Griechenland (22.06.2015) Athen & Griechenland – viel Geschichte, wenig Zukunft?

Jahrtausende prägte dieses kleine Land am untersten Ende des europäischen Kontinents die entstehung weiterer Kulturen; unser Verständniss für Schrift oder Demokratie nahm damals bei den Griechen ihren Anfang. Selbst die großen Römer “klauten” sogar den gesamten Götterhimmel der Hellenen, tauften ihn lediglich um und erklärten das alte Griechenland zur Römischen Provinz ….

Heute, so sehr viel später ist es wieder Teil eines ganz Großen; Teil eines vereinigten Europas, was auch so bleiben wird, aber auch Teil einer Währungsunion, – was eben wohl nicht länger so Bestand haben kann….

Als Griechenland in den 1950er Jahren begann, zu den anderen, großen Nationen im Wohlstand aufzuschießen, nahm es aber einen Weg in schwacher Nachhaltigkeit; im Gegensatz zu seinem Nachbarn Italien, wurde hier nie groß eine wertschöpfende Industrie aufgebaut. Selbst die hohen Potentiale der Landwirtschaft waren teils ungenutzt und auf Selbstversorgung ausgerichtet. Italien, später dann Spanien erkannten diese Möglichkeiten und entwickelten sich schnell weiter.
In Griechenland liefen die Uhren schon damals langsamer als noch anderswo in Südeuropa. Selbst bis heute hat z.B. der griechische Wein kaum das Zeug, nur im Ansatz an seine italienische Konkurrenz ranzukommen…. zudem das allgemeine griechische Qualitätsverständnis noch merklich hinter dem steht was im übrigen Westeuropa gilt.
Ob das nun edle Bescheidenheit, oder reiner Schlendrian bedeutet, irgendwo in der Mitte liegt die Antwort.
Fakt ist aber, dass die Griechen – ob in der Politik, der Wirtschaft, oder eben auch auf der Straße gegenwärtig den Hang zur Realität ziemlich verzerrt sehen; bei solch einer Wirtschaftsbasis, fern einer konstanten Wertschöpfung, gelingt ihr Anspruch auf diesen Wohlstand wie sie ihn sich vorstellen kaum.
Das jeder genug zu Essen haben soll, jeder frei zum Arzt seiner Wahl gehen kann, wann immer es nötig ist, steht außer Frage.
Aber genau um solche existenziellen Dinge geht es plötzlich und aufeinmal ganz deutlich…. Die griechischen Ansprüche an den Wohlstand haben dermaßen an Auswüchse angenommen, das dass Land heute nahezu sich in einer beispielosen Kriese befindet, durch eine Politik (der Vorgängerregierung Samaras) der grenzenlosen Gier, befeuert von rücksichtslosen “Volksvertretern” und einem menschenfeindlichen Bankenwesen auf der anderen Seite.

Es wird ruhiger in Griechenland.
Durch die absolut fehlenden Grundlagen einer funktionierenden Wirtschaft, und der somit verpassten Wohlstandsschaffung einer soliden Industrie, ist es jetzt im Post-industriellen Europa einfach zu spät wieder so anzufangen wie noch vor 50 Jahren.
Griechenland hat viele gut ausgebildete Leute, viele davon (noch) jung, und die werden in großer Zahl bald ihr Land verlassen, es weiterhin so betreiben wie ihre Eltern: Auswandern, dort zu Kapital kommen und einiges davon nach Hause schicken…. was anderes bleibt dem Land wohl mittelfristig kaum übrig, und es dauert bis Grundlagen zur bestmöglichen Lösung für mehr Gerechtigkeit auch Griechenland erreichen; das bedingungslose Grundeinkommen als nächster, wichtiger Schritt für (halbwegs funktionierende) Länder Europas kann Griechenland jetzt und auch in ein, zwei Jahrzehnte nicht einführen…. jedenfalls nicht solange sich die oberen Einkommensschichten dermaßen schändlich beim Zahlen ihrer Steuern drücken….

Heute leben noch 10,6 Millionen Menschen in Griechenland. 10% davon überlegen wie und ob sie auswandern. Wo sollen auch die Jobs herkommen in einem Land was noch nicht einmal ein eigenes Fahrrad herstellen kann (oder will)? Was bleibt an Perspektive wenn die nächsten 30 Jahre die Landwirtschaft die (neben dem Tourismus) einzig wirkliche Wirschaftskraft im Lande ist.
Ja, die Landwirtschaft, so wie im übrigen Ost und Südosteuropa wird in Zukunft weit ausgebaut.
Schon heute gibt es in Griechenland über 100.000 “Neubauern” die von den Städten wieder zurück auf’s Land ziehen, in einer ihrer Häuser dort die viele der Städter besitzen.
Athen, die ganz große Metropole wird zwar immer Metropole bleiben, dürfte aber eine der wenigen Riesenstädte dieser Welt werden, die in Zukunft schrumpft; von heute 3,6 Mio auf 3,3 Mio sinkt moderat die Zahl ihrer Bewohner, so wie im ganzen Land; Griechenland zählt aufgrund seinem zukünftigen Agrar Schwerpunkt seiner Wirtschaft auf gerade mal knapp unter neun Millionen Einwohner. Selbst Zuwanderer, die das Land bald dringend bräuchte, kommen nur mäßig. Die Griechen werden wie die Deutsvhen älter, haben mit 1,3 Kindern je Frau kaum noch den demographischen “Erhaltungswert”. Schon heute “überaltert” die griechische Gesellschaft deutlich.
So entscheiden sich selbst die 350.000 Griechen in Deutschland, besser dort zu bleiben: Das Gesundheitswesen ihres Heimatlandes kollabiert momentan, und warum sollte es auch in naher oder mittelfristiger Zukunft wesentlich besser werden? Trotz Schuldenschnitt….
Meine liebe Ursula von “Nicos Taverne” meiner Stammkneipe in meiner Heimat Recklinghausen Süd, sagte einmal, sie wolle ja wieder zurück nach Griechenland in ihren alten Tagen. Aber das geht nicht mehr. Sie ist 73 und hat sich gut eingelebt in Recklinghausen.
Nach Griechenland fährt sie allerdings nur noch auf Besuch zu Verwandten, zum “Urlaub”…..

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