Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (23.11.2015) Stadt: Lodsch ………………..( 700.000 Einwohner)

Und wie geht es weiter? Lodsch ist jung aber in die Jahre gekommen. Kein Wiederspruch. Die Stadt muss sich verändern, zumindest ihren Bewohnern die Grundlagen bieten hier weiterhin gut und immernoch günstig leben zu können. Ich hab immer dieses lausige Gefühl bei “positiver Stadtentwicklung” die Vorfreude von Veränderung im Sinne der Gewinnmaximierung zu spühren, wenn Medien oder Leute davon reden, ja schwärmen. Aber es ist überall auf dem Planeten das gleiche: Eine Stadt wächst, wird cool, ist (erstmal) billig, weniger bekannt oder begehrt, aaaaaber dann: Alle wollen dorthin, dazugehören und was? Die Mieten steigen, steigen und nochmals steigen….. so wie jetzt in Warschau, neuerdings in Poznan, Breslau und Krakau…. ein Job reicht oft nicht um die Mieten zu bezahlen, die typische Verteilung von unten nach oben: Ich arbeite als Pizzabote 12 Stunden um Groß-Immobilienbesitzer Mister X den “Mehrwert” seiner Lage im begehrten Viertel zu zahlen, während Erhalt und Wartung der Immobilie nur einen Bruchteil der Einnahmen ausmachen. In Lodsch ist dieses Verhältniss noch sehr ausgeglichen, allerdings auch nur weil der Arbeitsmarkt hier eine Katastrophe ist, ja, Arbeit genug aber die Bezahlung liegt Polenweit ganz weit hinten. Die Stadt schafft es nicht zu den anderen Großstädten ihrer Liga aufzuschließen und muss eben dort ansetzen den Wohlstand zu wahren, – und nicht wie überall zu den “teuersten”, zu den mondänsten“ Großstädten zu gehören. Lodsch ist den Wirtschafts-Hot Spots Poznan, Breslau oder Warschau sogar vorraus, ein Ort von urbaner Freiheit zu sein, wo man sich das Attelier oder die billige Bierbar als Kleinunternehmer auch leisten kann. Wo Studenten recht stressfrei ihren Raum finden, ohne gleich zwei Jobs nebenbei bis Mitternacht zu schaffen, nur um all den Vermietern ihre unappetitlichen Überschüsse heran zu karren…. auf Deibel komm raus. Auch wenn die Jobs in Lodsch miserabel bezahlt sind, auch wenn dort wie auch in Warschau viele kleine Hausbesitzer lediglich von den Mieten leben, müssen alle für alle die Verhältnissmäßigkeit wahren. In Lodsch ist das so. Leider aber eben kaum aus humanistischen Gründen….. ich denke lieber nicht weiter….
(Bild: Lodsch im Umbau, nicht überall aber hier und da. Die Stadt ist flächenmäßig etwas größer sogar als Rom, hat aber im Ballungsraum nur weniger als ein Drittel der Einwohner. Also noch so viel Platz)

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