Žiežmariai ???

…Na wieder so eine leckere Suppe? Nee, dieser Zungenbrecher war mal eine kleine Stadt vor ca 100 Jahren, mit vielen Geschäften, einem Gasthaus und Speiselokalen.
Typisch litauische Holzhäuser an der alten Handelstraße zwischen Vilnius und Kaunas, allesamt von jüdischen Geschäftsleuten bewohnt, kauern noch heute ein eher trostloses Dasein in einem Ort der auch wie viele im Land, wieder vom städtischen ins dörfliche zurückschrumpfte.

Žiežmariai, damals die wichtigste Zwischenstation auf dem 100 km langen Weg, kauert heute nur noch als Schatten seiner selbst am Rande dieser neuen, gewaltigen Autobahn.
Der Niedergang ging mit der Deportation aller Juden damals in den 40ern los, auf einen Schlag gab es all die Geschäftemacher nicht mehr, und die Stadt verlor mit der Automobilisierung ihre Bedeutung, gibt heute als ausgedehnter Haufen vieler Holz und traditioneller Steinhäuser ein Bild als „Großdorf“ mit 3400 Einwohnern.

Einer davon hat mich eingeladen zu sich: Der 32 jährige Laurynas schrieb mir auf „Couchsurfing“ dass ich bei ihm Halt machen sollte. So wie ganz früher als zwischen Vilnius und Kaunas die Pferdekutschen oder eben Wanderleute im Ort Rast hielten.

Endlich kann ich jetzt mal so ein Dorfhaus von innen sehen; einfach, nahezu leer wirkt mein Habitat für die Nacht. Ein einfaches Sofa in der Raumitte, etwas deplaziert, soll mein Bett werden. Ein Herd, ein Kamin und ein Tisch mit Laptop + Kabelsalat, sowie eine kleine Fichte im Blumentopf. Mehr gibts erstmal hier nicht, will Lauryanas auch nicht, der schwärmerisch von bäuerlicher Einfachheit erzählt (in Englisch) – wie so zimlich ganz viele junge Litauer aber so einen Cyber Job hat als Programierer, was aber kein Wiederspruch zur ländlichen Idylle sei.

Stimmt auch, immerhin kann man sich so ein ganzes Steinhaus samt großer Fläche drumherum schon für läppische 16.000 Euro kaufen, dem Einwohnerschwund sei dank purzeln die Preise für Haus und Hof auf dem litauischen Land um die Wette in Richtung unten…
Auch hier im Dorf stehen viele Häuser leer, verfallen, besonders die nicht so langlebigen Holzhäuser. Die sind weniger zeitgemäß heute, gammeln landesweit vor sich hin, oder haben Glück einen aktiven Besitzer zu beherbergen, der sie dann knallbunt anstreicht und es von laut bellenden Kötern bewachen lässt (besonders wenn Wanderwagen sich nähern…)

Hunger hab ich jetzt und gedulde mich beharrlich bis Lauryanas anfängt was zu kochen. Ich wollte schon was einkaufen gehen, da der Magen heftig Alarm macht, doch mein Gastgeber beruhigt mich…. ich dusche und reinige mich, lege das nasse Zelt lose in einem Nebenzimmer zum auslüften.
Es riecht komisch; Prost Mahlzeit, es gibt „Grains“… mit einen kleinen Eimer voller eingelegter Kirschen. Der deftig verwöhnte Wanderhunger muss also mit weißen, gekochten Weizenbrei + Kirschpudding heute über die Nacht kommen.
…. Essen was auf den Tisch kommt.

Wanderleben = iß alles Leben.

Bilder: Der Ort Žiežmariai, die alte Synagoge aus Holz fristet heute als Ruine ihr dasein, so wie viele Holzhäuser im Ort, Weizenbrei, (…) Gastgeber Lauryanas (beim fast unmöglichen Versuch das Handy in einen Ast zu klemmen, damit es per Selbstauslöser das weitere Bild macht) und ich hinter und vor seinem neu gekauften Eigenheim.

Kommentar verfassen