Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (13.11.2015)

Schwer trug ich an eigener Last, der prozentige Abend mit Piotr lag nachhaltig in den Knochen, und so schaffte ich nur 15 km, wenn überhaupt bis in einem Wald. Dort schlief ich wie immer lang und gut, packe diesmal das üblich taunasse Zelt offen in den Wanderwagen in der Hoffnung es über die Zeit an der Luft etwas zu trocknen. Der Muff von dauerfeuchter Plane, mag die Qualität noch so gut sein, ist abendlich nicht wirklich das Wahre. In weißgrauer Morgenfrische starte ich heute bereits um acht in der Früh. Kilometer müssen her, die nächste Familie in der nächsten Stadt musste ich bereits über Mail (gestern im Cafe) vertrösten auf einen Tag später. In 72 Kilometern liegt Kalisz (Kalisch) was ich unrealistischerweise übermorgen erreichen will.

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (12.11.2015) Stadt: Sroda

Komme nicht in Fahrt und bleibe nochmals im Cafe Delicja hängen zum Rogale, wie dieses fantastische Croaissant hier heißt. Dazu einen Cappuccino der tatsächlich wie in Italien schmeckt. Hier in Polen! Aber auch toll: Alles für gerade mal 12 Zloty, das macht 2,80€. Bei dem grauen, kalten Wetter, leiste ich mir das gern, auch wenn der “Plan” mal wieder zeitlich alles andere als korrekt ist. 10:45 Uhr bereits, in fünf Stunden dunkelt es wieder…

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (12.11.2015) Stadt: Sroda …… (22.000 Einwohner)

Der gute Geist gleich neben meinem Himmelbett; häusliche – Weingährung bei Familie Rudna. Und auch im Kopf: Hatte gestern Abend ganz schön zugelang; war ein weicher, runder Geschmack in milder Säure. Außerdem der erste polnische Wein den ich je trank (Trauben & Pflaumen aus dem eigenen Garten) …..uff, jetzt eeeetwas Katerstimmung und 30 Kilometer vor der Brust…. schon halb neun, schnell los, denn in sieben Stunden wirds wieder dunkel.
…….. Nächste Ziele: Kalisz bis Freitag, dann Lodsch bis Sonntag/Montag.

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (11.11.2015) Stadt: Sroda ……. (22.000 Einwohner)

Zu Hause bei Familie Rudna; selbstgemachter Süßwein mit Piotr und Renata, gefährlich gut…. man muss ein Ende finden können, aber rettend viel zu Essen. Typisch polnisch üppig also, und invormativ; Piotr arbeitet schon lang für Solaris, einem erfolgreichen Vorzeige Unternehmen in Polen dass Busse baut. Viele davon werden mittlerweile auch nach Deutschland exportiert, und mein Gastgeber weiß nach seiner intensiven Zeit dort, bald einige Nummern herunter zu fahren; leben ist angesagt, das Ersparte scheint zu reichen und die Kinder machen ihr Ding gut; ein Sohnemann studiert gerade in Wien, der hatte mich eigentlich über Maria hier (fern)eingeladen. Aber den komischen Wandersmann mit dem Kinderwagenähnlichen Gerät, wolle man schon kennenlernen. (Bild: Die Großeltern schauen zu, – ganz links an der Wand jene von den 1880ern Jahren)

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen. (11.11.2015) Stadt: Sroda …(22.000 Einwohner)

Ca. 30 km von Poznan entfernt, erreiche ich Sroda, eine vitale Kleinstadt mit vielen Neubauten drumherum zeigt, wie sehr das Land sich ins Zeug legt und sich verändert. Dennoch ist hier der Hund begraben, zumindest momentan da -wie schon die vielen Flaggen vermuten lassen, großer National Feiertag heute ist. Ich bin froh noch ein Cafe aufzugabeln um nicht nur eines der feinen “Rogale” zu futtern, jene leckeren Croissants der Region, sondern auch mittels WiFi mit Freund Georg zu schnacken. Ein Anruf übrigens bei Piotr genügt ebenfalls um für heute das Sozialleben zu sichern; die liebe, fantastische Maria aus Poznan wusste mich ihm zu vermitteln. Ein Bett in Sroda wartet auf mich.

Viva Polonia 800 km zu Fuß durch Polen (11.11.2015)

14 Stunden Zelt sind vorrüber. Gute Aussichten also um so fitter in den Tag zu starten… naja, man kann sich ja auch müde schlafen, so richtig aus den Latschen komme ich selbst nach 10 Kilometern nicht… grau aber windig ist es heute in Polen, Unabhängigkeitstag noch dazu, also die Straßen sind ruhig, und bin mal gespannt was die neuen Nationalisten in Warschau heute in (un)diplomatischer Feierlaune so quaken, mal gen Westen, und mal gegen Moskau…. hier auf den Feldwegen aber ist alles sehr ruhig, 22 Kilometer sind angesagt bis Sroda wo ich sozusagen vermittelt bin als Gast. Bin mal gespannt.

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (10.11.2015) Stadt: Poznan ….(550.000 Einwohner)

Mooooooorgen…. aufsteh-Zeit! Bereits um sieben, da es hell wird in Arthurs Wohnung, nahe dem Zentrum der Stadt. Gestern wechselte ich die Gastgeber, da unglaublicherweise gleich fünf (!) Einladungen für Poznan bei Couchsurfing eingingen, Art, wie er sich gern nennt, ist ebenfalls sehr kosmopolitisch, und macht nur kurz in seiner fast leeren Wohnung in Poznan Station. Der umtriebige Pole lebte bereits in Taiwan, Singapur und Kanada, war schon in nahezu 100 Ländern weiß er mir zu erzählen. Sein Leben ist von Reisen geprägt, sein Job speziell; er lehrt eine Art “english religious conversation“ in allen Herren Länder. Natürlich will er mir auch erzählen, dass der jüngste Tag bevorstehe, also das biblische Ende der Welt. Doch mehr Thema war gestern Abend wieder mein Wanderleben. Da kann der Weltuntergang noch so nah sein, interessant findet das eben jeder zu wissen wie man sich mit Zelt und Wanderwagen durch die Wälder schlägt. Uff, schon poste ich hier ganze drei Stunden…. sitze an der Steckdose mit dem frisch geladenen Tablet-PC in der Raumecke und der Rücken tut mittlerweile streicken. Jetzt noch Facebook, dann Couchsurfing verwalten, dann noch scypen mit Mama, dann….. wollte ich nicht schon früh wieder loslegen? Die geplanten 35 Kilometer schaffe ich somit mal wieder nicht, bis Donnerstag in Kalisz anzukommen, einer Stadt wo ich bereits einen Gastgeber habe auch nicht…. hach, ich muss lernen eben mehr Zeit zu haben. Noch mehr Zeit als überhaupt, doch das ist dieser Job, ja der wohl schönste Job überhaupt hier…. dafür spenden mir sogar einige Leute Geld. Danke dafür nochmals !!!

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (09.11.2015) Stadt: Poznan …. (550.000 Einwohner)

Poznan hieß auch mal lange Zeit Posen. Der deutsche Name für eine ehemals preußische Stadt, in der Bollwerke ihrer wechselvollen Besatzer zahlreich sind, aber diese hier, die Kaiser Willhelm Festung, vor 105 Jahren als Schloss erbaut, klotzt am markantesten hervor. Einst (Ur)polnisch, dann preußisch, dann unter Napoleon mal was ganz anderes und wiederum später deutsch, erlebte die Stadt, die eigentlich immer im Kern polnisch blieb, viel Unterdrückung, aber auch entsprechend glänzende Zeiten. Vieles ist heute noch erhalten und vor allem wieder aufgemöbelt seinem großstädtischen Status entsprechend. Ja ein bisschen Hauptstädtisches hat es hier sogar….