Die Blätter fallen

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Der Weg durch Holland wo das Laub, das ich einst vor Monaten auf demselben Weg sprießen sah, nun wieder von den Bäumen fällt.

„Nico’s Taverne“ ist der Endpunkt seiner abenteuerlichen Pilgerreise auf dem Jakobsweg bis Santiago de Compostela – und zurück. Am 18. März war der Extrem-Wanderer an der Philipp-Nicolai-Kirche gestartet – sein ganzes Hab und Gut in einem Kinderwagen verstaut. Für die Recklinghäuser Zeitung berichtete Jens Kwass regelmäßig von seinen Erlebnissen.

Bei Propst Jürgen Quante in St. Peter holte er sich gestern seinen letzten Pilgerstempel ab. Familienangehörige, allen voran Lebensgefährte Georg Weege und Mutter Heidi, begleiten den Recklinghäuser auf seiner letzten Etappe.

Glücklich und randvoll mit Eindrücken präsentiert der Jakobspilger seinen wichtigsten Weggefährten: Kuscheltier Paul, ein plüschiger Marienkäfer, habe ihm unterwegs so manche Tür geöffnet. „Alle sind bei seinem Anblick dahingeschmolzen, haben mich eingeladen oder einen Schlafplatz angeboten.“ Auch die Jakobsmuschel, das Symbol der Pilger, habe geholfen, Ängste vor dem Fremden, mutmaßlichen Obdachlosen, abzubauen. Die Hilfsbereitschaft unter den Wanderern sei ohnehin grandios. „Dieser Weg verbindet, obwohl er oft zu voll ist.“ Den Zauber des Jakobsweges habe er trotzdem gespürt, auf den einsamen Strecken, durch wunderschöne Landschaften, sagt Jens Kwass. Wenn er unterwegs ist, ist der glücklich. Das bescheidene Leben liegt ihm. „Mein Luxus heißt: Zeit haben.“

Rund 15 Euro pro Tag, mehr gab das schmale Budget des Aussteigers, der zuletzt als Baumfäller und -pfleger gearbeitet hat, nicht her. Einige Spenden sind zwar eingegangen. Trotzdem: Nur wenn nichts mehr ging, leistete sich der 34-jährige ein Hotel. Mal setzte ihm Durchfall, mal eine starke Erkältung schachmatt. Richtig gefährlich wurde es nur einmal. Die Wildschweine, die in sein Zelt eindringen wollten, schlug er mit Pfefferspray in die Flucht.

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