Chaos oder Chaos, ….Griechenland hat sich entschieden.

Ganz nebenbei beobachte ich noch diese Stimmung hier im Land, spreche ständig mit vielen Leuten eben über diesen Euro (der hier kaum was wert ist) und über Deutschland, das komischerweise als total fixiert im Zentrum griechischen Befindens steht. Frankreich oder Holland, sowie viele andere Länder beteiligen sich doch auch an den Schuldenberg den Griechenland weiterhin himmelhoch aufhäuft, doch seit Wochen sehe ich immer nur Merkel oder den deutschen Finanzminister auf den Bildschirmen der Kneipen. Dennoch, mein Herkunftsland ist tatsächlich in keinster Weise irgendwie unbeliebt bei den Griechen, im Gegenteil; die Leute hier verstehen sehr wohl auseinanderzuhalten was hohe Politik und deutsche Besucher mit ihrer Meinung zum Thema, angeht.

Jetzt aber ist eben das passiert, was kommen muss: Das Volk hat sich gegen weitere Schulden entschieden, zurück zur Drachme da für Griechenland die Vorteile klar sind; zurückzahlen können sie ja eh nicht alles, und das ist ja schon lang bekannt.
Deshalb ist es auch egal ob die harten Euro-Schulden, – dann mit einer schwachen Drachme beglichen, noch viel höher würden als schon heute.
Wichtiger ist aber , dass die billigen Drachmen in Zukunft griechische Produkte auf den Märkten günstiger machen, einem Land dessen einzige Zukunft lediglich die Landwirtschaft und Tourismus ausmacht, hat somit den Vorteil.

Urlaub in Griechenland, sowie der fuselige Tsantali wird in Zukunft günstiger.

Doch letztentlich sieht es für das Land deswegen alles andere als rosig aus; “ob mit Euro oder Drachme, meine Taschen sind so oder so leer” sagte mal ein Rentner am Tresen.
Und gerade die Rentner werden hier immer mehr, wenig Nachwuchs kümmert sich um die wenigen Einnahmen des Staates, der zudem auch noch unter extreme Ausgaben ans Militär bereits weit über den Rand seiner Möglichkeiten gerät, alte Pensionsansprüche seiner vielen Beamten kaum auf ein Niveau reduzieren kann, wie es sehr bald nötig wäre. Denn ihre Höhe entspricht sogar teils mehr als der eines Deutschen…. und das in einem Land dessen Lohndurchschnitt mittlerweile mit Polen zu vergleichen wäre….

Da bin ich mal gespannt auf die dringende Schrumpfkur, vor allem bei den wahnwitzigen Preisen des griechischen Warenkorbs, der abgehobenen Gastronomie (gestern fand ich nirgends in der Innenstadt von Heraklion ein großes Bier vom Fass unter 5 € !!!) und vor allem den Produzenten selbst, die in Monopolstellung das ganze ganze Land knechten, kaum Wettbewerb zulassen. (Ja, siehe da, der böse Wettbewerb mit seinen Lohndumping…. andersrum verdienen die Griechen allerdings kaum am Gegenteil, nur mal wieder und lediglich die Reichen…)

Meine Reisen durch’s Land zeigen aber auch, dass es hier nicht schlimmer ist als in den meisten Ländern der Welt.
Selbst gleich nebenan in Mazedonien oder Bulgarien sieht die Sache noch viel schlimmer aus. Dort gibt es schon immer ukd auch in Zukunft, echte Armut….. wenn auch die Griechen mittlerweile über den teilweisen Verlust ihrer Gesundheitsversorgung ein echtes Armutsproblem bekommen haben, gibt es sowas in Rumänien oder Albanien schon immer.
Der Schmerz ist hier deshalb so stark, weil dieses Land nahezu von heut auf morgen von seinem hohen Ross hinunterfällt. Von einem völlig auf Pump gebauten, rosa Luftschloss, hoch, hoch in den Federwolken schwebend durch blinde Kreditwut immer größer werdend. ….Auf Augenhöhe mit der Oberliga mitteleuropäischem Lebensstandards, in einem Land dessen größte Fabrik die Athener Coca Cola Werke sein sollten ….

Das tut jetzt eben besonders weh…. und es hat bereits nur angefangen; viele Löhne werden oft zu spät bezahlt, auch wenn diese heute im Durchschnitt zwischen 500 und 800 Euro liegen. Doch wie kommt das zusammen wenn alle übrigen Preise auf ihr altes Niveau verharren?
Die Steuern…. ? So schimpft mir das ein Kellner entgegen dem ich einen Vogel zeigte, als er mir 3,50€ für den Capucchino an den Kopf knallte….. 23% Steuern sind nicht wenig, aber bei 3,50€ eben nur 80 Cent…. 2,80€ kostet der Capucchino dan Steuerfrei…. und das ist er hier oft genug.

Jaja, aber das haben sie nun davon: In den Cafes und vor allem den Restaurants hier in Heraklion, sehe ich nur den Totentanz eines immer mehr verpeilten Verhältnisses von geben und nehmen.

Mal sehen wenn die Drachme wieder da ist…. die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber wer eins & eins zusammenzählt, weiß schon jetzt wie’s kommt; es wird wieder so hoch gepokert wie nur irgend möglich …

Griechenland (03.07.2015) Ort: Tavronitis ( 2.500 Einwohner )

Tag geschafft: Baum gesehen, mit ihm gesprochen und zurück zu Fuß nach Tavronitis (einem Städtchen mit einem Namen wie eine Bakterienentzündung) – Sowas muss schon organisiert sein; die fette Tasche hinterließ ich in einer Kneipe, damit schonmal eine Schwerlast von den Schultern war. Sowas kostet, da man schon allein aus Anstand irgendwas bestellen muss um ins Gespräch zu kommen. Ja, versucht habe ich es auch so schon mal, etwas gebettelt und erzählt dass ich kein Geld hätte für die teure Cola….. könnte ich auch so ein WiFi haben?
Das geht manchmal, ist aber recht blöd, und oft lässt irgendwie das persönliche miteinander (und füreinander) zu wünschen übrig. Also braucht es einen “sozialen Katalysator” – eben ein kleines Getränk für kleines Geld. Der PC blieb über Nacht sogar ganz im Lokal, da er fast kaputt, viele Stunden zum laden braucht. Gepäck wieder an mir und Ich tanke am Strand nochmal auf, steige ins tosende Meer und bin wieder sauber für die Nacht…..

Griechenland (03.07.2015) Ort: Kreta – Innland

Olivenbäume weit und breit. Überhaupt prägen die Ölbäume das gesamte Mittelmeer von Spanien bis hierher. Kreta ist da ganz bosonders “Oliv” und auch gut: Hier finde ich immer einen Zeltplatz schön versteckt zwischen den friedlichen Bäumen.

Oliven wachsen dort wo ansonsten wenig gedeiht. Kretas Hügelgebiete und Ebenen sind stark mineralisch teils komplett steinig und sehr trocken. Auf solchen Böden aber können Olivenbäume wachsen, – wenn auch nur sehr langsam.

Griechenland ( 03.07.2015 ) Ort: Ana Vouves

Was ist das Markenzeichen dieser Insel: Ganz klar, der Olivenbaum. Kretas Landwirtschaft ist nach dem Fremdenverkehr der zweitgrößte Geldbringer der Insel. Besonders die Olivenbäume prägen nahezu alle Weiten des Agrarlandes, abgesehen von einigen Wein oder Melonenfeldern, werden Oliven schon seit 9000 Jahre auf der Insel kultiviert. Alt werden sie, die Olivenbäume, und einen habe ich nun gefunden; den 2500 jährigen Olivenbaum von Ana Vouves, einem Dorf etwas abseits im Landesinnern gelegen von meiner Route entlang der nördlichen Küstenstraße. Trampen musste ich zu diesem abgelegenen Ort wo es lediglich möglich war dermaßen lang zu überleben für solch eine Pflanze; gefällt wegen ihres guten und harten Brennholzes, nahezu “zu tode geschnitten” über die Jahre, um aus den Ästen Brennholz zu gewinnen, werden die langlebigen Bäume über die Jahrzehnte. Solch eine Tortur hält selbst diese harte, wiederstandsfähige Baumart nicht ewig aus, und somit kommen eben sehr alte Olivenbäume kaum noch vor. Zudem führten Kriege, Kältezeiten (ja, auch auf Kreta können die Winter sogar Schnee bringen) und Hungerperioden über die Jahrunderte zusätzlich zu ganzen Abholzungsaktionen der Bäume, wegen ihres guten Holzes.
Lediglich in Ano Vouves aber auch in Kavousi (Ostkreta) gibt es zwei ganz, ganz alte: mit mindestens 2500 Jahren ist dieser Gigant der Zeiten so alt wie die Akropolis in Athen…. da werde ich schwindelig, und verbringe eine volle Stunde bei dem Baum….. eine Stunde um zu verstehen das ein Lebewesen 25 Jarhunderte leben kann ….

Griechenland (02.07.2015) Ort: Kissamos ( 8.000 Einwohner )

Mann trifft sich; Deborah und John aus London starten von hier ihre einjährige Weltreise. Von Kreta nach Albanien, dann nach Südafrika, Singapur, und Nordamerika…. etwas schneller unterwegs als ich. Die beiden spendierten mir frischen Orangensaft, den ich gern mit spannenden Geschichten vom Wanderleben honoriere. Eine ganze Stunde hatten wir uns zu erzählen. Facebook sei dank, bleiben wir mal in Kontakt und vielleicht sehen wir uns in Kolumbien oder der Mongolei mal wieder ….

Griechenland (02.07.2015) Ort: Kissamos ( 8.000 Einwohner )

Angekommen, da wo Griechenland, ja Europa am südlichsten ist: Auf Kreta, dem ältesten Kulturland unseres Kontinents. Fast drei Kilometer liegt die Kleinstadt Kissamos von diesem Hafen entfernt, wo ich gestern noch zur zappendüsteren Nachtzeit, irgendwie was zum Übernachten finden musste…. gleich neben der Anlegestelle schlug ich mich weit in die scharfen Küstenfelsen vulkanischen Ursprungs, um dort einigermaßen geschützt zu nächtigen. Heute, eher schlecht als recht ausgeschlafen, strahlt mich ein genialer Tag auf einer genialen Insel an; Kreta, ein alter Urlaubstraum ist nun angesagt.

Griechenland (01.07.2015) Überfahrt von Peloponnes nach Kreta

23 Euro für ganze acht Stunden Überfahrt sind eigentlich nicht teuer. Klar, die Anek Lines, einer der schwerreichen Rederunternehmen im Lande, zahlen seit je her keine Steuern und sind somit ein fundamentaler Teil des gegenwärtigen Problems.
Warum zahlen die nicht? Kanz klar, Griechenland hat ungefähr 1000 Inseln, und damit diese logistisch überlebensfähig bleiben, subventioniert der Staat seit den 50er Jahren den Fährverkehr. Eine Sache die auch ich angemessen und richtig finde. Nur: In all den Jahren übernahmen die Rederfamilien nebenbei ganz andere Geschäftsfelder, alles aber natürlich frei von jeder Steuer; sozusagen wenn ein Rederunternehmen auch Strumpfhosen verkauft, ist das subventioniert. Mittlerweile kontrollieren diese mächtigen Familien weite Teile der griechischen Wirtschaft, deren Kerngeschäft, die Schifffahrt, eigentlich nur noch Randgeschäft ist; als Finanzdienstleister, im Energiesektor, oder als Immobilienkonzern häuften sie extreme Vermögen an, wucherten weit über die Grenzen Greichenlands mit ihren Geschäften, befreit von jeder Pflicht gegenüber ihres Staates, der nun seinen Kollaps offenkundig nicht mehr verhindern kann.
(Bild: Spät Abends an der kleinen Insel Andikhitira angekommen, dann weiter nach Kreta, in drei Stunden bin ich um Mitternacht da..)

Griechenland (01.07.2015) Stadt: Githio ( 5.000 Einwohner )

Dank einiger Spenden kann ich jetzt erstmal entspannt mit dem Bus fahren. Das trampen ist ja ganz schön, hat viel Flair von Abenteuer und Freiheit…. aber ist eben auch so anstrengend. So zahle ich vier Euro für 46 km bis zur Küste, dem letzten Ort hier auf der Peloponnes für mich, dort gehg es dann weiter mit dem Schiff nach Kreta…. Jaja, die Peloponnes. Hier sollte ich eigentlich länger bleiben, zu viel gibt es noch zu sehen in diesem wohl ältesten Land der Griechen (wie es die Peloponeser selbst gern behaupten) und schaue zurück auf die Berge, vor allem im Innland dieser Insel, die mit 21.000 Quadratkilometer genau so groß wie Hessen, oder fast so groß wie Rheinland Pfalz nicht gerade überschaubar ist. Vor allem dieses Arkadien würde ich noch gern genauer erleben; das bergige Landesinnere mit seinen sagenhaften Berggipfeln, spitz, sanft und vielfältig, seit der antike als ein Land von besonderer Schönheit bekannt. Nicht umsonst entwickelten sich die uralten Mykener eben ganau hier ihre für Griechenland fundermentale Hochkultur. Doch die letzten Tage waren vom Wetter her komischerweise nicht wirklich tauglich für Weitsicht auf Berg und Tal; graue Gewitterfronten grummelten täglich in der Ferne, überdeckten fast immer die malerische Landschaft mit ihren fast unwirklich aussehenden Bergen….. vielleicht liegt es ja an der Allegemeinsituation in Griechenland: Dunkle Wolken über Arkadien, dunkle Wolken über’s politische Athen ….. sowas bekomme ich eben hier zu hören von den Leuten die hier leben, wenn ich frage warum jetzt im Sommer so oft der Himmel grau ist ……. welche Antwort käme da passender?
( Bild: Mit dem Schiff auf nach Kreta……. Glück gehabt; die Fähre fährt nur einmal die Woche, immer Mittwochs genau jetzt wo ich zufällig eintreffe…. ansonsten entweder sieben Tage warten, oder ganz zurück nach Athen, von wo aus immer ein Schiff geht…. uuuff, das ging aber nochmal gut *schreck*)

Griechenland ( 01.07.2015) Stadt: Sparta ( 16.000 Einwohner )

Und nun jetzt Sparta, ein eher unscheinbarer Fleck auf der Landkarte, zumindest gegenwärtig, da vor 2400 Jahren hier einst das große Gegengewicht zu Athen residierte; Sparta -bei uns bekannt aus monumental Filmen und Kino, war sozusagen des Gegenstück seiner Zeit zur attischen Demokratie, war ähnlich der athener Polis als Stadt mit moderner Verwaltung ähnlich eines Stadtstaates aufgebaut, nur eben viel herarchischer, vor allem millitärischer. Das hatte auch gewisse Vorteile. Sparta kämpfte sich seinerzeit ganz weit hoch in die Liga der größten “Polis” wie damals die mächtigen Stadtreiche hießen, ja besiegte einmal sogar Athen, erlangte Berühmtheit durch seine Stärke in den siegreichen Perserkriegen. Doch im hin und her der langen Geschichte, verschwand das einstig schlagfertige Sparta in die Bedeutungslosigkeit. Wie Theben und Korinth verlagerten sich über die Jarhunderte die Machtverhältnisse, letztlich zugunsten Athens, was sich vor allem bis heute deutlich zeigt: Während Athen als mehrfache Millionenstadt zu nie da gewesender Größe dominiert, fristet Sparta heute lediglich als Provinznest, gegen 1830 neugegründet als modernistische Planstadt, eine urbane Randerscheinung im Lande. Auch von der stolzen, großen antiken Hauptstadt “Lakoniens” – wie damals das Reich Spartas hieß, sind nur noch wenige Mauerfundamente zu erkennen. Teils im modernen Stadtbild klaffen noch Baulücken wegen dem einen oder anderen Mauerwerk längs vergangener Epochen, und verwildern, teils in Nachbarschaft fürchterlicher Industriebauten, die natürlich längst selbst brach liegen.
Einen Schlafplatz finde ich hier allerdings leicht. Die Stadt ist klein und außerhalb sind es wieder die Olivenbäume die Schutz und Deckung spenden für mein Nachtlager.

Und ein Drama mit dem Peter ….

Griechenland (01.07.2015) Ort: Sparta

Ja, wir haben gemeinsam gefiebert: Am fünften Juli ist es soweit; Freund Peter aus Grevenbroich kommt nach Kreta und will ganze drei Wochen im Wanderleben dabei sein, mit Sack und Pack. Peter ist 64, arbeitet viel und wir freundeten uns vor zwei Jahren an, als Georg ihn mir vorstellte. Georg kennt ihn schon so lange die Akropolis über Athen wacht; schon als Chorknaben damals im Aachener Dom hatten sie sich gekannt und heute mischen die beiden 64 jährigen ganz schön mein Wanderleben auf…. Peter hatte zusammen mit mir eine komplette Ausrüstung zum Campen im Zelt zusammen gekauft, will bald mit mir über all die Inseln und draußen im Freien die Nächte verbringen.
Doch nun wird daraus nix; ein Leistenbruch macht die Aktion unmöglich, Peter darf nun erstmal keine Lasten tragen und muss absagen….. alles Vorfreude zum Scherbenhaufen zerbrochen….
Doch es geht weiter: Allein bleibe ich nun weiterhin und tröste meinen verhinderten Reisepartner mit zukunftsfrohen Aussichten; schließlich föngt doch das Leben erst mit 66 an, oder? Somit ist noch Zeit und die Welt noch groß.
Wir werden uns bald wiedersehen lieber Peter, ja und ärgern sollen wir uns schon….. denn wer seinen Ärger Luft macht, ist anschließend wieder freier….. also, ich trink dann mal einen auf uns.

(Danke für die Spende, damit schaffe ich die Fähren zu bezahlen über all die Inseln bis zur Türkei….. trampen über’s Meer geht nicht wirklich..)