Ein Bett in Lapy?

Oder wenigstens eine Garage….
Dort würde ich gern mal sowas wie ein festes Dach über mich haben wollen.
Zelten ist wunderbar, aber diese ewige Nasskälte, alles trieft und manchmal bleiben die Finger stundenlang eiskalt… da nützen auch die klammen Handschuhe nix…
Lapy wäre der nächste größere Ort, also schon eine Stadt mit 16.000 Einwohnern wo es vielleicht klappt dass mich jemand aufnimmt…
Interessant: die ersten Kilometer durch podlachisches Gebiet sind dann schon ml ganz anders als gedacht von Polens ärmster Region: Perfekte Straßen, jetzt auch teils mit neuen Leitplanken erstecken sich mir unter den Sohlen. Was das so reiche Masowien nicht bekommt, sahnt das arme, bäuerliche Podlachien um so mehr ab, was die EU – Fördertöpfe zur Sanierung rückständiger Regionen ausschütten.
Während Masowien selbst seine abseits gelegenen Landstraßen notdürftig flicken muss, bekommen die podlachischen Bauern feinsten Asphalt und damit nicht genug, super Konditionen machen das Häuserbauen hier Polenweit am billigsten; somit staune ich von Dorf zu Dorf über solch prächtige Neubauten wie sie in den „reichen“ Gegenden (Großpolen, Masowien) nicht oft gibt. Dort hatte ich ja schon über die oft halbfertigen Landhäuser die unverputzt geziegelt ein Bild wie aus Rumänien bieten.
Ganz anders hier in Podlachien, wo ich bisher die höchste Dichte an schiken Neubauten bestaunen kann.
Ok, sicher liegt das an den wohl sehr billigen Grundstücken hier, denn die Dörfer haben Not und Bange sich langfristig aufzulösen. Auch hier, und ganz besonders hier, steht die Gesellschaft vor ein nahezu unlösbares Problem der Überalterung.

In Lapy angekommen, mekrt man davon erstmal nicht so viel, die kleine Stadt wirkt geschäftig, überall gibts gutaussehende, junge Leute, oft etwas lapidar in Trainingsanzügen unterwegs, zu sehen.
Auch an den „Skleps“ den oft winzigen Läden mit rostigen Gittern meist nie einladend, wo die Aufschrift „Alkohole“ das schmale Sortiment entscheident ergänzt; dort lungert oft die arbeitlose Jugend herum, findet offenbar das kaputte Pflaster mit all seinen Pfützen attraktiver als die Wohnung nebenan im Plattenbau der 50er Jahre, die wohl geteilt mit Mama und Papa zu eng sind.
Aber auch viele Alte ersaufen ihre Langeweile mit dem was hier an jeder Ecke billig zu haben ist: Wodka und Bier, ein Lebenselexier woran ich mich in Richtung Osten immer mehr gewöhnen muss…

Bild: Wohl das Wahrzeichen von Lapy (16.000 Einwohner): Diese Kirche gleich am Ortseingang. Sakrale Neubauten sind ein spezielles polnisches Phänomen, da seit der Wende in den 90er Jahren überall gewaltige Betonkreationen im Auftrag des lieben Gottes, hochgezogen wurden.

Kontakte aber schaffe ich hier mangels Polnischkentnisse keine zu knüpfen. In zwei Lokalen bettel ich etwas um Obdach, hab aber das Gefühl mann verstehe nicht wirklich was ich so will, der Wanderwagen gibt zudem Rätsel auf, und ich bekomme lediglich eine Telefonummer von einer Zimmervermietung.
Also raus aus dem Ort duchs Nieselwetter, Proviant im Sklep aufgefüllt und zwei Kilometer weiter baue ich das nasse Zelt unter einer Kiefer auf einer einsamen Wiese.

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