Griechenland (14.08.2015) Stadt: Katerini ( 51.000 Einwohner )

Wie die Zeit vergeht, schnell aber auch intensiv: Thessaloniki verließ ich mit dem Zug, da meine nun allerletzten Reserven die neun Euro fürs Ticket zu berappen vermochten. 70 km durch flaches, sonnengedörrtes Ackerland. Sogar bewässerte Reisfelder sah ich hier. In der sehr geschäftigen Kleinstadt Katerini suchte ich dieses Orfeas Classic Hotel, wo ich diesmal final verabredet bin mit der Familie…. jaja, all die Leute die ich traf, all die verschiedenen Termine ob mit Andy damals noch in Italien, Rainer in Albanien, Peter für Kreta, der mir so viel Geld schenkte weil er nicht kommen konnte, oder Freund Georg in Istanbul….. und immer war er sooooo fern, der Termin mit Mama und Papa hier in Griechenland, und nun ist es soweit: Ich werde abgeholt, 2560 km sind sie gefahren von Recklinghausen bis nach hier, durch Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Montenegro, und Albanien bis Nord-Griechenland. Freudiges Wiedersehen nach langer Sehnsucht; die Lieben sind da, nach langer Zeit des wartens, ob all die letzten Monate, oder eben heute die sieben Stunden, die ich früher hier war im Orfeas Classic, mit Balkon und Blick auf den zentralen Citypark und all den Geschäften drumherum in Katerini. Zwei Tage Urlaub waren genug für die eher Bade-touristische Gegend; Katerini selbst, hat kaum sehenswerte Sachen, ist eine Stadt des üblichen 1960er Einerlei, fader Zweckbauten in grauweiss. Strand mit endlos-Sonnenschirmpanorama gibts sechs Kilometer abseits, und dann noch ein letztes, historisches Leckerchen: Dion, eine antike Ausgrabung mit allen was dazugehört; Amphitheather, Tempel-Überreste, römische Badehäuser mit reichlich Mosaiken (Bild: Mama & Papa bei 35 Grad zur Mosaik-bewunderung) und antike Straßen (Bild: Mama tanzt den Greco-Antika). Das alles nahe dem Olymp, dem mit 2917 Metern höchsten Berg Grichenlands, wo bei aller Diffusheit nicht wirklich klar wird, wo der höchste Punkt liegt, da dieser Olymp ein ganzes Massiv vieler Gipfel ist, und das in ständig diesiger Wolkenpracht und mittelmäßiger Sicht. Ein nicht sehr fotogener Berg ….(Bild: Olymp-Massiv mit Tomatenfeld davor) Ja, und schwimmen waren wir viel…. noch ein letztes mal schwimme ich lang im Badewannen-warmen Wasser, erinnere mich an all die vielen Küsten von Sizilien über Albanien, ganz Greichenland bis zur Türkei, wo dieses Meer immer so herrlich frisch und freundlich zu mir war. Morgen fahre ich mit ihnen dann fort, zurück nach Hause, werde das Mittelmeer nun nicht mehr wiedersehen, und neue Weltregionen bald erwandern….. doch zuerst ab nach Hause. Mal sehen wie lang ich brauche bis zur nächsten Tour, 4500 km zu Fuß durch die ganze Türkei, bis zum Ararat an der Grenze zu Armenien, von wo ich bis Russland nach China laufen will….. Doch noch bin ich hier, leide immernoch an fürchterlichen Dünschiss, der mal explosiv ist, mal nen ganzen Tag aussetzt…. ein schwelendes Dilemma seit vor anderthalb Wochen in Istanbul…. oh jeee…. Egal, morgen gehts ja wieder heim, Papa prescht über Mazedonien, Serbien (!) Ost-Kroatien, Slovenien, Österreich bis ins Ruhrgebiet. Drei Tage Fahrt mit Imodium Tabletten. Das müsste klappen *hoff*

Griechenland (13.08.2015) Stadt: Thessaloniki ( 770.000 Einwohner )

Mein letzter “einsamer” Tag, hier in Thessaloniki der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Erst Zelt, dann Hostel; nach langer, anstrengender Suche, fand ich noch ein Bett im Schlafsaal, zwar für happige 20 Euro, aber somit habe ich heute Ruhe und Zeit ohne Gepäck die Stadt zu erkunden. Trotz ihrer Größe wirkt die Stadt überschaubar, ihre nach dem ersten Weltkrieg neu aufgebaute Innenstadt im typisch neugriechischen Schachbrettmuster langweilt wie überall im Land mit hohen, grauen Zweckbauten niederer Qualität. Zerfall und blätternder Putz überall, Leerstand und uralte Baustellen offener Löcher in den Straßen bieten ein Bild einer Lethargie die angesichts der aktuellen Lage nicht wirklich verwundert. Allerdings freue ich mich über all die vielen römischen Mauern, Bögen und Gebäuden aus einer Zeit vor ca 1700 Jahren erbaut, die hier überall verteilt in der Innenstadt herumstehen. Sowas “erfrischt”, und letztlich steige ich auf den weißen Turm, dem Wahrzeichen Thessalonikis. Von oben überblickt man die Stadt aus 26 Metern Höhe, denkt besser nicht darüber nach wie es hier vor 300 Jahren aussah; als Foltergefängnis und Hinrichtungsstätte dienten die dicken Mauern hier zu Sultans Zeiten, weshalb das Ding auch mal “roter Turm” hieß, dem Blute wegen….. glücklicherweise ist heute alles viel friedlicher…. Thessaloniki war vor 2330 Jahren von einem Makedonischen König als “Thessalonikē” gegründet, nach dem Namen seiner Frau. Makedonien war mal ein großes Reich griechischer Prägung und noch heute heißt die Region so, was reichlich Zoff mit dem nördlich gelegenen Mazedonien mit sich bringt: Das darf eigentlich nicht so heißen, weil halb Nordgriechenland makedonisch (namentlich mazedonisch) geprägt sei. Wie Istanbul durchlebte die Hafenstadt die typische historische Reihenfolge: Erst Griechisch, dann Römisch, dann Byzantinisch, dann Osmanisch. Aus letzterer Zeit stammt auch dieser dicke Turm (weißer Turm) erbaut von diesem Supermann Sinan, der Alles-Architekt seiner Zeit.

Griechenland (13.08.2015) Stadt: Thessaloniki ( 770.000 Einwohner )

Guten Mooooorgen, Thessaloniki bot mir genug Platz zum Übernachten, und zwar auf einer der vielen Brachflächen überall im Stadtgebiet, etwas abseits der dichten Innenstadt. So liegt auch der “International Busterminal” in solch einer total gottverlassenen, trostlosen Gegend die wirklich an diverse Kulissen bekannter Endzeitfilme erinnert. Wärend einige Backpacker ratlos am grauen Parkplatz herumstanden und in ihren Smartphons verzweifelt im WiFi nach Orientierung oder Zimmer suchten, schritt ich voran, suchte erstmal irgendwas zu Essen und kam schnell in ein Roma Viertel hinein, wo es zwar ein paar Käsebrote, Bier und Wasser gab, aber die vielen Bruchbuden, offene, wilde Gärten und Dornenstrauch-Müllplätze alles andere als einladend wirkten, erst recht wenn besoffene Zigeunerjungs plötzlich zum pinkeln aus dem Dickicht wankten. Zurück zur großen Brücke. Zu viel Müll hier, weiter Richtung Hafen, die Autos und LKWs krachten hautnah an mir vorbei, bis auf grauer Sand und unendlich viele, platte Plastikflaschen gabs keinen Seitenstreifenm wohl aber Platz hinterm Zaun, der hier und da ein Loch hatte. Dort schlüpfte ich durch, kämpfte mich kurzer Hosen durchs hohe, kratzige Kraut, was dörr und trocken auf viele Meter das ehemalige Klärwerk hier bewuchert. Muss wohl eins sein, da überall seltsame Betonbecken mit grünem Jauchenwasser drinn, myriaden Moskitos produzierend, hier offen lagen. Einst teuer erbaut vor noch nicht mal so langer Zeit, stehen hier diese Gebäude brach herum, verfallen….. und dahinten klaffen offene Kloaken in den Himmel stinkend….. klatschnass geschwitzt baute ich im Moskitowirbel das Zelt in Höchstgeschwindigkeit auf, zog mit Mühe die nassen Sachen vom Leib nachdem der Reißverschluss zu gemacht, für Sicherheit sorgte. Tausend Dollar für eine frische Dusche……… aber that’s Wanderleben. Klebend – feucht versuchte ich einzuschlafen.

Griechenland (12.08.2015)

Dank einer 50 Euro Spende von einem Fan in Süddeutschland, kann ich nun das Ticket für 45€ zahlen und die über 600 km lange Strecke nach “Selanik” antreten, so heißt Thessaloniki nämlich auf türkisch. Istanbul zieht sich mit seinen brandneuen Vorstädten lang daher bis wieder bis zum Horizont die thrakischen Sonnenblumenfelder zu sehen sind.
Eine satte Stunde dauert das Gezumpel an der Grenze zu Griechenland. Drei Stichproben und die Wartezeit steigt ins Unermessliche: ausgerechnet zwei alte Damen wurden bis auf ihre Moleküle zerlegt, ob im Kreuzverhör oder dessen Gepäck; fette Rollkoffer und dicke Taschen, was solche Omas eben halt so haben. Das erzählte mir mein russischer Sitznachbar, dem als dritter das gleiche wiederfuhr. Pässe abgeben, wieder ausgeben, dann nochmal das Ganze…. -schöne Grenzenwelt- dieser Planet…… da hätte Ahmad nicht mal im Ansatz irgendeine Chance hier …..
Glücklich ein EU Bürger zu sein, sehe ich auf eine sanft gebirgige Landschaft, ohne jegliche Besiedlung, viele, viele Kilometer lang…. dann kommen die obersten Inseln des ägäischen Meeres am Horizont, erst Samothraki, dann Thassos, schwebend in der maritimen Ferne einfach toll aussehend (Bild) und Städte wie Alexandrupolis oder Kavala sich malerisch zwischen Küste und Meer schmiegen. Das alles leider im Vorbeiflug….. der Bus hielt noch zum Essen in der Türkei, kurz vor Keşan, wo mir für 15 Lira (5€) noch ein komplettes Mahl plus Limonata-Zitrone vergönnt war. Im Gier-Griechenland dann berappe ich freche drei Euro für eine Dose Fanta….. hab eben nicht nach dem Preis gefragt, selber schuld. Entgegen der Information die Fahrt dauere nur acht Stunden, komme ich 11 Std später dann endlich in Thessaloniki an, der Bus war nur zu 40% ausgelastet anfangs, jetzt hier am “International Bus Terminal” steige ich mit nur sechs weiteren Leuten aus, Türken und Griechen, die gegenseitig auf Verwandschaftsbesuch sind oder waren.

Griechenland (17.07.2015)

Europa und Asien begegnen sich; Samos als letzer Außenposten Europas vor dem Hintergrund der Anatolischen Landmasse in Asien. Über eine Stunde dauert die Überfahrt in der eher kleinen Fähre mit perfekten Ausblick auf Meer und Land. Ich bin einer von ganz wenigen Nicht-Türken an Bord. Gut 300 Leute drängeln sich hier, türkische Touristen der immer größer werdenden Mittelschicht leisten sich einen Tagestrip hinüber zu den Griechen.

Griechenland (17.07.2015) Ort: Samos-Stadt ( 6.000 Einwohner )

Samos ist mit über 470 Quadratkilometer größer als Malta, und auch etwas größer als Naxos, viel grüner und fruchtbarer, was der Insel seit zwei Jahrtausenden schon eine Bevölkerung von über 30.000 einbrachte. Heute verlasse ich aber schon Samos, nachdem noch über 30 km Busfahrt (3,90€) angesagt waren. Die Türkei Fähre legt nämlich um 17 Uhr von Samos Stadt ab, was mir letztlich noch gesalzene 45 Euro kostet! Oh je, mein schönes Spenden-Geld vom Geburtstag und überhaupt, zerinnt mir nur so aus den Fingern… ich könnte schreien……
Naja, das alles steht eh im Zeichen einer Fluchtbewegung, wollte eigentlich in Griechenland bleiben, die Inseln viel länger erkunden und beschreiben, dort die Einheimischen besuchen. Doch hier im Tourismus-Vakuum, wo zwischenmenschliches komplett als reine Dienstleistung betrachtet wird, geht sowas kaum. Außerdem wollte ich eigentlich noch die Inseln Chios und Lesbos sehen. Doch alles zu teuer…. ich flüchte hinüber, dort wo vor 93 Jahren Griechenland noch war, nachdem die Türken sich das alte Land unter’m Nagel rissen….

Griechenland (17.07.2015) Ort: Karlovassi ( 6.000 Einwohner )

Proooost, mein letztes griechisches Bier mit Türkei in Sichtweite am Horizont….
Habe noch Bohnen in Tomatensoße von Heinz, eine trockene Wurst, sowie Brot ergattert für insgesamt sieben Euro. Ein Schnäppchen hier für’s Abendessen.
Morgen setze ich rüber ins gelobte Land…. finde noch abseits von Karlovassi diesen verlassenen Militärposten mit Mega-Ausblick auf Hafen, Meer und Berge… wieder ohne Zelt unter freien (soooo blauen) Himmel….

Griechenland (17.07.2015) Ort: Karlovassi ( 6.000 Einwohner )

Puuh, auf der Fähre habe ich noch ausgehalten, den Hunger, um nicht noch die extremen Preise für die furztrockenen Sandwiches dort zu berappen, schleppe mich in Karlovassi vom abgelegenen Hafen bis hier zum Supermarkt um die Batterien zu füllen. Der zeigt mal wieder deutlich den Grund warum ich hier nicht mehr atmen kann; Preise als wären die Griechen auf Schweizer Lohn-Niveau…. jaja, gelästert hatte ich ja schon genug über den Irrsinn an den Ladentheken, doch bevor ich in die Türkei fliehe, muss ich unbedingt noch schnell das Drama fotografieren… klar, ich finde hier auch den kleberigen Kartoffelsalat mal für 1,60€, ein Päckchen Kekse für 1,30€ und ein Fläschchen Bier für einen Euro…. auch Brot geht noch… aber das allermeiste hier ist schweineteuer; Sahne, Milch, O-Saft, Wurst made in Greece gegen Gold aufgewogen….. mein Gott, wie soll das hier nur weitergehen?

Griechenland (17.07.2015) Ort: Karlovassi auf Samos.

Das Schiff kommt nach fünf Stunden Überfahrt in Karlovassi auf Samos an, einem der drei Häfen der großen Insel, direkt vor der türkischen Küste gelegen. Das gibt Stoff für ein weiteres Dilemma unserer Zeit: Flüchtlingsstöme ergießen sich tagtäglich von Schlauchbooten über’s Meer kommend auf Samos, aber auch den anderen Inseln Griechenlands in Sichtweite zur Türkei: Kos, Chios, Lesbos und Rodos sind vorerst Hürde Nr. eins um es ins gelobte Land zu schaffen; wer es nähmlich schafft, darf erstmal bleiben, bekommt ein Ticket nach Athen spendiert wo weiterhin über den Asyl-Status entschieden werden soll. Allerdings sind die Behörden – erst recht jetzt während der Kriese, völlig überfordert, auch wegen der bloßen Masse der Menschen, meist aus Syrien über die Türkei kommend. Hier in Karlovassi stehen sie täglich, wie ich erfahre, müssen hier weiter auf die nächsten Fähren, die hier ablegen…. wohin auch immer…. nur weiter nach Norden.
(Bild: Seperat gehalten zu den Touristen, wartet ein Tross Syrer auf der anderen Seite des Hafens bis sie an Bord dürfen)

Griechenland (17.07.2015) Ort: Insel Ikaria

Selbst unter den verstreuten Inseln unterscheiden sich verschiedene Regionen voneinander; nachdem Naxos am Horizont verschwindet, sowie Mykonos, das immer im Dunst der Ferne zu sehen war (und Nachts wie eine Stadt in der Weite den Himmel beleuchtet, da hundertausend Party-peoples dort momentan ausflippen) verlasse ich die Kykladen und komme in den Inselbereich der “Sporaden”, was soviel wie die “verstreuten” heißt.
Verstreut am Rande der griechischen Seekarte liegen diese Inseln teils direkt vor der Küste der Türkei, und schon sieht es hier auch anders aus: Mit Bäumen bewachsen und viel grüner, lässt Ikaria schon erahnen, dass es hier ein etwas anderes Klima hat; im Sommer heiß und trocken wie überall, aber im Winter regenreicher, ja teils sogar mit Nachtfrösten unterscheidet sich das Klima der küstennahen Inseln um einiges. Die Türkei als große Landmasse ist zum greifen nah, jetzt im Sommer extrem heiß und staubig, aber im Winter heftig kalt und ungemütlich. Schlimmer als bei uns an Rhein und Weser…. deshalb schiebt sich oft eine solche Kaltfront bis einige Seemeilen über’s Meer, erreicht Samos bis weiter hinein die Insel Ikaria, bevor das wärmende Meer bis Naxos oder Mykonos jede Frostatakke von Osten kommend, den Biss nimmt.
Ikaria, so wie die anderen Sporadeninseln hat auch andere Häuser, diesmal mit herkömmlichen Ziegeldächern und die Kirchen sehen aus wie Moscheen.
(Bild: Panorama von der Fähre aus, als diese an Ikaria hält)