Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (06.11.2015) Stadt: Sierakow … (6.100 Einwohner)
Bleibt also nur der “Sklep” was sowas wie Laden heißt, und kaufe mir für 5€ eine ganze Tagesration. (Bild: Polnischer gehts nicht mehr, oder?)
Jens auf dem Weg um die Welt
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (06.11.2015) Stadt: Sierakow … (6.100 Einwohner)
Bleibt also nur der “Sklep” was sowas wie Laden heißt, und kaufe mir für 5€ eine ganze Tagesration. (Bild: Polnischer gehts nicht mehr, oder?)
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (06.11.2015) Stadt: Sierakow ……(6.100 Einwohner)
Doch bis Poznan ist es noch ein langer Weg. Ich durchquere Sierakow, finde dort aber kein Cafe mit WiFi, wundere mich über das fehlen von Bars und Kneipen…. ganz entgegen meiner Vorstellung gibt es in Polens Kleinstädte und erst recht seinen Dörfern, kaum Orte, öffentlicher, geselliger Begegnungen.
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (06.11.2015) Stadt: Sierakow …….(6.100 Einwohner)
Couchsurfen funktioniert in Polen also wieder, ganz im Gegensatz noch zu Griechenland, – Kontraste in jeglicher Hinsicht in diesem Jahr…. ob Grau in Grau hier an der Warta, dem Fluss (Bild) oder das ewige Blau zwischen den Inseln, 3000 km weiter südlich von hier. Besser noch die Gastfreundschaft, welche die Sonne Griechenlands sogar noch übertrifft; für die nächste Stadt (Poznan) habe ich schon gleich zwei Einladungen in meinem Couchsurfing-Postkasten.
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (05.11.2015) Stadt: Sierakow …………(6.100 Einwohner)
Schock: Anna schreibt mir nun auf einmal, sie sei 15 km in Sierakow, und ob ich nun zur verabredeten Zeit (18:00 Uhr) komme…. Es dunkelt mal wieder bereits und mir fliegt vor Aufregung das Handy aus den Fingern…. ich texte ihr dass ich Wanderer bin und nicht mit dem Wohnmobil unterwegs. 15 Kilometer sind eine halb-Tagestour…. Also rettet mich Polens über-motorisierung heute mal und die beiden holen mich mit dem Auto ab; Wanderwagen im Kofferaum gewurschtelt und los gehts durch stockfinstere Weiten nach Sierakow…. wo Anna (23) mit Freund Bartosz (26) mich in ihr Zimmer auf die Couch packen. Endlich wieder eine Couch, und: Endlich wieder eine (heiße) Dusche…. inklusive beherztem Einsatz zum reinigen meiner Klamotten. Ich werds wohl nicht rausfinden ob olfaktorische Gründe oder sonstwas meine Gastgeber so engagiert werden ließen… Anna arbeitet als Erzieherin im örtlichen Kinderarten, was ihren eigenen Kinderwunsch eher nachteilig zur eigenen Familie beeinflusst; Freund Bartosz, der im Verkauf von Digitalgeräten ausreichend verdient, schließt sich dem allgeminen Mainstream der kinderlosen Partnerschaft in Polen an. Sie wollen reisen, was von der Welt sehen, nicht nur heute sondern auch für immer. Anna ist deutlich energetischer und mag auch Zelten in der Wildnis. Viel Gesprächstoff für einen eher kurzen Abend. Gewöhnt an 13 Stunden Zelt-Bettruhe, bin ich schon stolz es bis halb elf Abends zu schaffen.
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (05.11.2015) Stadt: Miedzychod (11.000 Einwohner)
Warten auf Anna: Bei Katoffeln und eine Art Hühnchenrolle aus der Fritöse, freue ich mich besonders auf den Salat; Vitamine sind schwer dieser Tage zu kriegen, da ich erstmal kein Obst-Fan bin und bei der Kälte jeder Apfel, jede Orange echt anstrengent zu vernaschen ist. Überall Kälte …. nur nicht hier im Speisesaal wo es für 3,50€ satt zu futtern gibt im Warmen.
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (05.11.2015) Stadt: Miedzychod (11.000 Einwohner)
Wieder einer dieser größeren Orte die keiner kennt: Miedzychod, eine richtige Stadt inmitten der Weiten des polnischen Nirgendwos gelegen, zeigt mal wieder, wie groß diese Welt ist, ja wie groß überhaupt Polen ist; tausende kleiner Städte in diesem Land gibt es, überall Leute, Geschichten, Dramen und Freuden. Und bei all der grauen Eintönigkeit die scheinbar übers Land schwelgt, jede Stadt ist dennoch individuell, so wie ein Mensch. Man muss nur genau hinschauen; Miezychod ist um einen See gelegen sogar noch schön. Wenn da nicht dieses permanente Dauergrau in der Landschaft klebt …
Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (05.11.2015)
Oh ja, sie funktioniert diese Landkarten -“App” auf meinem ständig Akku-leeren Tablet-PC; Freund Uwe in Berlin hatte sie mir noch aufs Gerät gebastelt. Selbst bin ich echt zu blöd für solche Sachen und überhaupt mag ich viel lieber die gute alte Karte aus Papier…. nur bräuchte ich davon nahezu tonnenweise. Nachteil der Digitalkarte: Akku mal wieder schlapp, – nix kartenlesen …. die Mischung machts; noch die letzten Prozent der Batterie aufzehren und eben solche Schleichwege über Acker, Feld und Flur finden. Der Kartendienst heißt “Here” oder “Here-Maps” wofür letztlich kein Zugang zum Internet erforderlich ist nachdem ein komplettes Land kartographisch hochgeladen ist.
(Bild: Der Weg nach Miedzychod kann vielfältig sein)
“Viva Polonia” 800 km zu Fuß durch Polen (05.11.2015) Dorf: Nove Gorzycko
Ungefähr 15 Kilometer vor dem Tagesziel Miedzychod lasse ich mich absetzen, um noch etwas durch die herbschöne Landschaft zu ziehen, und auch um meine Wohltäter nicht zu sehr zu überfordern. Qualm liegt in der Luft; den vernebelten Dörfern sieht man an, dass die polnischen Winter härter sind als bei uns, dass aber auch das Heizsystem ganz anders funktioniert, wo noch nahezu jedes Haus mit dem Holzofen heizt. Wie schon in Sulecin, liegen hier die Rauchschwaden weit sichtbar in der kalten Luft. Holz scheint ja genug da zu sein, überall höre ich jetzt die Kettensägen aus der Ferne durch die Landschaft dröhnen. Ja, kalt wird es mehr und mehr…. ich esse noch einen alten Käse mit Resten von Brot, wo mir bereits die Finger abzubrechen drohen ..mann ist das kalt. Weiterlaufen, weiterlaufen…. nur so bleibt’s warm …
“Viva Polonia” 800 km zu Fuß durch Polen (05.11.2015)
Noch 13 Kilometer bis Miedzyrzecz, was ich noch immer nicht aussprechen kann. Beim Abbau des Zeltlagers übe ich es, auch um hörbarer für die unweiten Wildschwein Rotten zu sein. Die 17.000 Einwohner Stadt erriche ich dann doch früh, erkenne aber das heutige Tagesziel, die 33 km entfernte Stadt Miedzychod niemals bei Tageslicht zu schaffen. Dort bin ich heute zum Couchsurfen verabredet mit Anna, sollte also unbedingt dort sein heute. Also dann alles mal ganz viel entspannter: Statt das Unmögliche anzugreifen und los zu rennen, gönne ich mir einen Cappuccino, den ich nach langer suche in dieser grauen Stadt mit einigen Schockoriegeln an der Orlen-Tankstelle genieße. Das Internet hier nutze ich diesmal um mit Freund Georg zu scypen, das Reisetagebuch muss warten. Trüb und grau ist es heute, die goldenen Herbsttage scheinen vorüber und der Umstand jetzt auch noch mit dem Bus oder Zug in die nächste Stadt zu müssen, turnt mich echt ab…. doch es kommt anders: Damien und Kasha treffe ich bei meinen Erkundungswegen zum Busbahnhof, und ich glaub es nicht, die packen den Wanderwagen ins Auto und fahren mich ganze 20 km weiter….. Die wussten wohl, dass die uralten Linienbusse aus den 80er Jahren viel zu eng sind für meinen Bollerwagen, und Züge fahren erst garnicht… So sind es eben solche charmanten Ausnahmen wie diese die einfach mal erlaubt sind wenns die Lage fordert; Anna kann ich somit treffen heute und ein warmes Bett im warmen Haus ist somit sicher! ….. (Bild: Haben mich gerettet heute; Demian und Freundin Kasha fahren mich weit raus, damit ich noch Miedzychod erreiche)
“Viva Polonia” 800 km zu Fuß durch Polen. (04.11.2015)
Irgendwie soll das eine “Napoleon Straße” sein, erzählen mir Bauern unterwegs, die mich lautstark vom Acker grüßen, mich schwallweise mit polnisch überschütten, wobei ich erkennbar mache nur Englisch oder Deutsch zu verstehen. Naja, verstehen kann ich wohl, dass ich sowas wie eine exotische Abwechslung bin hier draußen, fernab zwischen kilometerweiten Äckern.
Sputen muss ich mich aber, da es schwer wird bei dem langsamen Holperschritt das anvisierte Tagesziel zu erreichen; Miedzyrzecz, ja, unaussprechbar aber eine echte Stadt liegt immernoch unerreichbar fern…. der resignierte Blick auf der Landkarte zeigt Stunde um Stunde nur millimeterweise Fortschritte. Schon bald dimmt das satte Himmelblau in wärmere Töne über, so schön wie auch etwas bedrohlich, weil schon um halb vier der Tag tatsächlich seinen Feierabend fordert. Ich schlage mich spontan, ja übermannt vom schleichendem Dunkelschleier in den Wald und sehe zu flink genug alles aufzubauen, damit wenigstens noch etwas Zeit bleibt fürs Bier und Abendessen am Zelt. Um 17:00 ist es zappenduster, und lasse es über mich ergehen schon jetzt einzuschlafen….