Die schrumpfenden Hauptstädte.

Weltweit gibt es nur 10 Hauptstädte die entweder nicht mehr wachsen, oder gar schrumpfen; Belgrad (Serbien), Chişinâu (Moldawien), Vilnius (Litauen), Sarajevo (Bosnien), und Zagreb (Kroatien) dümpeln vor sich hin, haben kaum noch Einwohnerzuwachs, wärend Budapest (Ungarn), Erivan (Armenien), Tiflis (Georgien), Athen (Griechenland), und eben Riga (Lettland) schrumpfen; 910.000 Menschen lebten noch vor 26 Jahren (1990) in der lettischen Haupstadt, fast eine Millionenmetropole damals. Doch Auswanderung und eine katastrophale Überalterung machen nicht nur Riga sondern ganz Lettland zu schaffen.

Heute gibt es ganze 650.000 Letten weniger im Land als noch 1990, Riga, die prächtige Großstadt am Dünaufluss, mit Ostseehafen und großem touristischen Aufkommen zieht wiederum kaum Zuwanderer die bleiben an.
Zu wenig verdient man hier, ca 500 bis 650 € sind hier die einfachen Löhne der breiten Masse; Arbeiter, Gastronomie, und Normalangestellte kommen selten über 700€ netto im Monat.
Auskömmlich wäre das hier zwar schon, die Mieten in den alten, schrulligen, aber so ansehnlichen Jugendstil Wohnblöcken sind erschwinglich, viel steht leer oder brach.
Hier die glänzenden Kneipen, feine Kopfsteinpflaster und beleuchtete Prachtfassaden historischer Schönheit, dort Zerfall und Bruchbuden, denkmalgeschützt, aber wertlos. Solche Kontraste stehen für den Dauerzustand einer Großstadt, der als neues Phänomen einer ansonsten überall wachsenden, expandierenden Welt herausfordernd für die Zukunft.

Wie schon in Litauen ziehen zu viele gut ausgebildete Letten für immer weg. Kinder sind ebenfalls zu wenige da, zumindest um all die vielen Alten zu kompensieren. So steht Riga vor der Aufgabe einen Rückbau richtig zu verwalten, das kleinerwerden kompetent zu gestalten und nicht wie überall auf der Welt nur auf Wachstum zu setzen.

Von heute 764.000 auf 580.000 reduziert sich Rigas Bevölkerung wohl bis zum Jahr 2050, immernoch groß wird sie dann sein, aber eben auch weiterhin entspannt, nicht so überhitzt und voll wie all die anderen Städte selbst in Westeuropa.

Also eine Chance, wenns mal weniger wird.

Viel verändern allerdings würde sich im inneren Stadtbild allerdings nicht, 800 Jahre ist diese Stadt zu dem gewachsen, was ihr zeitloses Bild noch in 40 Jahren sein wird.
Aus 71 Metern von der hohen Petrikirche, des ersten Wahrzeichens Rigas, mache ich tolle Bilder. Dank Georg der die viel zu hohen Eintrittspreise (9€ p.P) übernimmt, kann ich hier oben stehen.

Der Blick reicht bis über die Stadtgrenzen hinaus; die großen Markthallen sowie der zweithöchste Fernsehturm Europas, weit draußen mit 368 Metern eben nur drei Meter höher als jener in Berlin, sind nahe des Dünauflusses gut zu erkennen.

Die Brücken und die andere Stadtseite mit neuen Großbauten markieren den westlichen Teil Rigas, abseits der mittelalterlichen Kernstadt getrennt durch den ungewöhnlich breiten Fluss.

Riga ganz lecker ….

Tolle Tage in Riga, in Lettland nahe der Ostsee.
Ganze 10 Tage bleibe ich, und nun zusammen mit Freund Georg etwas touristisch sogar; auf jeden Turm gehts hoch, feines Essen jenseits kalter Mayo auf Kartoffeln, sogar eine Oper ist morgen angesagt ….

Wanderleben = Kulturleben.

Die etwas über 800 jährige Hansestadt Riga mit der bunten, gemütlichen, aber auch unübersichtlich verwinkelten Altstadt, kostet mir den letzten Heller; dank Georg aber komme ich erstmal über die Runden, er lädt mich ein in andere Welten, fein, feiner am feinsten, lecker bis superlecker kommt auf den Tisch mit weißen Decken.
In Riga kostet das alles ein bischen weniger als bei uns, zumindest in der touristischen Altstadt, wenn auch das große Bier vom Fass in einigen Abzokerkneipen 5,50€ kostet…. ferne Welten für mich.

Erst Mc Donalds, dem ich in den Hosteltagen 2500 Kalorien für insgesamt 10€ täglich verdanke, dann gut vegetarisch, indisch im Hare Krishna Center, dann … ja dann Anti Fast Food mit Feinschmecker Georg. Juhuuuuuuuu…..

Selfmade Rasur zum Nulltarif.

Riga, 16.04.2016.

Matte ab, Geld sparen, Akkurasierer schonen…. der wird bei der Aktion sowas von heiß, dass eine Explosion fürchte. Also Pausen machen,  Gerät abkühlen lassen.
Bei der dicken, dichten Haarpracht meines Hauptes, kämpft sich das kleine Gerät artfremd aber tapfer durch.
45 Min später ist’s geschafft.
5 € Frisör gespart.

Teuer die faulen Tage hier in Riga.
Dreimal Essen verlangt dieses gierige Organ namens Magen am Tag, als wäre ich 35 km am Wandern, bräuchte all die Kalorien weiterhin.
Hungerattaken eine nach der andere treiben mich mehrfach nach Mac Donalds, weil dort Warmes nur bis fünf Euro kostet. Lettisches Essen ist genauso gehaltvoll, oder anders gesagt, genauso ungesund in all den Mengen, aber etwas teurer hier.

Riga kostet gut und gern drei bis viermal so viel wie auf dem Lande. Der Cappuccino gern mal 2,20€, ein dickes Bier locker 3 €, die Pizza (bei „Cilli Pica“) 8€, und Flaschenwasser 45 Cent die Pulle (1,5 L) – Leitungswasser ging im Hostel noch, aber nicht mehr hier im Apartment, schmeckt giftig.
Somit schmolzen die letzten vier Tage sagenhafte 100 € dahin, (incl. Hostel)…. morgen also noch einen Tag aushalten bis spät Abends Georg kommt. Nudeln kochen, billig Dosenbier schlürfen und ja, wenigstens ein Käffchen muss noch drinn sein. Ist immer so schön, wenns draußen mal wieder regnet, und drinnen den Omas beim Plausch zugucken.

Ja, Freund Georg kommt, und der hat mir auch dieses Zimmer vermacht, was ich schon drei Tage vor seiner Ankunft beziehen durfte; faul, faul und nochmals faul fleze ich die ganze Zeit hier rum. Decke über den Kopf, träumen, Abstand haben, ganz woanders sein. Zuhause sein. …..In mir.

Riga entdecken läuft parallel, wenn auch im Schongang; die Stadt ist trotz ihrer beachtlichen Größe recht übersichtlich. Mit Georg verbringe ich dann weitere vier volle Tage hier, werde also noch sehr ausführlich die lettische Hauptstadt beschreiben.

Doch jetzt brauche ich immernoch jede Menge Nichtstun. Das Küchensofa hats mir angetan (Bild) wärend das Bett nebenan leer bleibt, ist Georg seins, ich liebe einfach Sofas.

(Bilder: Selbst ist der Frisör. Im rottigen Treppenhaus des 110 Jahre alten Wohnhauses im Zentrum Rigas, wo das einfache Arpartment nun für Tage mein Rückzugsort ist)

Faulheit, Trägheit, Lotterleben, Cinnamon Sally Backpackers Hostel.

Riga ( 764.000 Einwohner )

Nix da Couchsurfen.
Anna knallte tatsächlich kurz vor Riga noch rein, dass sie mich nicht aufnehmen kann; Die Flatmate räumt das Zimmer nicht, ….. sagt sie mir nun jetzt per Mail in Facebook welches ich nichts ahnend eher aus Langeweile bei einer Cola Pause vor Riga aufmachte.

Na toll, also doch ab ins Hostel, Portemonaie ausquetschen. Geld ausgeben…. gut und schlecht zugleich, da Hostels eigentlich ganz nett sind und wie sogar in diesem Fall: Im Cinnamon Sally fühle ich sofort 120% Hostelfeeling pur; alles quakt auf English in jeglichem Akzent.
Wohnzimmer – International total; Australier, Amerikaner, viele Deutsche, Holländer, ein Inder aus Kerala, und: Vor allem Martin, der olle Schwede, ständig unter Strom, schon in die Jahre gekommen als eine Art Stammgast hier im Cinnamon.

Martin ist ein absolutes Original; macht hier Urlaub wie auf Mallorca, schon morgens ganz früh zischt die erste 0,5 Liter Dose frischen Gerstensaftes, was munter weitere 15 Stunden von Bestand ist.

Als DJ spielt er am Hostel Laptop alte Rock Klassiker der frühen 70er. Hasst Politikdebatten und liebt Frauen, lebt in einer Kaschemme ungefähr in der Nähe von Göteborg, Südwestschweden.
Dort arbeitet er wieder bis genug Munition in der Geldbörse zum verschießen gegen die Leberlappen zusammen ist, nimmt den Billig-Jet rüber auf die andere Ostsee Seite, auf nach Riga wo alles so wahnsinnig viel billiger ist. Auf ins quirlige Cinnamon Hostel, wo Martin mittlerweile zur kleinen Legende etablierte.

Auch Wanderwagen & Wandersmann kommen natürlich gut an. So gern wäre ich noch geblieben, muss schweren Herzens aber heute nach zwei Tagen das Hostel verlassen; kein Geld mehr, keine Party mehr, auf an den Stadtrand wo wieder Wälder anfangen, eine Nacht muss ich dort draußen noch machen bevor Freund Georg aus Trier für mich ein Zimmer sponsort.
Erst morgen (Samstag) kann ich da rein.

Wie gern hätte ich heut noch mit Martin und Co gefeiert…..

Wanderleben = Entbehrungsleben.

(Bilder: Im besten Hostel der Stadt, 19 € für zwei Nächte, ganz viel Sozialleben. Gratis Frühstück: Frische Waffeln mit Nutella, Martin aus Schweden: Immer mit Bierdose oder Frauen zugange..)

Endlich Riiiiiiiiiiiiga.

Schon vor drei Tagen angekommen, immernoch faul und träge.

Riga, die große Stadt die ja so gern Metropole sein will, aber nie die Million Einwohnermarke knacken konnte, ist nun um einen temporären Einwohner reicher: Mich, der nach 36 km Fußmarsch, meist an langweiligen, dramatisch überlaufenden Fernstraßen, müde ist und etwas stolz über all die Siege gegen die mich schneidenden 40 Tonnern, wo nur Zentimeter über Leben und Tod entscheiden.

Riga grüßt mit großen Lettern den Wanderer.

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Ein Stück Lettland nur für mich…

Ich nehme es mir einfach: Das Land links oder rechts der Straße; 17 Uhr, die Füße merke ich schon ganz doll, der stetige LKW Terror nervt mittlerweile, also ab auf die Weide.

Land, das haben die hier wohl reichlich, einfach irgendwo wo’s am schönsten ist stelle ich mein Zelt in die Sonne des Nachmittags.

Diesmal campiere ich hinter einem kleines Wäldchen, gut geschützt mit Aussicht auf mindestens 400 Meter grüner Weide.

Ach wie schön, als gehöre mir all das hier…. ich kann machen was ich will, halte mein Glas mit feinem lettischen Bier in die Abendsonne. Es ist wärmer heute, es duftet nach Gras.

Die letzte Nacht im Zelt, 36 km vor Riga, wo ich dann ganze 10 Tage verbringen werde.

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Lettland: 1.970.000 Einwohner.

Fast gleich groß wie Litauen aber mit noch weniger Menschen, erwartet mich die nächste Landmasse auf dem Weltweg in Richtung Norden.
Nördlich ist es hier allemal, kalt aber sowas von Sonnenklar die lange, etwas in die Jahre gekommende Fernstraße nach Riga ist menschen/autoleer, eine Wohltat hier die Kilometer zu besohlen..

Zuvor aber noch eine Überraschung: 1,95 € kostet hier im Grenzkaff Skaistkalne (660 Einwohner) die komplette Mahlzeit aus Schnitzel, überbacken mit Käse, dazu Kartoffeln und Salat.
Alles im trostlosen Ambiente einer engen Kantine aus Gorbatschovs Zeiten. So auch die Bedienung.

Im Tante Emmaladen nebenan komme ich auch wieder gut klar mit den berühmten 10 Euro Tagessatz; ein Taken billiger sogar kommt mir alles hier vor.
Bier und überhaupt, alles was das Säuferherz begehrt, ist überreich da, lässt die meterlangen Regale fast zusammenbrechen vor Überangebot; Schnäpse, Weine (meist süße aus Moldavien) und vor allem Bier, mittlerweile aus 1,5 und 2 Liter Torpedos (Plastikflaschen) – noch in Litauen kürzlich verboten, da zu viele sich mit den Riesenpullen zu Tode soffen….. erzählte man mir dort.
Nicht so in Lettland, wobei einiges hier gleich anders rüberkommt: 10 km weiter halte ich im kleinen Dorf Barbele, finde hier eine Bibliotek mit WiFi. Internet hat hier in den neuen, baltischen Ländern eine große Priorität, wird und wurde staatlich gefördert.
Priorität hat allerdings auch der Alkohol; laut krächzend schallt trunken das Lachen einer Frau, um ihr nicht minder besoffene Typen, allesamt eigentlich nicht alt.
Ein ungepflegter Älterer dann, sülzt mich auf russisch an, wackelt am Wanderwagen und lacht….

Uff, so offen und heftig wars in Litauen dann doch nicht….

Beide Länder aber haben ein deutliches Problem mit der Alkoholisierung ganzer Gesellschaftsschichten, speziell die russische Minderheit hier in Lettland scheint offensichtlich mehr betroffen zu sein; die wenigen Leute hier in Barbele die offensichtlich reichlich intus haben, sprechen (sofern ihre Lauten verständlich sind) russisch.

Ansonsten hört sich das Lettische nochmal ganz anders an, eher nordisch, vielleicht so wie schwedisch…

Erste Eindrücke im neuen Land.

(Bilder: Ein ganzes Essen für 1,95 in Gorbatschovs Taverne / erst 10 km Wald bis Barbele auf der langen Straße / Neues Land, neue Biere… Feierabend auf der Apfelplantage nahe der P89 nach Riga)