei all den Metern über Treppen und Stein… Doch was soll’s, das hohe Amphietheater oberhalb dieser uralten, verfallenden Tempelstraße erlaubt kaum ein Sattsehen. Bergama noch weiter unten in dieser Landschaft des beginnenden Hinterlandes Anatoliens gelegen.
Türkei (22.07.2015) Stadt: Bergama ( 66.000 Einwohner )
Tschüß Izmir, ab nach Pergamon, ca 80 km weiter nördlich mit dem “Dolmuş” dem hier üblichen Sammeltaxi für kleines Geld.
Wieder wird klar wie riesig die Stadt Izmir ist, fast eine Stunde dauert die Fahrt hinaus aus einem diffusen Häusermeer, vorbei an die sprießende Satelitenstadt Menemen (wo kommen all die Zuzügler her? Ist die Türkei so groß wie China?) durch Aliağa mit seiner gewaltig Ölraffinerie am Meer und schließlich nach Bergama, etwas weiter im Innland gelegen.
Das war nicht immer so: Vor über 3500 Jahren siedelten hier schon stadtähnlich Gemeinschaften am Meer, was damals noch bis hier reichte. Außerdem sagt die Legende dass hier zu dieser Zeit das Pergamentpapier erfunden wurde (ein aus Tierhaut gemachter, papierartiger Lacken) – daher schon seit je her “Pergamon”.
Auf türkisch heißt das ganze nun Bergama, liegt heute noch genau da wo die alte antike Unterstadt war, ist somit ununterbrochen besiedelt seit ihrer Entstehung. Hier will ich heute einiges machen, lasse aber erstmal meine elende Schulterlast in der Teestube am Busplatz zurück. Sowas läuft in der Türkei immer sehr problemlos. Aber wie so oft läuft so eine Tour immer mit viel gerenne von statten; ohne für jedes bischen gleich ein teures Taxi zu rufen, finde ich es sowieso viel besser, ganz “authentisch” alles zu Fuß zu erledigen. Ganz eben wie vor den Jarhunderten als es noch keine Autos oder Seilbahnen gab. Ja, die Leute hier erklären den Weg und verstehen nicht, dass ich grundsätzlich nicht die so wunderschöne Fahrt mit der neuen, feinen Seilbahn hoch hinauf auf die antike Festung von Pergamon will. Weniger wegen der 20 Lira, (hoch & runter) sondern weil es mir mehr Freude macht den ganzen Berg selbst zu bezwingen. So haben es ja zur antiken Zeit auch alle gemacht….. weit und heiß ist der Anstieg einmal rund um den Berg von Pergamon, Schweiß und Durst plagen wie ein Fluch, doch die Aussicht auf das Hinterland entschädigt alles…..
(Bild: Die Straße hoch ins antike Pergamon verlangt bei 36 Grad alles….. doch einmal hier angekommen, strahlt das Glück mit der Sicht in die Weite um die Wette….)
Türkei (22.07.2015) Stadt: Izmir ( 3.200.000 Einwohner )
Treffen mit Önem Sezkin im Simorg Cafe, am Rande des Bazaar Viertels; eine Insel der Freiheit, Toleranz und Weltlichkeit in einem eigentlich konversativen Teil Izmirs. In und um dem Bazaar finde ich noch nicht einemal ein gutes Bier, unzählige Cafes und Lokale in den engen Gassen dort, dürfen auch kein Alkohol anbieten, denn seit zwei Jahren führte die AKP, die seit Jahre führende, konbersativ und heimlich Islam gerichtete Partei mit Sultan Erdogan in dessen Führung, ein Gesetz zum Verbot jeglichen Alkoholkonsums innerhalb einer 100 Meter Grenze zu einer Moschee oder Schule. Damit verstößt er zwar gegen die laizistische Verfassung, und letztlich kommt sowas einem kompletten Verbot gleich, da alle 100 Meter eigentlich immer irgendwas religiöses oder schulisches zu finden ist…. zudem schlägt eine saftige Alkoholsteuer dem feuchtfröhlichen tun, gründlich auf die Leber; teurer als in Deutschland ist Bier somit in der Türkei. Die billig-sauf Feten in Antalya sind somit nur noch Geschichte.
3,30€ latze ich hier im Simorg Cafe für mein kühles Efes…. mittlerweile der Normalpreis und für die allermeisten Türken nahezu ein Luxus.
So auch Travestiekünstler Önem, die/der zwar kein Englisch spricht, aber gern den einen oder anderen Drink spendiert kriegt, kommt als Tänzerin und “Kaffeelesen” über die Runden. Sie liest Deine Zukunft in Deiner Tasse Kaffee…) Überhaupt ist sie hier eine kleine Berühmtheit und ein ganz spezieller Teil ihrer toleranten Stadt.
Spannende Begegnungen; deutschsprachige, ältere Leute hier, Önem mit Durst auf Whiskey, ich mit reichlich Flaschenbier und einer (wieder) hammerschlag-Rechnung zuletzt im taumel des Abschieds….. oh je, oooohhh, jeeee…..
Türkei (20.07.2015) Stadt: Izmir ( 3.200.000 Einwohner )
Bei all der Geschichte geht der Lauf der Zeit weiter und gerade die heutigen Metropolen hören nicht auf zu wachsen. Zwar ist Izmir als Nummer Drei im Land nicht so überhitzt und extrem wie Istanbul, wächst aber jährlich um 80.000 Einwohner weiter; weit aus dem Hinterland kommen sie, die meisten der recht verarmten Zuwanderer aus den Bergen Anatoliens, aber auch moderne, gut ausgebildete Leute die das Flair der “Ungläubigen” so mögen, wie Izmir weithin genannt wird. Toleranz und Freiheitlichkeit, der kemalistische Laizismus (Attatürks trennung von Religion & Staat) sind hier spürbar. Die Stadt ist sauber, es gibt keine Bettler – als ich noch in Athen war, bettelten ständig überall welche. Ja und Kopftücher, salafistische Rauschelbärte? Mitnichten. Ich bin hier offensichtlich in einem hoch entwickelten Land, weitab von all den Klischees, weitab von Ostanatolien, hier wo die Türkei reicher ist, wo alle hinziehen. Die Muizzine rufen fünfmal laut von den Minaretten, wer will kann hier seinen Islam so laben wie er will, – oder eben auch nicht; hier im “Cafe Simorg” lasse ich mir ein Efes-Bier von einer dürren Transe servieren, schreibe meine Geschichten hier beim WiFi und freue mich in einem so gut gelungenen Land angekommen zu sein…
(Bild: Izmirs Wahrzeichen – der maurische Uhrturm von 1901 und daneben die 241 Jahre alte Yali Moschee, ……die Stadt von oben; Izmir bekommt neuerding auch Wolkenkratzer bis über 200 Meter ins Stadtbild)
Türkei (20.07.2015) Stadt: Izmir ( 3.200.000 Einwohner )
Ach so, historisches gibt’s ja auch noch zu berichten: Izmir hieß früher einmal Smyrna, gegründet vor 2900 Jahren als Siedlung, 400 Jahre später als griechische Polis im Verbund mit Athen (attischer Seebund) eine der großen Städte der Antike vorrömischer Zeit.
Römisch war Smyrna dann folglich auch und blühte somit über Jahrhunderte weiter, mit allerdings schweren Unterbrechungen; schlimme Erdbeben, als auch Zerstörungsfeldzüge (in Smyrnas Frühzeit) radierten die Frühmetropole mal kurzzeitig von der Landkarte, wurde aber immer neu aufgebaut, wobei hier weniger übrig blieb als noch im früher dahinsichenden Ephesus; große Teile der “Agora” wurden einfach in neuere Gebäude verbaut, alte Quader, Säulen und Steine abgetragen und anderweitig verwendet. Heute klemmt die Agora, das alte, antike Stadtzentrum, zwischen dem Bazaarviertel und der Neustadt recht überschaubar in einem hohen Zaun eingepfercht. Der Eintritt kostet mit fünf Lira (1,70€) nicht viel und die Anlage wirkt gepflegt wenn auch als Baustelle. Säulenteile, Steinblöcke mit Innschriften, erodierte Statuen und eben die gut erhaltenen Kellergewölbe im griechischen Stil, aber stark von den Römern ausgebaut teils als Zisterne mit Wasserläufen, und später als Basillika genutzt, was dem Komplex letztlich vor dem völligen Rückbau bewahrte. Smyrna gewann den Wettbewerb der drei großen Städte, stach Ephesus und Pergamon aus, gewann zentral in mehreren historischen Rollen als großer Naturhafen an Bedeutung und wuchs immer weiter, war einer der ersten und wichtigsten christlichen Zentren seiner Zeit und ganz, ganz viel später die drittgrößte Stadt der Türkei.
Türkei (20.07.2015) Stadt: Izmir ( 3.200.000 Einwohner )
Irgendwie geht’s immer: Zeit & Treffpunkt waren ausgemacht und schon bin ich wirklich zu Gast in der Metropole. Einer von über drei Millionen fand sich in den Tiefen des Internets bei “Couchsurfing” und lud mich bei sich ein. Heval ist in meinem Alter, ein bärtiger Mann aus der allerfernsten Ecke dieses Landes, aus Van nahe der iranischen Grenze wo die Türkei noch ganz wild ist….. heute lebt der studierte Archäologe in Izmir nahe der Uni wo er arbeitet, in einer großen WG. Dort ist immer eine Couch frei und überhaupt, das türkische Sozialleben entfesselt sich in allen Zügen; klettern auf’s Dach in 35 Metern Höhe sowie natürlich traditionell speisen: Weg mit dem Tisch, Decke ausbreiten und lecker essen…. so ist es sowieso gesünder als steif auf den Stühlen hocken. Ja, ich bin definitif angekommen in Izmir, hier und jetzt am hintersten Ende der Stadt.
Türkei (20.07.2015) Stadt: Izmir ( 3.200.000 Einwohner )
Geschafft: Die heißeste Nacht überhaupt…. neee, nicht so wie man denkt, nähere Zwischenmenschlichkeit ist und war ohnehin nie angesagt die letzten Monate. Warum auch immer…. aber die Hitze ist da; 30 Grad über die ganze Nacht auf mein wackel-Holz-selfmade-Doppelbett, ca fünf Stunden wach gelegen und geölt wie Hulle…. uuuffff…. jetzt, noch zimlich schlapp geht’s wieder los in die Hitze der Großstadt und Gastgeber Heval finden, ohne Handy irgendwie über Mails verabreden hier…..