Türkei (18.07.2015) Stadt: Selçuk ( 36.000 Einwohner )

Meine erste Stadt im Riesenland: Selçuk (gesprochen: Selschuk) liegt etwa sechs km vom Meer landeinwärts, was historisch nicht immer so war. Damals, vor ca 2500 Jahren war das Meer mit einer kleinen Hafenbucht der eigentliche Grund um hier zu siedeln; Ephesos, einer der größten antiken Stätte überhaupt entstand durch den zusammenschluss einiger Siedlungen vor sogar genau 3000 Jahren. Damals setzten die alten Ioner fort was die Mykener und etwas vorher die Minoer begannen; eine altgriechische Siedlungskultur zu pflegen. Ionien war mal ein Teil des antiken Griechenlandes, mit weiteren mächtigen Städten wie Smyrna (heute Izmir) und Pergamon, also ein fettes Stück Griechenland der ureigensten Klasse. Selçuk taucht als solches erst viel, viel später auf: Als mittelalterliche Festungsanlage wacht die große Osmanenburg noch heute stolz über die Stadt auf einem Berg, ein Zeichen fortwährender historischer Kontinuität beobachte ich im ganzen Stadtbereich, bis hinunter 1,5 km zu den Ruinen von Ephesos. Somit wanderte über die Jahrhunderte die lebendige Stadtsiedlung mehr und mehr ins Landesinnere, verlagerte sich nun dort wo heute Selçuk liegt vor ca 1400 Jahren, da weiter unten der alte Hafen mit der Zeit versandete und die Schifffahrt nicht mehr möglich war.
Dennoch entwickelte sich der Ort nur mäßig, war mal Militärstützpunkt, mal Marktflecken, oder ein untergeordnetes Kulturzentrum als Schatten seiner großen Vergangenheit. Selçuk ist als lebemdige, für türkische Verhältnisse recht reiche Kleinstadt allerdings genauso erfolgreich, lebt von den Einnahmen der Touristen gut, den die (so wie ich) zahlen allein für Ephesos schon 12 Euro Eintritt – ohne Museum, das kostet nochmal dazu. Sei’s drum, die Stadt macht Spaß, ist sehr sauber, gepflegt und keine Nepper gehen einem auf die Nerven. Offene Armut sehe ich hier nirgends.

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