Griechenland (24.06.2015) Ort: Mykene

Wenn ich jetzt nur eine Zeitmaschiene hätte…. (erst aber schnell in die Zukunft um die Lottozahlen zu sehen) … …. … … wobei es völlig unklar ist, wie groß die Stadt mal gewesen sein muss, lebten hier recht eng die Menschen beieinander. Überhaupt, der Begriff “Stadt” ist hier nur im historischen Sinne korrekt; vor 3300 Jahren gab es ohnehin kaum Orte die wesentlich größer als Mykene waren. Möglicherweise noch Tiryns, was 40 km weite liegt, oder Harappa, damals Indien (heute Pakistan) wo ähnlich wie hier die Tore aus Steinblöcken bestehen. (Bild: “Hintereingang“von Mykene)

Griechenland (24.06.2015) Ort: Mykene

Recht übersichtlich liegt die Ruinenstadt hoch über die Felder voller Olivenbäume des Pelopones. Der Blick reicht bis nach Korinth am Meer. Heiß ist es jetzt zum frühen Abend, kaum Touristen, die überschwemmen die Anlage immer morgens bis Mittags wenn die Tourbusse die Zugangsstraße samt Parkfläche restlos verstopfen. Glück habe ich heute doch noch so spät hier zu sein, dem griechischen Klüngel sei Dank. Von dem Tempel ganz oben, sind nur noch Umrisse der Grundmauern zu sehen. Brände und kriegerische Zerstörungen, sowie überbauungen wärend der Jahrtausende ließen für heute nicht viel übrig. Etwas unterhalb aber, erkenne ich einen alten Grabring dessen Stelengänge noch heute recht gut erkennbar sind. Mir ist allerdings nicht ganz klar wie hier die sogenannten “Schachtgräber” eingebunden waren/sind. Zu wenig sind meine Kentnisse zur Sache, da es schwer ist Einzelheiten zu erkennen.

Griechenland (24.06.2015) Ort: Mykene

Für acht Euro Eintritt, komme ich auf die Anlage, kann mein Gepäck am Tiketschalter zurücklassen und bin jetzt frei und leicht ….. kann mich ganz auf das “Löwentor” konzentrieren, dem Eingang zur alten Stadt, errichtet vor 3250 Jahren noch in einer Bauweise einfacher Balkenkonstrucktionen. Erst die Römer entwickelten gut ein Jahrtausend später die so klassischen “romanischen Torbögen”, eine Bauweise die es zur mykenischen Zeit einfach noch nicht gab.

Griechenland (24.06.2015) Ort: Mykene

Jaaaaa, da ist er: Der Ort von Ewigkeit, hier so abgelegen hinter den Dörfern… Das antike Mykene; einst mal ein großes Zentrum von regionaler Macht, sowie die alte Hauptstadt der zweitältesten Hochkultur Griechenlands. Die Mauern rund um die Bergfestung sind sagenhafte 3400 Jahre alt, umschließen die mykenische Oberstadt die logischherweise über eine Unterstadt tronte, die ringsrum, womöglich aus Holzhäuser und leichteren Steinbauten bestand. Von dieser Unterstadt ist heute fast nichgs mehr übrig. Auch die Oberstadt weißt nur noch Fundamente größerer Gebäude auf. Mykene war dermaßen bedeutend, dass der gesamte historische Kulturbereich “mykenische Kultur” genannt wird. Begründet vor 3700 Jahren, entstand diese Form höherer Kultur durch die Anwendung von Schrift und Mathematik, sowie neuerer architecktonische Bauweisen, beeinflusst durch die minoische Kultur aus Kreta und teilweise dem alten Ägypten. Mykene war schon vorher besiedelt, an dieser Stelle, so belegen Fundstücke von Tonscherben, lebten schon vor 5500 Jahren Siedler, organisiert in einer stadtähnlichen Weise. Doch Gebäude aus dieser Zeit mussten zu leicht konstruiert worden sein, oder wurden überbaut/abgetragen.

Griechenland (24.06.2015) Ort: Mykene

Weit ist der Weg nach Mykene …… wenn man ohne Auto ist, oder nicht in der Touristengruppe gebucht hat. Mykene als ein historisches Schwergewicht, kenne ich schon seit meiner Kindheit aus den bunten Fibeln oder was-ist-was Büchlein, und wollte schon immer mal hierher. Einem Ort der Anfänge von allem…. Doch zuvor soll ich nochmal ganz fett den grichischen Schlendrian zu spüren kriegen; nach stundenlanger (!) Irrfahrt und noch längeren Wartezeiten an verschiedenen Busbahnhöfen, wollte ich wieder mal völlig entnervt aufgeben, war ganze 16 Euro insgesamt los (man setzte mich z.B. im falschen Bus) – ließ mich zu weit fahren, dan wieder zurück, sollte aber immer alles schöööööön bezahlen…. toll, “Tourist” in Griechenland sein kann echt fürchterlich ätzend werden. Vor allem wenn man sich ohne Rundum-Vorrausbuchung durchschlagen will. Doch genug gejammert. Nach 6 sechs (!) Std. Ärgernis waren die eigentlich 25 km zwischen Korinth und Mykene geschafft. Zuvor im Dorf Fichtia, wo ich völlig entkräftet ankomme, überlege ich noch hier was zu essen, da auf den Busplätzen die Stunden zuvor alles extrem teuer war und ich aussharrte. Ziehe aber zielstrebig weiter; Mykene sei gleich um die Ecke heißt es. Mykene ein Straßendorf voller Hallengroßer Restaurants und ebenso dimensionierten Keramik-Souvenier Kaufhäuser streckt sich über einen Kilometer entlang der Straße, ist voll auf die Touristenbomber (riesige Busse) eingestellt die hier täglich in großer Zahl hindurchdonnern hoch zur Akropolis, der antiken Festungsstadt, dem eigentlichen Mykene. Also schleppe ich mich mit letzter Kraft weiter die Kilometer hinauf, sogar an einem Campkngplatz vorbei. Ich flirte mit dem Gedanken hier einmal doch zu halten, einfach das Zelt hinstellen und ohne dieser verfluchte Last auf den Schultern weiter zum Ziel ….. doch 13 Euro sind einfach zu viel. Weiter, weiter, weiter…..
(Bild: Der Weg nach Mykene will erkämpft werden, Meter für Meter bei 32 Grad…)

Griechenland (23.06.2015) Stadt: Korinth ( 38.000 Einwohner )

Was für ein Hammer ist das denn?
Der Kanal von Korinth, durch die Landenge des Pelopones, verkürzt somit die umfahrung der Halbinsel um 400 km. Das war schon vor 2500 Jahren die Idee, hier mal an dieser schmalsten Stelle die Passage zu schlagen, während zu dieser Zeit schon das einmalige Vorhaben eines Schiffskarrenweges (Diolkos) praktiziert wurde. Dazu wurden ganze Schiffe und Boote mit rollenden Untersätzen oder einfach auch so, mit Seilen hinüber gezogen. Doch immer schon scheiterte das Vorhaben von den alten Griechen, über die Römer bis ins Mittelalter hier einen kompletten Kanal in den weichen aber tiefen Fels zu schlagen. Das gelang dann zwar irgendwann doch noch, aber erst vor 122 Jahren als nach 12 Jähriger Bauzeit der 6346 Meter lange Kanal fertig war. Bei einer Wassertiefe von acht Metern leuchtet es wunderschön tief blau in einem bis über 70 Meter tiefen Graben einem entgegen. Mit gerade mal 24 Metern breite, kommen heute nur noch die vielen Touristenboote, und teils einige Fähren hier hindurch, trotz der Mindestgebühr von 80€ pro Durchfahrt. ….Jeder weitere Meter Bootslänge macht dann je 27€…..
Hier bleibe ich heute, suche mir in einem leeren Beton-Wasserspeicher einen geschützten Zeltplatz. (in der Nacht wimmelt es hier vor wilden Hunden!)

Griechenland (23.06.2015) Stadt: Korinth ( 38.000 Einwohner )

Auf Empfehlung meines weltgewandten Freundes Georg, reise ich mit der griechischen Bahn nach Korinth, einem weiteren historisch spannenden Ziel, wo ich erstmal abgelegen vor dem Stadtrand ankomme. Korinth besteht aus zwei Teilen, die Akropolis, sozusagen die Altstadt auf einem Berg, weit Abseits vom anderen Teil, der Neustadt in der ich erstmal lang einlaufe um überhaupt zu wissen wo was ist. Neu-Korinth ist wie jede andere griechische Stadt erstmal völlig gesichtslos, überrascht aber im Zentrum mit schönen, breiten Fußgängerzonen, Palmen und einer Aphrodite, Korinths alte Statdtgöttin der Liebe und Lust. Hier soll es auch diesen berühmten korinthischen Kanal geben….? Ich frage mich durch und erfahre das wieder einige Kilometer Fußmarsch bevorstehen (bei 32 Grad und 25 Kilo Gepäck)
Da nutze ich gleich die erste Möglichkeit um endlich wieder ins blaue Meer zu hechten….. jaaaa, schwitzen, Sachen runter und ab in die Fluten 🙂

Griechenland (23.06.2015) Stadt: Athen ( 3.628.000 Einwohner )

Uuups, ganz verboten und Ärger hat’s gegeben…. hier am Athener Bahnhof mit seinen ganzen drei (!) Schaltern -von denen nur einer besetzt war. Hier dürfen Bahnhöfe, aber auch Flughäfen und besonders die vielen Militäranlagen nicht fotografiert werden. Hastig erkläre ich einen der vielen Sicherheitsleute dass ich mich “geographisch lokalisieren” lasse, irgendein Mumpiz der lir spontan einfällt….. das haben die mir wohl geglaubt. Gottseidank, sonst hätten die wohl noch mein Gerät gefilzt und das wäre eine Katastrophe: In der halb – Bananen-Republick Griechenland kann sowas nämlich schnell passieren…..
….Auf geht’s dann heute nach Korinth, 75 km für neun Euro…. aus Athen hinaus trampen? Unmöglich!

Griechenland (22.06.2015) Athen & Griechenland – viel Geschichte, wenig Zukunft?

Jahrtausende prägte dieses kleine Land am untersten Ende des europäischen Kontinents die entstehung weiterer Kulturen; unser Verständniss für Schrift oder Demokratie nahm damals bei den Griechen ihren Anfang. Selbst die großen Römer “klauten” sogar den gesamten Götterhimmel der Hellenen, tauften ihn lediglich um und erklärten das alte Griechenland zur Römischen Provinz ….

Heute, so sehr viel später ist es wieder Teil eines ganz Großen; Teil eines vereinigten Europas, was auch so bleiben wird, aber auch Teil einer Währungsunion, – was eben wohl nicht länger so Bestand haben kann….

Als Griechenland in den 1950er Jahren begann, zu den anderen, großen Nationen im Wohlstand aufzuschießen, nahm es aber einen Weg in schwacher Nachhaltigkeit; im Gegensatz zu seinem Nachbarn Italien, wurde hier nie groß eine wertschöpfende Industrie aufgebaut. Selbst die hohen Potentiale der Landwirtschaft waren teils ungenutzt und auf Selbstversorgung ausgerichtet. Italien, später dann Spanien erkannten diese Möglichkeiten und entwickelten sich schnell weiter.
In Griechenland liefen die Uhren schon damals langsamer als noch anderswo in Südeuropa. Selbst bis heute hat z.B. der griechische Wein kaum das Zeug, nur im Ansatz an seine italienische Konkurrenz ranzukommen…. zudem das allgemeine griechische Qualitätsverständnis noch merklich hinter dem steht was im übrigen Westeuropa gilt.
Ob das nun edle Bescheidenheit, oder reiner Schlendrian bedeutet, irgendwo in der Mitte liegt die Antwort.
Fakt ist aber, dass die Griechen – ob in der Politik, der Wirtschaft, oder eben auch auf der Straße gegenwärtig den Hang zur Realität ziemlich verzerrt sehen; bei solch einer Wirtschaftsbasis, fern einer konstanten Wertschöpfung, gelingt ihr Anspruch auf diesen Wohlstand wie sie ihn sich vorstellen kaum.
Das jeder genug zu Essen haben soll, jeder frei zum Arzt seiner Wahl gehen kann, wann immer es nötig ist, steht außer Frage.
Aber genau um solche existenziellen Dinge geht es plötzlich und aufeinmal ganz deutlich…. Die griechischen Ansprüche an den Wohlstand haben dermaßen an Auswüchse angenommen, das dass Land heute nahezu sich in einer beispielosen Kriese befindet, durch eine Politik (der Vorgängerregierung Samaras) der grenzenlosen Gier, befeuert von rücksichtslosen “Volksvertretern” und einem menschenfeindlichen Bankenwesen auf der anderen Seite.

Es wird ruhiger in Griechenland.
Durch die absolut fehlenden Grundlagen einer funktionierenden Wirtschaft, und der somit verpassten Wohlstandsschaffung einer soliden Industrie, ist es jetzt im Post-industriellen Europa einfach zu spät wieder so anzufangen wie noch vor 50 Jahren.
Griechenland hat viele gut ausgebildete Leute, viele davon (noch) jung, und die werden in großer Zahl bald ihr Land verlassen, es weiterhin so betreiben wie ihre Eltern: Auswandern, dort zu Kapital kommen und einiges davon nach Hause schicken…. was anderes bleibt dem Land wohl mittelfristig kaum übrig, und es dauert bis Grundlagen zur bestmöglichen Lösung für mehr Gerechtigkeit auch Griechenland erreichen; das bedingungslose Grundeinkommen als nächster, wichtiger Schritt für (halbwegs funktionierende) Länder Europas kann Griechenland jetzt und auch in ein, zwei Jahrzehnte nicht einführen…. jedenfalls nicht solange sich die oberen Einkommensschichten dermaßen schändlich beim Zahlen ihrer Steuern drücken….

Heute leben noch 10,6 Millionen Menschen in Griechenland. 10% davon überlegen wie und ob sie auswandern. Wo sollen auch die Jobs herkommen in einem Land was noch nicht einmal ein eigenes Fahrrad herstellen kann (oder will)? Was bleibt an Perspektive wenn die nächsten 30 Jahre die Landwirtschaft die (neben dem Tourismus) einzig wirkliche Wirschaftskraft im Lande ist.
Ja, die Landwirtschaft, so wie im übrigen Ost und Südosteuropa wird in Zukunft weit ausgebaut.
Schon heute gibt es in Griechenland über 100.000 “Neubauern” die von den Städten wieder zurück auf’s Land ziehen, in einer ihrer Häuser dort die viele der Städter besitzen.
Athen, die ganz große Metropole wird zwar immer Metropole bleiben, dürfte aber eine der wenigen Riesenstädte dieser Welt werden, die in Zukunft schrumpft; von heute 3,6 Mio auf 3,3 Mio sinkt moderat die Zahl ihrer Bewohner, so wie im ganzen Land; Griechenland zählt aufgrund seinem zukünftigen Agrar Schwerpunkt seiner Wirtschaft auf gerade mal knapp unter neun Millionen Einwohner. Selbst Zuwanderer, die das Land bald dringend bräuchte, kommen nur mäßig. Die Griechen werden wie die Deutsvhen älter, haben mit 1,3 Kindern je Frau kaum noch den demographischen “Erhaltungswert”. Schon heute “überaltert” die griechische Gesellschaft deutlich.
So entscheiden sich selbst die 350.000 Griechen in Deutschland, besser dort zu bleiben: Das Gesundheitswesen ihres Heimatlandes kollabiert momentan, und warum sollte es auch in naher oder mittelfristiger Zukunft wesentlich besser werden? Trotz Schuldenschnitt….
Meine liebe Ursula von “Nicos Taverne” meiner Stammkneipe in meiner Heimat Recklinghausen Süd, sagte einmal, sie wolle ja wieder zurück nach Griechenland in ihren alten Tagen. Aber das geht nicht mehr. Sie ist 73 und hat sich gut eingelebt in Recklinghausen.
Nach Griechenland fährt sie allerdings nur noch auf Besuch zu Verwandten, zum “Urlaub”…..