Der Reiseplan und der Fluch einer Steckdose ….

Griechenland (01.07.2015) Ort: Sparta

So ist das in unseren modernen Zeiten; statt gemächlich Briefe zu schreiben mit Zeit und Muße, renne ich von einer Kneipe ins nächste Cafe, zahle viel zu viel Geld um ans WiFi zu dürfen (täglich zwischen drei bis sechs Euro) und vor allem den mittlerweile kaputten Akku zu laden.
Ich organisiere nahezu alles über meinen Tablet-PC der eigentlich das perfekte Gerät für solche Unternehmungen ist. Doch wenn der nun über sechs bis acht Stunden braucht, um wieder auf 100% Akkureserve zu kommen, sieht die Sache schwierig aus. Schließlich gibt es am Strand oder zwischen den Olivenbäumen wo ich ja immer zelte, keinen Strom, und ins unbezahlbare Hotel gehe ich ja bekanntlich nie…. aber dafür kann ich hier recht oft und immer aktuell vom Wanderleben erzählen, und das ist auch gut so.
Der Reiseplan bringt mich bald auf die Insel Kreta. Dort will ich den ältesten Olivenbaum Griechenlands finden und die ältesten Kulturstätten auch. Anschließend reise ich übers Meer weider nach Norden über die Luxusinsel Santorini, nach Naxos, Mykonos bis Samos oder Hios nahe der türkischen Küste. Also beibe ich noch zwei Wochen in Griechenland, werde dann für vier Wochen in der Türkei sein und ende Juli dann auf Georg in Istanbul treffen…. der hat nämlich für zwei Wochen tolle Hotels gebucht. Zwei Wochen Istanbul mit Georg im August…. das ist das Fernziel.

Griechenland (29.06.2015) Ort: Kalamata ( 54.000 Einwohner )

Das trampen macht mich völlig fertig. Dieses stundenlange stehen an hoffentlich richtigen Ausfallstraßen in praller Sonne nervt auf die Dauer echt gewaltig. Zudem brauche ich wieder mal einen Tag Pause, da auch das Gepäck nicht leichter wird und die Lasten meine Schultern dauerhaft schmerzen lassen. Also fahre ich für 7 € mit dem Bus nach Kalamata, einer Stadt am Meer im Süden des Peloponnes. Hier schleppe ich mich quer durch die ausgedehnte Stadt, überrede den Kassenmann für einen statt zwei Euro auf den alten Festungsberg zu dürfen. Vor mir sind nähmlich eine Gruppe Rentner aus England, offensichtlich gut betucht, zum reduzierten Eintritt für über 65 jährige eingelaufen. Und ich, völlig verschwitzt mit dem etwas schmutzigen, fetten Rucksack, muss mehr zahlen….. mit ein paar Witze aber schaffe ich es nun auch über 65 zu sein und brauche nur einen Euro berappen *freu*
Von der alten Burg Kalamatas sind nur Grundmauern zu sehen, die seit 800 Jahre eine sehr wechselvolle Geschichte erzählen können: Belagert und besetzt von Venezianern, Slaven, Franzosen, Albanern und Osmanen, letztlich völlig zerstört, komme ich eher der Aussicht hier auf dem Berg. Die Mauern aber heben sich als einzig historisches Zeugniss Kalamatas vom Stadtbild ab. Ansonsten muss ich dringend wieder ans Wasser, ziehe zwei Kilometer durch Kalamata bis zum Strand wo ich Schweiß und Anstrengung abwaschen kann. Wieder mit dem Bus plane ich heute nach Sparta zu kommen, weil ich hier nicht bleiben kann; zu sehr ausgedehnt zersiedelt sich Kalamata ins Umland, und fände hier kaum was für die Nacht im Freien ….( Bild: Die “Popen” von Kalamata, zumindest in Stein für meine Kamera. Leider erntete ich Schimpfe von inem echten Popen als ich ihn knipsen wollte…. und muss bisher fotographisch auf diese interessanten Erscheinungen verzichten… aber ich bleibe drann)

Griechenland (29.06.2015) Ort: Kyparissia ( 5.000 Einwohner )

Geheimnisvolle Bällchen am Strand von Kyparissia: Beim morgendlichen Bad im Meer fällt mir schon die suppige Brühe voller Partikel aus abgestorbenen Seegras auf. Ich bade eher schlecht als recht im seichten, recht trüben Meerwasser um etwas die Katerstimmung abzuwaschen. Naja, erfrischt bin ich ja und die lustigen Bälle am Strand sind typisch für’s südliche Mittelmeer; die faserigen Partikel vom Seegras rollen sich beim seichten Wellengang zu solchen Kugeln auf, die dann massenhaft an den Stränden rumliegen. Überhaupt stellt Seegras ein Problem für viele Badestrände da, weil durch das ganz normale Absondern welker Halme, Unmengen an “Kompost” entsteht, der manchmal haufenweise an den Stränden anschwemmt. Seegras ist keine Alge, sondern eine Grasart die im (wärmeren) Salzwasser gedeit, also einer der ganz wenigen Wasserpflanzen des Meeres.

Griechenland (29.06.2015) Ort: Kyparissia ( 5.000 Einwohner )

In Olympia fand ich wieder zwischen den allgegenwärtigen Olivenbäumen Schutz für die Nacht. Den Tag darauf fahre ich wieder mit dem Bus zurück nach Pyrgos, und von dort schaffe ich es bis nach Kyparissia zu trampen. Lernte in einem Ort zuvor Sabine kennen, eine weltreisene Krankenschwester die sich teils hier niedergelassen hat und mir echt viel Bier spendiert, soviel dass ich etwas besoffen irgendwo in einem der in Griechenland vielen Ruinenviertel, bestehend aus alten Industrie und Gewerbebauten der 30er bis 60er Jahre, zelte.

Griechenland (28.06.2015) Ort: Olympia

Also hier am Rande der antiken Stadt auf diesem eher unscheinbaren Platz, befinde ich mich im ersten Stadion der Menschheitsgeschichte. Überhaupt, der allgegenwärtige Begriff “Stadion” kommt aus dem grichischen und fand eben genau hier seinen Anfang. Viele Jahrhunderte wurden hier die antiken, olympischen Spiele ausgetragen, damals natürlich nicht so international wie heute, aber aus dem ganzen Reich kamen sie, Athleten, Zuschauer und Könige, angereist in vielen Tagen aus Rom oder Pergamon (heute Türkei) oder eben aus dem umgebenen Land, sodass bis zu 45.000 Leute hier auf den Tribünen Platz hatten. Wahrscheinlich saßen die meisten Zuschauer direkt auf den Hängen ohne Sitzplätze, wärend Hochrangige auf Holztribünen residierten, und natürlich die Götter, welche ihren eigenen Steinaltar seitlich eingerichtet hatten. Mit etwas Vorstellungskraft kann ich es sehen: Völlig nackte Athleten im Wettlauf, im Diskuswurf, Speer werfend oder ringend im Staub, umgeben von jubelnden Volk. Ganz anders als im alten Rom (was später hier ebenfalls einzog) ließen die Griechen nie um Leben und Tod kämpfen, auch wenn die Disziplin “Faustkampf” sicherlich alles andere als sanft von statten ging, waren es erst die Römer, welche damit anfingen ordentlich Blut in die Sache zu bringen …. doch Gladiatorenkämpfe hat es auch unter den Römern, zumindest hier in Olympia nicht gegeben. Sowas hielt man damals in den “Arenen” den großen Amphitheatern ab. Olympia als gegenwärtiges Sport und vor allem Medienereignis hat mich nie interessiert, doch hier in Anbetracht socher historischer Größe, praktisch das alte Olympia zum Anfassen, hat mir echt imponiert. Außerdem bin ich hier recht allein, die große Anlage wirkt leer und ruhig da momentan und gottseidank, keine Touristenbusse vor Ort sind. (Bild: Tja, da ist es nun, das Ur-Stadion, ziemlich schlicht und wenig monumental, aber mit einer Luft voller Geschichte …….)

Griechenland (28.06.2015) Ort: Olympia

Interessant: Das Nebeneinander der Geschichte; im Vorfeld die alten, griechischen Mauern, im Hintergrund die typisch römische Plattziegel bauweise. Als Olympia vor 3050 Jahren gegründet wurde, war Rom noch nicht einmal im Plan…. erst als Kultstätte, vornemlich zur Verehrung des Göttervaters Zeus, später aber dann -aufgrund seiner Popularität als “Metropole” dieser Zeit in einem Reich namens “Elis” eben auch Treffpunkt des sportlichen Wettbewerbs; das sportliche Olympia war geboren, 2700 Jahre ist das jetzt her und auch die spätere übernahme des römischen Imperiums änderte daran nichts; in der roten Zigel-Villa (Bild) war sogar mal im Jahre 67 n. Chr. Kaiser Nero aus Rom angereist, um bei den olympischen Spielen dabei zu sein. …. (Bild: Ziegelfundamente deuten auf römische Bausubstanz hin, da die alten Griechen zuvor gebrochenen Naturstein verwendeten. Schautafeln -auch auf Deutsch, erklären dei einzelnen Bauten in Bild und Text.)

Griechenland (28.06.2015) Ort: Olympia

Im Jahr 1766 fingen die ersten Ausgrabungen an diesem, zuvor 1200 Jahre vergessenen und verlassen Ort an: Olympia, eine antike Kultstätte sowie Austragungsort der antiken, olympischen Spielen wurde wiederentdeckt. Schon 100 Jahre zuvor besann man sich solcher bedeutungsvollen Aktion, war aber noch nicht wirklich im Bewusstsein was es bedeutet die Geschichte zu wahren; Olympia, einst über ein ganzes Jahrtausend ein blühendes Zentrum der Kultur, verschwand typischerweise wie so viele hochentwickelte Orte dieser Welt zum Anfang des (zu recht genannten “finsteren” ) Mittelalters in die Vergessenheit und wurde mit der Zeit von Wind und Wetter unter einer meterdicken Sandschicht begraben. Heute sieht die Sache zum Glück anders aus: Für 6 € Eintritt komme ich auf ein riesiges Gebiet voller Trümmer und Mauerfundamente, wie sie interessanter nicht sein können. Ganze 2,5 Stunden verbringe ich auf der weitläufigen Anlage.
(Bild: Noch bis heute dauern die Ausgrabungen an, wie hier gleich zum Eingang des Geländes zu sehen ist)

Griechenland ( 28.06.2015 ) Ort: Olympia

Für 3,20 € fahre ich dann mal mit dem Bus die 20 km nach Olympia ins bergige Landesinnere. Schlau bin ich, und hatte schon im ramschigen Pyrgos billig einkaufen können…. somit erspare ich mir im wahrsten Wortsinne den Touristenwucher auf der Hotelmeile in Olympia, die sozusagen als Straßendorf fast nur aus Hotels und einfachen (aber teuren) Imbissen und Restaurants besteht. Jaja, ihr könnt mich mal ihr Abzocker: 4€ für 0,33l Bier aus der Flasche…. 6,50€ für ein Pinnchen Ouzo….( und noch 1000 weitere Beispiele ) bei allem Mitgefühl der momentanen Lage in Griechenland; geht zur Hölle mit euren verdammten Preisen !!!!!!