… Nachträglich noch ein kleiner Bericht über das Land Masowien, was ich zuvor durchquert habe und wegen meines Talents hier keine Galerien erstellen zu können bisher versäumt hatte zu beschreiben; so groß wie Nordrhein Westfalen liegt dieses Herzland inmitten Polens als Heimaterde der Hauptstadt Warschau.
Wobei mit 35.000 Quadratkilometer sogar noch größer als Belgien hat dieses Masowien gerade mal die Hälfte der Einwohner, mit 5,6 Mio aber wiederum die Bevölkerungsstärkste Woiwodschaft (so heißen die polnischen Bundesländer) im Lande, die natürlich zur Hälfte in und um Warschau siedelt. Tendenz: Steigend, da hier im ganzen Land das meiste Geld verdient wird, die Metropole wie ein Monolit inmitten dieser ländlichen Weiten eine gewaltige Strahlkraft aufs übrige Volk ausübt, – gleich doppelt so hoch die Gehälter hier sind als noch im 200 km entfernten Lodsch, der alten Textil-Metropole.
So ist es eben mit den Hauptstädten (abgesehen vom armen Berlin) in der Welt, und Masowien lebt nahezu komplett als Heimadresse Warschaus.
Außen vor, wie ich ja schon berichtet hatte, sieht die Sache nicht ganz so glänzend aus; der ländliche Schlendrian schüttelt mit Schlaglöchern den Wanderwagen gründlich durch, halbfertige Billighäuser prägen sich als Markenzeichen für die Gegend ein, auch wenns um Lodsch bis hinter Poznan noch schlimmer aussehen mochte, um so komischer wird es weiter östlich, da wo das Ramsch-Vorort Warschau endet und die Masowische Osthälfte eigentlich schlimmeres vermuten lassen würde; mittelmäßig leben die Kommunen hier rund um die 22.000 Einwohnerstadt Ostrow im wirtschaftlichen Windschatten der fernen Metropole.
In Ostrow finde ich nur ein einziges Cafe zum Rückzug vor Wind und Regen bei lausigen plus dei Graden. Kaum Industrie, wohl nur die Überweisungen aus der Hauptstadt die sichtlich müde ihre Kraft bis hier hinschafft.
Mein Weg, vorbei an abgestürzten Lastwagen (Bild) zeigt mir unterschiedliche Landschaften Masowiens; von braunen Weiden in schneefreier Nachwinterruhe, bewachsen von schönen Kiefern die hier den Sandboden mit den Birken teilen, aber darauf eben nie wirklich groß werden.
Entweder weil der Boden zu karg oder die Menschen zu gierig ihrem Holz trachten; überall frische Baumstümpfe. Motorsägen höre ich beständig aus den weiten Wäldern am Horizont.
Bis hinter Warschau die Kiefern seltener werden, Erlen als Sumpfbäume das Landschaftsbild prägen, immer wieder Birken und Eschen, letztere viel kleiner als bei uns in Deutschland, weil das hier mittlerweile dominierende Kontinentalklima keinen Baum wirklich groß werden lässt. Außer die Eichen, aber da waren die Bauern oft mit Axt und Säge all die Jahrhunderte so schändlich am Werk…. kaum alte Baumriesen haben das Gemetzel der letzten 800 Jahre überlebt. Kaum ein Baum ist wirklich alt hier.
Auch die Äcker sind eher sandig, der Boden hell aber es reicht für eine Ernte sowie reichlich Viechzeug; Rinder sind hier zu Millionen Zuhause, ein Dorf nach dem anderen reit sich meiner „Via Terrestris“ dem Weltweg unter den Rädern meines Wanderwagens. Trist und grau ist es, aber das liegt wohl an der Jahreszeit.
Wie schön muss es wohl im Sommer hier sein?