Griechenland (14.07.2015) Ort: Santorin

Wilkommen im Klischee-Griechenland vom Postkarten-Kitsch wie wir es noch vom Mykonos Grill nebenan kennen, der mit seinen soschönen Wandbildern im Dunst seiner Fritösen von seiner Heimat erzählt. Die lenkt zurzeit natürlich sehr mit ihrer medialen Dauerkriese ab, von der hier auf Santorin nicht unbedingt an jeder Ecke die Rede ist; Santorin platzt jährlich aus allen Nähten vor Touristenmassen die schwarmartig über die kleine Insel herfallen. Total verbaut, und vor allem extrem übermotorisiert, – vor allem unzählige vierräderige “Quads” knattern wie riesige Insekten auf Invasion, durch die viel zu engen, alten Straßen, die zudem noch voller riesiger Busse, beladen bis auf den letzten Stehplatz (oft, und neuerdings mit Chinesen), chiken Mietwagen (von Russen besetzt in maximaler Musikbeschallung) sowie den staubigen, Klapperkisten der Einheimischen, weit über ihre Kapatzitäten hinaus belastet sind. Und dennoch: Santorin ist und bleibt ein Mythos des ursprünglichsten Griechenland Traumes überhaupt. Neben Mykonos hat sich die südlichste Insel des weitläufigen Kykladen Archipels am stärksten im Fremdenverkehr etabliert, der schon seit über 30 Jahren die einzige Möglichkeit ist, wirtschaftlich zu bestehen, (glaubt man zumindest) – denn zuvor waren mal landwirtschaftliche Dinge auf den Inseln angesagt: Tomatenanbau, Wein und etwas Gemüse versorgten die wenigen Einwohner Santorins mit bescheidenen Wohlstand, zumindest so, dass niemand zu verhungern drohte. Dem Luxustourismus wich die letzten 15 Jahre mehr und mehr der ultimative Massentourismus; Santorin ist billiger geworden, es wurde zu viel ge -und verbaut, der Kuchen sollte durch mit zu vielem geteilt werden. Das ende vom Lied: Santorin verkommt komplett zur Kulisse voller Sauf-Bars (im Badeort Perissa) oder kollabiert mit verstopften Gassen seines nun deshalb eben nicht mehr malerischen Hauptortes Thira, hoch oben auf der Klippe, von wo die neuen Invasoren der modernen Zeit unten im Hafen zu sehen sind, wie eh und je als Besatzer vor Anker liegen; die Megakreuzer von Aida bis MSC Musica….
Doch was machen? Ohne die Touristen wäre hier kaum jemand “überlebensfähig”. Sagen zumindest fast alle hier. Doch so schlimm ist es wohl eher nicht; auf Santorin ist man deutlich am Ziel vorbeigeschossen, zu viele kamen noch dazu, zu viele bauten sich dazwischen, ob mit ihrem zweit oder Dritthaus inclusive Motor-Quad Vermitungsbetrieb, oder wieder einer neuen Bar die so gestylt wie in Paris erwartet, dass weitere 10 Millionen Besucher mit prallen Portemonaies auf die 91 Quadratkilometer drängen, die ohnehin schon übervoll sind. Und zu allem sagen die Einheimischen jetzt: Die Saison ist eine Katastrophe, die Cafes sind leer, die Restaurants auch, die Auto/Quadvermieter jammern um die Wette….. nun ja, stimmt auch, aber die gegenwärtige “Flaute” hat auch ein bischen damit zu tun, dass einfach alles ein bischen zu viel hier ist. Wie ganz Griechenland wird auch Santorin sich gesundschrumpfen müssen….. auch wenn’s hier nicht unbedingt so schmerzhaft sein wird wie in den Sozialvierteln von Athen; Santorin ist wie ähnliche Orte auf der Welt nur noch eine übergeschnappte Kulisse, wenn auch (die Fotoperspektive stimmt) eine wunderschöne.
(Bilder: Oia mit den Windmühlen und Thira (oder Fira) der Hauptort, malerisch an den Steilhängen gelegen, dürfen nicht verbaut werden und strenge Auflagen retten diese Dörfer vor optischen Störungen. Alles soll weiß-blau gestrichen ein klares Bild der kykladischen Ästhetik vermitteln)

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