Wieder alles Grau in Podlachien.

Ein einziger Sonnentag in zwei Wochen, seit ich wieder in Warschau gestartet bin, kaum ein Sonnestrahl. Außer gestern eben, wie ein kurzer Traum wieder vorrüber…. seufz.

Doch Sonne im Herzen, sag ich immer gern. Und sonnige Gastgeber; zu ende meine Tage in der Stadt, Mama Stascha ist so begeistert, dass sie noch drei Kilometer mitkommt, will mal den Wanderwagen schieben.
Wir verstehen zwar sprachlich nichts voneinader, aber egal, der Jakobsweg verbindet uns so sehr, dass ich eben eingeladen war (Bei Marcs Familie über Couchsurfing).

Heute ziehe ich weiter, die morgentliche Sonne erstickt schnell im fiesen Dunst des Hochnebels, und nochmal muss ich 50€ wechseln.

Dann gehts wieder raus aus der Stadt, die Landkarten knittern in meinen Händen, der scharfe Wind vereist mir die Finger. Mama Staschas gewaltige Esspacket sorgt aber für den nötigen Stoffwechsel bei Minusgraden und Kilometern.

Nach Norden suche ich den Weg, wie immer abseits der Hauptstraßen, entdecke abseits der Stadt wieder Wildnis, so wie eine dicke Saalweide, die von Bibern fast durchgefressen ist. Biber sind hier fast schon eine Plage;  oft sieht man abgenagte, somit gefällte (meist dünnere) Bäume nahe den Gewässern.
Gesehen hab ich aber noch nie so einen „Bubber“ wie die Viecher lustig auf Polnisch heißen, auch nicht einen Wolf die es hier auch gibt.

Jetzt muss es natürlich auch noch schneien, packe die Plastikplane über den Wanderwagen und ziehe schlecht gelaunt ins ferne Grau…. für die nächsten 120 km, also vier Tage sind erstmal reine Wildnis angesagt. Kaum größere Orte gibt es entlang der „Via Terrestris“ ,meinem Weltweg hier oben in der äußersten Nordostecke Polens, und bekomme die Kriese wenn das so bleibt mit dem Kackwetter……………..

Gute Landkarte sei Dank (in Warschau für 2,50€ gekauft) finde ich weite, sehr ruhige Feldwege in den Norden.
Der Schnee lässt nach, kommt immer wieder und schmilzt sofort auf Jacke, Schuhe und Hose. Doch warum mag ich diese bittere Landschaft in ihrer immernoch unveränderten Winterstarre so skurril süßlich wahrnehmen?
Große Philosophie, aber auch sicherlich etwas  genetisches Glück das Fernwandern so zu lieben, oder ?

Jetzt liege ich im Zelt, der Schnee rieselt leise aber beständig auf die Plane, ich schreibe und speicher alles ab bis zum nächsten WiFi. Eine Pulle „Lomza“ – podlachisches Bier, darf natürlich nicht fehlen dabei.

Ich bin glücklich, auch wenns nervt, dass da draußen offenbar nie sowas wie Frühling kommen mag. Podlachische März Romantik eben…

So, jetzt noch ein Mega-Sandwich von Mutter Stascha, und dann? Ist es fast 18 Uhr…. werde wohl wieder schlafen die nächsten 12 Stunden …


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