Türkei (05.08.2015) Stadt: Istanbul ( 15.100.000 Einwohner )

So, meine Lieben, so lässt’s sich leben: Georg und ich beim schlemmen durch die istanbuler Altstadt, so sehr tief drinnen, dass wir kaum noch merken in einer Megastadt zu sein; fast (ja fast) schon dörflich mit einigen Holzhäusern, engen, kurvigen und steilen Wegen, teils schön umbaut mit feinen Mauerwerk, oder eben viel öfter voller schäbiger Zwekbauten, grau und abgenutzt, ja oft auch verfallen und im Leerstand. Jedenfalls viel Abwechselung und eben “Altstadtfeeling”. ….. …… ….. Georg braucht diese Oasen wenn er überhaupt solche Megastädte besucht, hat seinen Balkon hoch oben über die die wilde Dachlandschaft bis zum Meer. Da sitzen wir Abends immer gern, sind hier mal Zuhause, gewöhnt an die Rufe des Muezzins von den hohen Minaretten der blauen Moschee, gleich nebenan, fast zum anfassen. ….. …… …… …… (Bild: Glücklicher Georg, deftige Fischplatten und kühles Efes, da freue ich mich gern mit:-)

Türkei (06.08.2015) Stadt: Istanbul ( 15.100.000 Einwohner )

Verloren in Metropolis? Neee, bin doch mit Freund Georg hier, der auch noch direkt neben den totalen Wahrzeichen Istanbuls (Bild: Hagia Sophia und ich vor der blauen Moschee) ein wahnsinn-tolles Hotel gebucht hatte. Luxus-Luxus-Luxus…. *freu* wobei eher in eigener Sache gemeint, da ich ja das wilde campen gewöhnt bin, manchmal auch ohne Abendessen ….

Türkei (05.08.2015) Stadt: Istanbul ( 15.100.000 Einwohner )

Schwer zu beschreiben, das Zuhause von 15 Mio Menschen, was als “heimliche Hauptstadt” des großen Landes ohnehin nicht einfach ist. Istanbul kennt ja nichts anderes, war fast 1600 Jahre Hauptstadt, ob damals als antikes Byzanz, oder als Konstantinopel zur spät-Römischen Zeit, wie auch unter den Osmanen ab 1453, die bis heute die Metropole unter den Namen Istanbul bekannt machten und aus dem “zweiten Rom” ein islamisches Zentrum erschufen. ….. ….. Dort bin jetzt auch ich angekommen, angekommen in einer Zeit nach 2600 Jahren langer Geschichte in einer Stadt die einfach nie aufhört sich zu verändern; von der Vergangenheit in die Zukunft: Mein Gott, – oder beim Barte des Propheten….. wie auch immer, – was ist nur aus aus diesem einst beschaulichen Ort geworden? Zwar schon seit dem Frühmittelalter “Metropole” (damals unter Kaiser Justinian mit 350.000 Einwohnern) mutiert die Stadt zur einer Mega-Metropole riesiger Ausmaße. …. ….. …. …. Über 15 Millionen sind hier mittlerweile Zuhause, das sind viermal mehr als in Berlin, oder (viel) mehr als in ganz Griechenland leben…. ein Ende ist nicht in Sicht; Istanbul ist DER Traum vieler Türken im weiten, weiten Hinterland und mittlerweile auch vieler Zuwanderer aus arabischen Ländern in denen heute das reinste Chaos herrscht. Hier zwischen orientalischer und europäisch-westlicher Kultur lebt es sich jedenfalls freier und einfacher als eben in Kairo oder Damaskus. Mit Drei Millionen Kurden aus den fernen Bergen Ostanatoliens leben hier so viele von ihnen, wie es Autos gibt in der Stadt; ein täglicher Superstau in den engen Straßen stört dann nicht wenn man diese Zahlen kennt, was ist da auch anderes zu erwarten? …….. …….. ……… Wer nach Istanbul kommt, bereitet sich hoffentlich vor auf dieses Phänomen, auf alles was so ziemlich garnicht artgerecht ist für das Wesen Mensch, der allerdings garnicht anders kann oder will und immer mehr in dieses urbane Monster hineindrängt ….. ob als Zuwanderer oder Tourist. Istanbul wächt weiter: Mindestens 300.000 Bewohner werden es allein dieses Jahr sein, und in 15 Jahren knackt das Ungetüm die 20 Millionen Grenze. ….. ….. …… (Bilder: Istanbul heute, eine echte Megastadt, ob historisch oder in ihrer schieren Größe. Menschenmassen, Blechlawinen, und immer mehr Wolkenkratzer)

Türkei (31.07.2015) Stadt: Istanbul ( 15.000.000 Einwohner )

ISTANBUL …. uuuuund Freund GEORG ….. endlich wieder beisammen. Gestern fanden wir uns im verabredeten Hotel “Saba” inmitten der historischen Altstadt in Toplage: Balkon mit Blick auf’s Meer, der blauen Moschee sowie die Hagia Sophia – nahezu zum Anfassen… da hat sich Georg nicht lumpen lassen. Was für ein Zimmer! Freudig war unser wiedersehen, nachdem ich 220 km mit dem Bus vom letzten Geld ( 30 Lira ) von Edirne nach Istanbul preschte…. ja, Istanbul diese fette Megastadt die schon 40 Kilometer zuvor mit nicht enden wollenden Wolkenkratzer und Hochhausvierteln, bis zum Horizont über die Berge gebaut, das totale staunen lehrt (!!!) Nach einer Odyssee vom Giga-Autobushof, hinüber zum fernen Taksim Platz weiter über’s goldene Horn in die Altstadt, stieß ich sie tatsächlich auf: Die Holztüren des gepflegten Saba-Hotels, und eine freundliche Dame empfängt mich herzlich…. angekommen, endlich angekommen. Auf’s blitzblanke Bettlacken fiel ich weich, und sowas von ausgibig frisch gewaschen nach extrem belebender Dusche…. jaaaaa, der Blick vom Balkon war der Hammer…. Georg kam noch, er hatte seinen Flug spät und der Transver vom weiten Flughafen dauerte. Wieder beisammen; Georg lässt die Puppen tanzen zur “Sultan Platte” für zwei mit frisch gezapften Efes und türkischen Rotwein….. eine fette Zeit in einer gewaltigen Stadt steht uns jetzt bevor: 12 Tage Istanbul total….

Türkei (30.07.2015) Stadt: Edirne ( 161.000 Einwohner )

Guten Moooorgen. Hatte ihn gefunden den türkischen Jungle, weitab hinter dem großen Fluss abseits von Edirne. Dort, tief hinein fand ich die Ruhe die nötig war, der lange, sehr heiße Tag machte gründlich platt…. zwei Flaschen kaltes Bier, 1,5 Liter Wasser schleppte ich noch zusätzlich ins Dickicht. Im hastig aufgebauten Zelt, flüchtetet ich stark schwitzend vor den unzähligen Mücken, schmolz bei 35 Grad wie im Ofen dahin, hielt mich mit immernoch kühlen Bier am leben…. irgendwann nach ewig wachen Stunden in schwüler Dunkelheit, schlief ich endlich ein. Heut morgen packe ich hastig den dicken Rucksack; noch sind die Mücken aktiv und stürzen sich, kaum aus dem Zelt kommend, auf mich. Halb sieben, schon über 25 Grad, der alte Schweiß klebt noch überall und die Materialschlacht meines vielen Gepäcks, tobt auf Hochtouren. Zeltstangen raus, Klamotten wechseln, Hygienezeug zurechtpacken, damit ich außerhalb des moskitoverseuchten Waldes wenigstens das nötigste an Reinlichkeit erfahre… und dann zurück nach Edirne, zak, zak da heute der große Tag nach Istanbul ist…. doch quälender Hunger plagt mich so sehr, dass ich noch die letzten Liras auf dem Kopp haue; am “Mado Cafe” werde ich schwach: Eine “Hot Suçuk Platter” mit ganzen, fettigen Knoblauchwürsten, deftig Käse mit Pilzen und “Menemen” eine Eierspeise als Powerfrühstück der Extraklasse lockt auf den Schaubildern vor dem Lokal. Suçuk (gesprochen “Zuschuk”) schmeckt als typisch türkische Knoblauchwurst einfach toll, ich kenne es aus Deutschland. Doch in der Türkei scheint das offenbar Luxusgut zu sein; freche 20 Lira (6,90€) zahle ich für ein leeres Versprechen….. der üppige Wurst-Labsal verkümmert zu drei lächerlichen Schnipseln am Spieß…. ich krieg die Krise….

Türkei (29.07.2015) Stadt: Edirne ( 161.000 Einwohner )

Wieder was essen…. mann, ich bin bald pleite, aber muss eben in die billigen Lokale speisen. 4,50€ (13 Lira ) kostet das abendliche Mahl, bestehend aus dem typisch, traditionellen Essen für die Stadt Edirne und Umgebung: Rinderleber in heißen Fett fritiert mit frischen Zwiebeln und Tomaten, dazu eine trockene, aber sau-scharfe Chillichote… Zitronenlimonade für 35 Cent sowie Çay (schwarzer Tee) erfrischen super bei der Hitze.

Türkei (29.07.2015) Stadt: Edirne ( 161.000 Einwohner )

Hey, was für eine mal wirklich schöne Stadt: Edirne ganz nah an der Grenze zu Griechenland und Bulgarien, das Tor zur Türkei über den Landweg kommend, ist meine vorletzte Station auf meiner kleinen West-Türkei Erkundung. Über Nacht bin ich dann doch im Limon-Hostel für 35 Lira abgestiegen. Das wird knapp: Noch 180 Lira (62 €) habe ich als Gesamtvermögen in der Patte, meine zwei Konten sind leergefegt, lediglich die tolle Spende eines schweizer Freundes von 230 Euro bleibt als eiserne Reserve für die Zeit Zuhause unangetastet. Bis morgen muss ich es noch nach Istanbul schaffen…. dort treffe ich dann Georg und 12 Tage Hotel, Buffet und Trallafitti sind angesagt. Soviel zu meiner Finanzlage. ……… Edirne, mit seiner noch gut erhaltenen Altstadt, teils noch mit über 250 jährigen Holzhäusern, Bazaaren und jeder Menge alter Moscheen deren hohe Minarette alles überragen, dürfte die wohl schönste Stadt auf meiner Türkeireise sein. Sogar ein Hostel gibt es hier wo allerdings die Nacht grausam heiß mich lang, lang hat wach liegen lassen. Nicht unter 30 Grad blieb es, und die Matratze saugte sich voll an meinen Schwitzattaken über Nacht. Uff, heute aber muss ich unbedingt raus vor die Stadt und dort unter Pinienbäumen zelten…. die sanfte Kühle der Nacht schafft es eben nicht bis in die Häuser, wohl aber durch die Zeltplane. Hmmm, auch eine Einladung von Couchsurfing ist mir heute sicher; Alper, ein Student von hier hat sich schon vor Tagen online verabredet; um 19 Uhr wollen wir uns treffen im “Mega Pup” auf der anderen Seite der Stadt…. naja, wäre schön, aber ich weiß nicht was ich machen soll….. heut Abend ist einfach wieder zu spät für solche Abenteuer, da will ich lieber an meinem Zelt den Tag beschließen mit einer kühlen Flasche Bier. Ich denke das mache ich auch, ich bleib heut Abend mal allein, freue mich auf Georg und Istanbul…. und hoffe auf die sanfte Abkühlung jenseits von Mitternacht wenn das Zelt vor den Toren der Stadt im Schutze der Pinien steht..
(Bilder: Och herje… was hier wieder an Sachen zu sehen sind: Die große Selimiye Moschee sollte eigentlich einen eigenen Eintrag hier verdient haben, genauso wie die vielen anderen Bauwerke aus einer Zeit als Edirne sogar die Haupstadt des großen, Osmanischen Reiches war. Edirne, eine Stadt mit starker Identität bleibt gut in Erinnerung!)

Türkei (28.07.2015) Region: Thrakien

Eine der Kornkammern des Landes ist dieses Thrakien, welches mit 23.600 Quadratkilometer (so groß wie Brandenburg) ca 3% der gesamten Landmasse der Türkei ausmacht, aber dafür satte 12,6 Millionen Menschen beherbergt. Das liegt natürlich an den europäischen Anteil der Megastadt Istanbul, die allerdings über 220 Kilometer von Edirne entfernt liegt, der thrakischen Hauptstadt in der ich jetzt noch den ganzen Tag verbringe. Ansonsten ist Thrakien dicht besiedelt: Städte wie Keşan ( 63.000 Einwohner ) , Uzunköprü ( 43.000 ), Lüleburgaz (122.000), oder Çorlu ( 314.000 ) gedeien im Windschatten der Supermetropole Istanbul prächtig, auch wenn kaum einer diese Orte im übrigen Europa kennt.
Dazwischen wächst allerdings jede Menge; Getreide von Mais, Roggen oder Kartoffeln, aber auch viel Reisanbau überrascht mich. Ja, irgendwo muss ja auch der viele Reis in den Schnellrestaurants herkommen, nun sehe ich die weiten, sattgrünen Felder. Vor allem aber ist die Sonnenblume das Merkenzeichen Thrakiens, welche die Ölwirschaft der am Meer allgegenwärtigen Olivenbäume mehr zur Balkan Tradition verändert wo das Gelb der vielen Blumen im Sommer bis zum Horizont reicht.
Allerdings reicht bei all der Masse der Ertrag nicht; bei einer noch lange wachsenden Bevölkerung von fast 80 Millionen Einwohnern, muss die Türkei Getreide und auch Fleisch teuer importieren um den schnell steigenden Bedarf zu sichern.
Thrakien ist übrigens ein historisch weitläufigerer Begriff der über die heutigen Grenzen der Türkei hinausgeht; historisch erstreckt sich Thrakien auch auf bulgarisches und grichisches Gebiet.

Türkei (28.07.2015) Stadt: Keşan ( 63.000 Einwohner )

Etwas kühler wurde es nach Mitternacht im Zelt. Die schwitzerei nahm ein Ende und der Schlaf war fest. Dann ein langer Fußmarsch zurück in die Stadt, ein Frühstück für 15 Lira sage ich noch ab, zu teuer – vielleicht nur wegen der schön gestylten Einrichtung in einem “besseren” Lokal. Etwas weiter sitze ich auf ungemütlichen Blechstühlen, speise aber göttlich für nur sieben Lira….. so starte ich in den wieder heißen Tag; 32 Grad breits schon jetzt um zehn morgens. 15 Lira für’s Bustiket zahle ich dann nach Keşan, einer Provinzstadt weiter im Norden, im Landesinnern. Keşan (gesprochen: Keschan) hat nahezu garnichts was markant oder interessant wäre. Und genau das ist der Grund weshalb ich heute hier bleiben will; Touristen hat das staubige Provinznest wohl noch nie gesehen, warum auch; Keşan liegt mitten im sanft hügeligen, weiten Ackerland voller Sonnenblumen, Weizenfeldern und sogar Reisanbau. Schwer und drückend liegt die Monster-Hitze über dieses trockene, dörre Land. Die Reisfelder allerdings, stehen im morastigen Sumpf, künstlich bewässert reift der “Pilav” bei 40 Grad. In Keşan lasse ich erstmal den schweren Rucksack in einer Teestube, spaziere umher und erfreue mich echt an diesem so unbekannten Ort, dort wo das Leben einfach so echt ist, keine Kulissen von Massen an Reisenden ihrer authentischen Realität beraubt sind. In Keşan bin ich allein unter 63.000 Leuten die hier Zuhause sind, von denen kaum einer Englisch kann. Hier mal ganz, ganz tief in der Provinz, und doch so nah an allem; Istanbul ist nicht weit, und auch Edirne die alte Hauptstadt der Osmanen wo ich eigentlich morgen hin will. Die Hitze ist wieder grausam heute…. ein Hostel finde ich hier nicht, wenn auch die Hotelzimmer in den schrulligen Bauten wo dick “Otel” zu lesen ist, gerade mal 15 Euro kosten. Doch Freund Georg gibt mir während einer “Scype Sitzung” den Impuls weiter nach Edirne zu reisen, noch heute.
(Bild: Hat mir gefallen; Keşan das lebhafte Provinznest im thrakischen Nirgendwo, doch ich ziehe weiter….. )

Türkei (27.07.2015) Stadt: Gelibolu ( 35.000 Einwohner )

Gelibolu, auf lateinisch Gallipoli – einst auch eine Stadt in Süditalien die ich im Wanderleben besuchte, war 1915 Schauplatz einer großen Schlacht im Kanal von Dardanellen. In der Gegend erinnern heute unzählige Steine an die 100.000 Tote von damals. Die Fähren über den Kanal tragen Namen wie “Peace is Possible” was hoffentlich auch gegenwärtig Rücksicht findet; im Osten der Türkei geht ja mal wieder die Post ab: Kurdische Stellungen werden neuerdings wieder angegriffen. Der Sultan in Ankara hat offensichtlich keine Lust mehr auf den Friedensprozess der schon seit langem als Erfolg und Hoffnung in die richtige Richtung führt.
Mein Weg führt heute aus der Hafenstadt hinaus bis zu einem kleinen Pinienwald, dort finde ich bei immernoch 35 Grad beim Sonnenuntergang einen lauschigen Platz für die Nacht…. ohne Duschbad allerdings.