Türkei (06.08.2015) Stadt: Istanbul ( 15 Mio Einwohner )
Ich finde diese Hagia Sophia dürfte das erste Wahrzeichen dieser großen Stadt sein: Mit 1478 Jahren auf dem Buckel, war sie über 1000 Jahre lang (orthodoxe) Kirche, dann umgewandelt zur Moschee, und heute (seit 1936) ein gewaltiges Museum. Ihr Thema: Sie selbst. Einst vom oströmischen Kaiser Justinian als Monumentalbau in nur fünf Jahren Bauzeit dahingeknallt, sollte die “heilige Weisheit” (Hagia Sophia) die Mitte seiner neuen Stadt “Nova Roma” (neues Rom) sein. Das war sie auch, und schlimme Erdbeben änderten daran auch nicht viel, … die unwirklich gewaltige Kuppel, 65 Meter hoch stürzte komplett ein, grade mal wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung. Somit wurde der eigentlich hohe Rundbau mit all den Jahren und Katastrophen immer fetter; Stützwerke aus meterdicken Mauern, Nebenkuppeln und sonstige Anbauten stabilisieren und lassen die Hagia wie ein kolossales Ungetüm der Extraklasse aussehen. In halb Istanbul kann man sie sehen, wie ein großes Raumschiff auf dem Hügel tronend. Aber auch drinnen überwältigen die antiken Superlative, wobei der Putz gründlich blättert, Baugerüste, 30 Meter hoch, auf lange Zeit vieles versperren. Bei einem gepfefferten Eintrittspreis von 10 Euro könnte man schon erwarten nicht unbedingt in einer Bauruine zu landen. Naja, ganz so schlimm ist es ja auch nicht, aber der Gesamteindruck von Pflege und Instandhaltung bleibt hinter den Erwartungen. …. …. …. Vielleicht aber auch weil hier bald wieder alles Moschee werden soll….!? Damals 1936 noch vom Staatsgründer Attatürk zum Museum erklärt, treiben heutzutage islamisch, fanatische Kräfte die Umwandlung an, zurück zur Moschee. Das würde aber wegen dem islamischen Bilderverbot wiederum eine aufwändige Umgestaltung erfordern; alle uralten Mosaiken, Bildnisse und sonstiges muss verdeckt oder vernichtet werden….. eine Katastrophe in heutiger Zeit. …. ….. ….. schon mit den gewaltigen, schweren Rundtafeln auf denen Koranverse prangen, hoch an den Wänden an Ketten hängend, schlägt wenig sensibel die Andeutung von “Hausmacht” ins Gesicht einer runden, nach Perfektion strebenden Grundarchitektur, Römisch-christlichem Kathedralenbaus, seinerzeit inspiriert vom Pantheon in Rom. …. ….. ….. Die Hagia Sophia: Ein Politikum ersten Ranges. Sollte Sultan Erdogan tatsächlich die Umwandlung zur Moschee schaffen, dann ist entgültig der Bruch mit Staatsgründer Attatürk komplett, der Bruch mit der freiheitlichen Verfassung zur trennung von Staat und Religion Geschichte, und eines der fortschrittlichsten Erfolgsgeschichten seit der kemalistischen* Revolution 1923, in der Weltpolitik, findet ihr trauriges Ende in “Erdogans islamischer Türkei”. ….. …… …… (* “Kemalismus” bezieht sich auf Mustafa Kemal, dem “Attatürk” – Vater aller Türken – der als Staatsgründer der modernen Türkei ein einzigartiges Werk fortschrittlichen Staatswesens in strikter trennung zwischen Religion und Staat vollbrachte, seinerzeit und heute (!) als einziges, nahezu komplett muslimisches Land)