Türkei (09.08.2015) Stadt: Istanbul ( 15 Mio Einwohner )

Begegnungen in Istanbul; eine von insgesamt 500.000 Geschichten über Flucht, Krieg und Vertreibung. Der 23 jährige Ahmad traf mich in einem Cafe eines tristen Gewerbegebiets für Kleinindustrie, wo ich vor ein paar Tagen die äußeren und fernen Stadtteile erkundete. Dort wunderten sich die Leute ganz schön über mich und Georg, die als offensichtlich Deutsche in so einem dermaßen untouristischen Ort umherirrten, kamen schnell ins Gespräch und erfuhr Ahmads Story, der als Teejunge uns die kalte Cola brachte. Aus Damaskus musste er vor sechs Monaten fliehen, als Soldat seiner Familie in die Ferne geschickt, dort wo alle anderen auch hin wollen oder schon sind…. nach Europa, am liebsten nach Deutschland. Jaja, und hier an der Schwelle zum Westen, in Istanbul werden es immer mehr; mit sechs weiteren, arabischen Flüchtlinge fristet er sein hartes Dasein in einem Zimmer, muss dafür noch über 300 Lira Miete aufbringen (100€) verdient bis zu 800 Lira (280€) maximal im Monat, was zum sparen kaum reicht in einer Stadt wo Lebensmittelpreise so viel wie in Deutschland kosten (oder mehr..)….. ….. …… Wir verabreden uns für die nächsten Tage, tauschen unsere Facebook Daten aus, und treffen uns wieder, diesmal am Taksim Platz, dem modernen Herzen der Stadt, vor’m Burgerking. Da findet man sich immer. Ahmad ist voller Energie, wirkt vital und ist klug. Studiert hatte er sogar auch, Tourismuswissenschaften, wenn auch nicht mit Abschluss weil der Krieg ausbrach in Syrien. Seine Familie brachten das allerletzte Geld auf um ihn bis über die Grenze der Türkei zu bringen; erst 400 km durch brandgefährliches Gebiet in Syrien, vorbei am zerstörten Aleppo bis ins Kurdenland auf der anderen Seite. Endlich sicher, aber noch ganz am Anfang; weitere 1000 Kilometer mit Fernbussen legte er als illegaler, aber geduldeter Einwanderer in der Türkei zurück, Ziel: Istanbul, die Megastadt…. wo ich ihn viel später treffe. …. …. ….. Ich kann ihm nur helfen mit Zuhören, stelle Fragen und gib ihm ein Gefühl von jemanden überhaupt angenommen zu sein. Über Deutschland wolle er so viel wissen, die Sprache erlernen und so schnell wie möglich sich dorthin auf den Weg machen. Doch das geht nur über Land, 2400 km illegal über viele Grenzen hinweg…. er bekommt ja als Syrer überhaupt kein Visum, (und somit kein Flugticket) -weder für Griechenland, noch für Bulgarien, welche als EU Länder direkt an die Türkei angrenzen. Erst wenn er z.B. deutschen Boden betritt, egal wie er es schafft, darf er bleiben im Asyl-Status. Also muss er über Griechenland zuerst, um überhaupt EU-Boden zu betreten. Und “Boden” gibts aber erst auf den griechischen Inseln, kurz vor der türkischen Küste. Die liegen nahezu in Sichtweite, doch einfach mit der Fähre rüber ist nicht drinn; wie beim Flugticket gilt auch hier die Visumspflicht. Somit kommen all die Flüchtlinge eben in Nacht und Nebel illegal über’s Meer….. für unglaubliche 1000 Euro Schleppergeld in einem billigen Schlauchboot gesetzt und hinübergefrachtet. Oft völlig überfüllt stranden viele vor der Küste und ertrinken fast, andere werden betrogen und das Geld ist futsch, sowie keine Spur vom krimminellen Kurierdienst. Die Leute haben nichts, müssen jedem vertrauen um einfach weiter oder weg zu kommen. Ahmad hat aber keine tausend Euro um solche Verbrecher zu bezahlen, und wir überlegen was sonst noch geht: Die Meerenge von Samos, dieser griechischen Insel kurz vor dem türkischen Festland wäre keine fünf Kilometer breit. Womöglich kurz genug um bei Nacht mit einem selbst gekauften Gummiboot und Flossenschuhen hinüber zu schwimmen……. das kostet in den Strandgeschäften von Kusadasi keine 50 Euro. Zu dritt oder viert solle die Aktion ablaufen. Kaum Gepäck ist möglich, nur eben viel Wasser mitnehmen und gut essen zuvor. Auch soll die Stelle wo Ahmad ins Meer stößt, gut untersucht werden zuvor; ist dort Militärgebiet? Wie steil ist das Areal? Kann man Strömungen erkennen die gefährlich ablenken? …… ….. ….. Fragen um Fragen, doch dies ist keine touristische Abenteuertour, zumal die Jungs bei all ihrer Power eben nicht die erfahrensten Schwimmer sind….. doch ich rate ihm dazu, bevor er Jahre dafür sparen muss um diese eckelhaften Schlepper zu zahlen. Bulgarien als Landweg dürfte schlimmer sein, da dort ein neuer, scharfer Zaun die bisher einzige Antwort von Europa gewesen ist, wobei es Flüchtlingen die dort in Bulgarien erwischt werden, nicht mehr möglich ist z.B. in Deutschland Asyl zu beantragen. Anders in Griechenland, -selbst kurz vorm Kollaps stehend, seine mittlerweile 350.000 Flüchtlinge in andere EU Staaten ziehen lassen darf. ….. …… ……. …… Tage später lese ich eine Message bei Facebook von Ahmed: Er hat seinen kleinen Job verloren, drückt sich konfus aus, weiß nicht mehr weiter…… bittet mich um Rat. Doch ich bin selbst nahezu völlig pleite, konnte ihn eben nur ein paar Getränke ausgeben…. …… …… (Bild: Hilflos mit Ahmad aus Syrien, dennoch überlegen wir einen Weg möglichst schnell nach Deutschland für ihn. …. es wäre so schön wenn jemand ihm helfen mag; ich vermittel gern seine Daten (auch Facebook) falls jemand etwas Geld für ihn übrig hat. Bitte melden bei mir: mohandas78@web.de oder sein Facebookaccount: Ahmad Aruq. Bitte melden !!!)

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