Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (08.11.2015)
Lange Wege durch sub-urbanes Land gehören dazu wenn man sich der Großstadt nährt. Auch Polen verändert sich seit einigen Jahren, der Lebensstandard passt sich immer weiter dem mitteleuropäischen Durchschnitt an, Neubauten und vor allem Unmengen an Autos überall. Wilde Parkplätze, oder offiziell vor den nagelneuen Frischbauten hier mitten auf dem Land, weit vor der Stadt, sieht es aus wie auf Autolagerung auf Halde; mindestens jeder hat seine Karosse, und jeder will jetzt auch immer mehr: Neubauten kilometerweise überraschen mich in einem Land dessen Bevölkerung eher schrumpft. Wie in Deutschland liegen die Kinderzahlen je Frau auf dramatisch, niedrigen Werten. Bekommen sie statistisch mit 1,3 Kindern sogar noch weniger als die deutsche Mutter (1,4 Kinder ) Doch sind auch die Zeichen in Polen wie überall erstmal auf Wachstum gesetzt; die Städte boomen wieder total, das platte Land aber findet stellenweise kaum den Anschluss. Poznan, in dessen Windschatten ich schon seit Stunden einkehre, kündigt sich großspurig an, weil hier draußen die Neubauten groß, modern und vor allem günstiger sind als in der Stadt selbst. Ein Auto hat ja mittlerweile jeder, und das sogar als Neuwagen zumeist, damit die Wege zur Arbeit nicht länger als 30 Minuten betragen. Es verändert sich in Polen. Doch wie sicher ist der Aufschwung? Mit knapp unter 38 Millionen Bewohner hat das Land etwas weniger als die Hälfte von Deutschland, Tendenz: sinkend, da auch kaum Zuwanderer in die eher feindlich gesinnte Gesellschaft, ja erst recht (und neuerdings) fremdenfeindliche Politik eine Perspektive sehen. Während bei uns z.B. die Altenpflege gut und gern die bewährte, polnische Pflegerin übernimmt, fragt sich, wer pflegt bald die alten Polen? Drei Millionen Auswanderer Netto für die letzten 20 Jahre muss das Land zusätzlich noch verschmerzen, auf Versicherungen, gute Renten, oder einen starken Staat der für die Armen alle Kosten übernimmt, dürfen die vielen Millionen Alten die sehr bald hier in Rente gehen nicht setzen. In Ansätzen funktioniert ja die Sache hier; das Land ist angepasst günstig, die Preise stehen im Verhältniss zur Lebenswirklichkeit der einfachen Masse, ganz im Gegensatz noch zu Griechenland, wo das (mittlerweile) gleiche Einkommensniveau wie in Polen, einem Preisniveau teils teurer wie dem deutschen entgegensteht. Wahrscheinlich aber liegt es auch an seiner Größe; Polen gehört noch zu den großen Ländern Europas, mit einer funktionierenden Industrie, vor allem im Lebensmittelbereich, wo eine große Landwirtschaft dahinter steht; von den 316.000 Quadratkilometern (ca 75% der Größe Deutschlands, oder wenig größer als Italien) sind ca 50% Landwirtschaftlich genutzt. 50% der Getreideproduktion wird für den Eigenbedarf genutzt, alles weitere geht in den Export. Also eine Kornkammer für Europa dieses Land…. und somit eine der zukünftigen Chancen; Polen, wie auch Osteuropa überhaupt sind und werden Agrarnationen sein, ob es ihnen gefällt oder nicht. Abgesehen vom mächtigen Russland, schwinden sie dahin die Staaten im Osten unseres Kontinents, deren Bevölkerungen überaltern so katastrophal, wie das Verhalten ihrer starken Jugend; entweder auswandern in den Westen, oder besoffen in den Tag leben…. dazwischen bleibt eine neue Mittelschicht, deren Existenz langfristig gefährdert ist, ihr fortdauern eigentlich nur in der europäischen Idee eine Zukunft hat. Das aber wollen hier immer weniger; “Hinterhof” eines zentralen Europas sein, – in jeglicher Hinsicht? Nein, lieber neue, “nationale Identität” erkennen. Sowas gefällt hier, doch wohin? Der Westen nimmt uns die Kinder, bevormundet uns ….. der Osten (Russland) ist aber auch blöd…. (Polens neue zwei-Fronten Regirung, der PIS: Gegen Brüssel, gegen Moskau…. auf in den Kampf….) – Jaja, in den Kampf, … auf das wir alle, von Ungarn über Kroatien bis Warschau zum wirklich größten Hinterhof dieser Welt werden.