Angriff des Wachtelkönigs ………..

Als wäre das Theater noch nicht genug, reißt ein direkter Angriff aufs Zelt meinen ohnehin schlechten Schlaf in Stücke, stehe wie ne eins, rufe laut und trete voller Panik um mich.

Was ist passiert:
In einem Land wo es Bären und Wölfe in dieser nun echten Wildnis gibt, bleibt man eben nicht wirklich gelassen wenn das Zelt von außen halb abgerissen wird.
Irgendwie im Halbschlaf hörte ich aber noch sowas wie Flügelschläge, also nicht wirklich Bärig oder Wölfisch, legte mich dennoch hell-aufgeregt wieder hin und versuchte weiterhin zu ruhen, es ist fast Mitternacht, der Stress vom Vortag ließ mich offenbar etwas krank werden; die Nase ist zu, Hustenreiz und konfuse Träume.

Zak, Flügelschläge und die Zeltplane schleudert wild über mir.

Jetzt ist’s klar, Angriff der Vögel ist angesagt, ich glaub es alles nicht.

Jacke an, komplette Verhüllung anlegen, (draußen schwirren ja unermüdlich hunderte Blutdurstige Moskitos) und nachgucken was passiert ist.
Die Plane ist zum Glück (noch) heil, aber muss einsehen hier auf den weiten Grasebenen klar unwilkommen zu sein; ich stapfe durch das hohe Gras hinaus in die „weiße Nacht“, eine unglaubliche Szenerie, es sirrt gnadenlos um die Ohren, doch gut eingepackt sticht so schnell kein Insekt.
Es knarrt und knarrt. Laut und ununterbrochen ein ganz typischer Laut der weiten Gras Ebenen dieses Landes, so allgegenwärtig dass es einiges an Contenance braucht um es auszuhalten zur Nachtruhe in der Wildnis.

Ich lokalisiere einen dieser akustischen Rätsel, ahne schon dass es wohl was Federartiges sein müsste, bin aber nicht sicher, weiter ran, weiter ran, halte den Arm bereits vorm Gesicht, wer weiß was kommt, es wird echt laut „knarr, knarr“ – plötzlich Ruhe, ……. es flattert blitzschnell ein Taubenartig, gedrungenes Wesen von dannen….. uff, das sind sie also, wieder mal Plagegeister, diesmal für die Ohren der Nacht.

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Der Wiesenknarrer, oder Wachtelkönig, kann fürchterlich laut die Gegend unsicher machen, sehe ihn allerdings nie, da sie versteckt im Gras ihren Lärm stundenlang ausleben.

Um das Nachtlager sehe ich ihn dann, den Übeltäter, fliegt lautlos im weitem Kreisen ums Zelt, baut offenbar den einen oder anderen Angriffs-Sturzflug darauf ein….. ganz offenbar um das nahegelegene Bodennest im Gras zu verteidigen.

Nicht aus Liebe zum Tier, sondern meiner Ruhe wegen und vor allem das Zelt vor Beschädigung zu wahren, muss ich jetzt auch noch umziehen; bei Mitternächtlichen Dämmerlicht räume ich in aller Ruhe das Lager ein, und baue es 200 Meter, fast neben der Straße wieder auf.
Keine drei Stunden Schlaf sollen folgen.

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Der Schein trügt: So friedlich die Wiese um so garstig ihre Fauna; hier "herrscht" offensiv der WachtelKÖNIG. - Das Zeltlager beim Abbau um sechs Uhr früh.

15.06.2016
Zurück aus der Traumwelt die nur kurz eine Pause von all dem Schlamassel hergab, schwitzt das Gesicht im aufgeheißten Zelt inmitten der Sonne, es ist gerade mal sechs…. uff, muss weiter, muss trinken. Oh je, nur noch zwei, drei Schlücke in der Pulle.
Ich fühl mich komplett gerädert, die Knochen wie aus Eisen, die Haut gefettet in tagelanger Abstinenz gründlicher Reinigung.
Es muss weitergehen, schnell raus aus dem Gras, klatsche ein Dutzend Moskitos, und bin wieder auf dem Asphalt.

Dort muss jetzt was geschehen, bin am Ende und weiß kaum wie’s fußläufig noch weitergehen soll bis ins 45 km entfernte Novgorod.
45 Kilometer, selbst unter besten Bedingungen eine Mega-Etappe.
Ich laufe und ja, halte den Arm weit hinaus mit der flachen Hand.
So trampt man in Russland, gehe und gehe, endlose Kilometer über einen nun elend eintönige Waldstraße, keine hält an…. ich versuche nur die großen Autos, sowie Kleinlaster zu stoppen.
Halte auch die mittlerweile leere Plastikpulle in die Luft um zu zeigen dass ich Wasser brauche.
Nix zu machen, kein Auto stoppt mal…. der „Bomsch“ soll doch vergammeln hier am Straßenrand….

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93 Kilometer ohne eine Chance Wasser oder Essen zu finden, zu kaufen; die langweilige Landstraße ohne Dörfer zwischen Luga und Novgorod, forder alles von mir !!!
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Der trostlose Blick auf die Reste vom Vortag: Schlecht geplant mit einer Handvoll Essen sollen noch 45 km bewältigt werden.

Rasten geht kaum, nur einige Sekunden des Stillstandes reichen und es flirren die ersten Mücken vors Gesicht. Auch die dicken Brummer versammeln sich ungeachtet wie schnell ich laufe um das Geschehen; schwere Knochen, tausend Mückenstiche, extremer Durst, gnadenlose Riesenfliegen in Terrorstimmung schwirren und schwirren…….
Kein Auto hält und nimmt mich mit…. der Arm ist schon so schwer, mehr noch die Beine.
Echt trostlos mein russisches Abenteuer zur Zeit.

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Die wenigen Freiflächen lockern etwas die trostlose Waldstraße auf. Stelle aber mit traurigkeit fest, dass im tramperfreundlichen Russland nichts läuft im Notfall.

Der Kopf ist abgeschaltet, keine Gedanken über Dehydrierung, oder sonstige Kollapse sind erlaubt. Einfach nur weitergehen, weitergehen, weitergehen.

Novgorod?

Noch 11 Kilometer….

Noch fünf.

Alles tut weh, aber ein Licht strahlt auf einmal im Herzen. Ein Licht des Stolzes, der Erlösung. Ich bin tatsächlich 45 Kilometer gegangen, fast ohne Wasser, mit einer Handvoll Kalorien am Anfang.
Die große Stadt belohnt mich bald.

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