Ganz oben in der Ecke ….

…. Europas, liegt das hinterste Land, dieses Estland, oder Estonia, oooder „Eesti“  (in der Landessprache) will man meinen. Ok, in politischer Sicht ja, „Randlage“ oder mittlerweile und echt dummerweise (!) „Frontlage“ sind die oft genannten Begriffe um Estlands Position zu beschreiben.

Eine Front: Momentan hätten sie es wohl gern unsere lieben, westlichen Politiker. Kriegsvergessen und des langen Friedens müde & gelangweilt, wird lustvoll gestänkert mit dem mal wieder „bösen Russen“.
Nato – Muskulatur penetrant (im wahrsten Wortsinn) zur Schau gestellt. Fehlen nur noch die Lautsprecher an den Grenzzäunen wie zwischen den beiden Koreas…. doch das kommt auch noch, die Lust auf Front (welche auch immer) in Berlin, Warschau und Washington wird dafür schon sorgen.
Nicht zu vergessen die seltsamen paranoiden Regierungen meiner aktuellen Gastländer des Baltikums; in Todesangst krampft unvergessen der alte Verfolgungswahn alter Tage der sowjetischen Okkupation; kreischende bilaterale Hilferufe nach schwerem Geschütz, aus Riga, Tallin und Vilnius, finden rasch Gehör bis ganz hinten über’n Teich: Der Russe kommt, die Krim hat er schon und ganz bald auch wieder das Baltikum….

Häh? Werden da etwa Äppel mit Birnen, oder gar Wassermelonen verglichen?

Ganz klar war die Besetzung der ukrainischen Krim ein klarer Fehler Russlands, nahezu ein Bruch einer wichtigen Nachkriegsordnung.
Aber wer in Moskau hat jemals was von einer Annektion des Baltikums gesagt? Nicht einmal Russlands Donald Trump, Wladimir Schirinovski hätte darauf Lust.

So, soviel erstmal dazu. Wanderleben = hoch politisches Leben.

Ich bin in Estland, also dem letzten Land vor der russischen Ewigkeit, die für mich allerdings erst im Juni anfängt, dann ist erst das Visum gültig.

Drei Tage zog ich nach Norden die Via Baltika hinauf, durch total einsame aber sehr aufgeräumte, saubere Dörfer mit feinen Häusern, allesamt mit riesigen Gärten.
Offen die Tore (wenn überhaupt vorhanden), offen die Gärten, ganz nach dem großen Vorbild Schweden; Wirtschaft und Landschaftsgestaltung sollen eher skandinavisch gestaltet sein, zumal die lustige Sprache hier wieder mal ganz anders klingt als noch unten in Lettland; „Ä & Ö“ sind hier ganz angesagt, ein Sprachzweig historisch vom Bereich Ungarn bis nach Finnland (nicht aber nach Schweden) führend, macht dieses kleine Land wieder einmal so anders.

Estland wird oft unterschätzt: Mit 45.000 Quadratkilometern ist es ein bischen größer als die Niederlande, mit aber nur 1,3 Mio Menschen sprichwörtlich ein Bruchteil davon. (Niderlande: 17 Mio)

Das merke ich auch; ganze 64 Kilometer musste ich erstmal besohlen um hier in der Stadt Pärnu ans Internet zu kommen.

Ansonsten klappt alles gut: Die Tabletten gegen den Zeckenbiss vertrage ich super, die Preise hier in Estland – nur ein ganz bischen teurer als noch in Lettland, sind überschaubar.
Die Auswahl essbarer Fertigwaren in den Kaufläden genauso schlecht wie üblich.
Die Ostsee einsam, wunderschön, wie eine marine Mondlandschaft.
Die Wälder gut zum Zelten.
Das Wetter: Toll.
Die Menschen: Sympatisch – Bild: Wanderwagen meets Kinderwagen; Mutter Heike lud mich im Dorf Häädemeeste auf einen Schwatz ein. Hier sprechen viele gut Englisch.
Die Paranoia vor Putin: Noch schlimmer.

2 Gedanken zu „Ganz oben in der Ecke ….

  • 1. Mai 2016 um 21:41
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    In Tallin solltest du unbedingt die Linda-Statue betrachten (in einem Park in der Innenstadt) und dir wird das Herz aufgehen. Tallin ist überhaupt so wunderschön… ich beneide dich um die Zeit dort in Estland.

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    • 2. Mai 2016 um 9:54
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      Danke für die Eindrücke deinerseits zu Tallin. Ja, dort werde ich lang weilen, allein schon weil das Russlandvisum erst ab Juni gültig ist. Also naoch ganz viel Estland 🙂

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