Türkei (05.08.2015) Stadt: Istanbul ( 15 Mio Einwohner )
Ein Fass ohne Boden, erstmal die ganze Stadt überhaupt, und dann dieser Palast: Versuche, den Topkapi Palast allein nur anzugucken sind ein dickes Ding. Nicht nur weil der vor über 290 Jahre erbaute Superkomplex, verwirrend, verschachtelt, unübersichtlich ist, sondern vielmehr die extremen (!!!) Touristenmassen, oft in einer Gruppe auf die nächste folgend, alles restlos verstopfend, kaum noch irgendwas an (etwas) Ruhe oder gar Besinnlichkeit zulassen. Versucht haben Georg und ich aber die Sache dennoch, quetschen uns zwischen Chinesen, laut quakenden Amerikanern und aller nur erdenklichen Vielfalt internationalen Fremdenverkehrs, deren einzige Gemeinsamkeit die permanente, pausenlose Beschäftigung ihrer Smarthphones im Fotomodus zu sein scheint. Lustig: Dort wo keine Fotos erlaubt sind, (Chinesen schaffen/können sich nicht daran halten…) herrscht Ruhe und wenig Trubel. Georg weiß darauf zu bemerken: “Die wissen jetzt nicht was sie hier machen sollen”…. abgesehen von den spannenden Sachen hier die es bloß zu bestaunen und vor allem zu verstehen gilt, wie wuchtige Kochtöpfe, riesengroß, überladen buntes Geschirr, ob in Gold oder Silber. Genau, wir sind im Trakt des Sultans Küche wo einst über 1000 Köche für den ganzen Hof unfassbare Mengen zu osmanischen Köstlichkeiten verarbeiteten.
Ansonsten geht es nur mit der nötigen, touristischen Motivation hier die weiteren Großtrakte aufzusuchen, die jeweils teuer ihr eigenes Ticket zum Eintritt verlangen. Im Harem, einer “Stadt in der Stadt in der Stadt”….. wo so schöne wie unübersichtlich zueinander angelegte Räume voller blau-bunter Kacheln, gib ich gezwungener Maßen auf und winde mich aus dem Pulk ins Freie….. wie eine Ameise unter 100 Mio anderen fühle ich mich hier, versuche manchmal ganz nah an die Wände zu bleiben um in dieses bildliche, mikro-Eigenleben auf den jeweils individuell bemalten Wandkacheln zu entfliehen. Die sind zu hunderttausende in all den vielen Zimmern reine Unikate, und dennoch im Zusammenspiel ein großes, symetrisches Werk bildend. …. ….. ….. Es fehlt noch vieles: Schatzkammer, Privatgemächer des Sultans, und so weiter…. als Herzstück der Anlage schießen wir in den Wind; hunderte stehen bereits Schlange um sich durch die Pracht zu pressen…. die Hitze tut ihr übriges; Georg sieht aus als sei er in einer der schönen Brunnen gefallen, durchnässt überall bei 30 Grad Waschküchenwetter. …. ….. ….. Kein Highlight also, auch egal: Gelernt hatte ich schon in Italien oder Griechenland nicht immer alles perfekt “abhaken” zu müssen. Vielleicht komme ich mal wieder nach Istanbul, am besten im Winter und habe die Chance dann mal einigermaßen frei in den Innentrakt des Palastes zu kommen, ohne diese entsetzlichen Menschen-Fotoposing Massen dann…. doch ich sehe eher schwarz: In den nächsten 10 Jahren sollen sich allein die chinesischen Touristen, zahlenmäßig, weltweit verdoppeln, die der aus Indien vervierfachen…. es wird bald wohl dann so richtig voll ….. überall. …… …….. …….. ……. …… ….. Naja, aber was mir wieder am meisten gefallen hat, sind diese alten Bäume; seit der Erbauung des großen Palastkomplexes, stehen hier ca vier Platanen, teils nur noch als Stamm mit etwas Auswuchs oder als hohler Baum, vom Blitzschlägen verbrannt gezeichnet, bereits über 280 Jahre Zeitzeugen dieses so bewegten und bewegenden Ortes. ….. ….. …… (Bilder: Nur draußen schaffte ich ein paar Bilder, drinnen war es einfach zu voll, keine Chance. Selbst im parkähnlichen Außenbereich drängelt es nur so)




