Man, man, erst erfroren, dann fast verbrannt ….

Zak auf zak geht’s hier mit dem Klimawandel; Baltikum extrem, erst nasskalt, tagelang, wochenlang und ganz plötzlich Hitze, 23 Grad und vor allem SONNE SATT.

So sehr das meine russischen Muskelspiele (Bild) auf der ich stolz wie Vladimir von Wanderleben, meine frische Bräune zeige, zu früh der Freude sind; aus Braun wurde flux Rot!

Jetzt brennt alles wie Feuer, Backe, Arme, Hände, und Waden rot, röter, am rötesten….. aaaaaauuuuuaaa…

Wie eine Mumie laufe ich jetzt dick eingepackt, langärmelig mit Schal und Handschuhe (!) durch die platten Weiten Estlands, bei herrlichen 20 Grad schwitzend.
Keine Chance die Haut jetzt frei zu machen, jede Minute Sonneneinwirkung sind jetzt fatal. Salbe im Gesicht und weiterlaufen …….

Durch ein so eine platte, flache Gegend wie Holland. Keinen einzigen Berg haben die hier in Estland. Dafür aber Platz, reichlich Platz, wenn auch jeder Quadratmeter wie gebügelt Weide, Acker oder Garten ist.
Estlands Wohlstand definiert sich auch, und eben ganz besonders, durch seine Flächen. Riesig sind hier die Gärten, wie kleine Parks.
Die Felder kilometerweit, entlang der glatten Straße, immerwieder ein Schilderschwall feinster EU-Norm, die Grashalme sollen hier genauso gebügelt aussehen wie beim großen Vorbild Schweden.

So sind hier die Grundstücke offen. Zäune gibt es hier auf dem Land eher selten. Dennoch wirkt alles hier recht privat, Eigentum und Grundbesitz wird ganz in skandinavischer Manier respektiert, keiner hat Angst vor niemanden. Hier draußen in der estnischen Provinz bin ich eher dem schwedischen Upssala näher als St. Petersburg, Holzhäuser in Leichtbauweise und ganz, ganz viel Rasen.
Die Wälder aufgeräumt. Kleine Schilder hier und da die alles Mögliche bedeuten; korrekt will man hier sein, alles ist glatt und frisiert. Schotterpisten die den Wanderwagen kräftig durchschütteln sind da vielleicht das Wildeste hier.

Wenn da nicht ständig diese Trümmerfelder zusammengebrochener Holzhäuser wären; kurzlebig im Leichtbau zerfallen die immer mehr werdenden Landhäuschen als Ergebnis einer drastischen Überalterung; kaum noch junge Leute auf dem Land, und plötzlich sind wir wieder ganz im Baltikum mit seiner demografischen Schrumpfkultur.

Auch hier in Estland, wo die Einkommen mit ungefähr 800 € dem Griechenlands entspricht (bei allerdings erfeulichen und lobenswerten halben Preisniveau), dem höchsten der drei baltischen Länder, kostet Land hier allenfalls ein Appel und Ei….  also, auf, auf nach Estland, Land kaufen und Städte bauen…..

Dachte man übrigens vor ein, zwei Jarhunderten auch: Landkirchen wurden aufwändig gebaut im Glauben bald hier große Gemeinden wachsen zu sehen. Dann aber kam der Kommunismus, später der Pillenknick….  und heute stehen sie eben noch, teils prächtige Kirchen weit außerhalb der verschlafenden Dörfer und harren der Jarhunderte.

Jetzt sitze ich erstmal mit kalten Lappen an den sonnenverbrannten Wangen zum Cappuccino & WiFi im 1.350 Seelen Dorf Järvakandi, wo ganz schlicht skandinavisch die Kirche sprichwörtlich zurück ins Dorf geholt wurde; ein kleiner Holzbau (Bild) in Sichtweite einer riesigen Fabrik, umgeben von Unmengen an Rasenflächen, hohen Kiefern und kuriosen Plattenbauten dahinter.
Muss auch nicht größer sein; in Estland, ganz im Gegensatz zu den Letten, Litauern und erst recht den Polen, haben die vielen Alten hier im Dorf kaum was am Hut mit eurer Heiligkeit.
Eben, alles ganz schwedisch hier…

Kommentar verfassen