…Der zivilisierteste Hinterhof der Welt…

Jajaja, über den Begriff Zivilisation lässt sich ja streiten, genauso über die Lage des kleinen Landes hier ganz oben am Rande Europas….. oder besser gesagt am Rande der EU.

Außerdem hören (und lesen) die Esten überhaupt nicht gern ein Hinterhof zu sein, aber der Einfachheit halber dürfte es schon gehen, auch wenn Europa entweder hier aufhört oder dessen Mitte (geographisch) hier ganz nah ist; nahe Vilnius (Litauen) liegt er ja, der geographische Mittelpunkt unseres so kompexen Kontinents, der im eigentlichen Sinne ja kein eigener Kontinent ist, sondern (im wieder geographischen Sinne) mit Asien, die Super-Landmasse „Eurasien“ bildet.

Aber nur ein Teil eines viel Größeren? Damit gab und gibt sich der selbstherrlichste Kontinent nicht zufrieden und zak, so manch imaginäre Trennlinien zaubern sich längs das Urals und dem Kaukasus zwischen die Landmassen. Europa ist geschaffen und viel später dann wieder ein ganz anderes; die Europäische Union, eines meiner Lieblings-Meilensteine humaner Zivilisation (jetzt kein Scherz!) was aber gern auch „eurasische“ Dimensionen hätte.
Jaja, auch ich würde mir echt wünschen das Moskau im (geographischen) Zentrum dieser EU heute stünde; da wäre unser vereinter Kontinent nämlich bis an Chinas Grenzen gewachsen, Nordasien (Sibirien) somit also europäisch, aber eben nur politisch dann.
Man kann es sich auch schwer machen, aber Europa zu unterscheiden in seinen Landmassen und politischer Größe, dürfte eigentlich jeden gelingen, und somit versteht es sich doch von selbst, wenn ich bald mitten in Europa, Europa verlasse.

Estland gibt also noch einmal richtig Gas, hier oben direkt neben dem russischen Riesenreich mit allen nur erdenklichen Euro-Normen, ganzen Wäldern von Straßenschildern, Verbot und Geboten überall, Grashalme gekämmt in aller Weite übers flache Land, glatter noch als in Holland.
An der Wursttheke im großen Supermarkt muss ich eine Nummer ziehen um was dort aussuchen zu können.

Es klappt aber auch, den Menschen hier gehts offensichtlich gut und ganz im Gegensatz zu den Bruderstaaten Litauen und Lettland, will hier nicht gleich jeder auswandern.
Überall komme ich auch mit Englisch super weiter, erfahre somit hier auf dem weiten Land, dass es hier so billig ist Land und Haus zu erstehen.
Hier ein verfallener Hof, dort eine eingestürzte Ruine, aber immer schön mit gemähten Rasen drumherum. Oft zu lesen auf einem Schild: „Müüa“ was zu verkaufen heißt.
Also eigentlich lässt es sich hier auch leben in Estland; alles ist da, die schwindenen Dörfer schrumpfen nicht lautlos, zeigen viel Einsatz in Kulturzentren, neuen Schulen oder großen Freiflächen als Parks oder Veranstaltungsfläche. Neubauten neben totalem Zerfall, letzterer so weit wie möglich kaschiert.

Estland hat eigentlich alles, nur eben keine Menschen. Die werden weniger und freuen sich tatsächlich wenn Zuzug z.B aus Deutschland kommt: Billiges Land, weite freie Flächen und wirkliche Ruhe dürfte dem einen oder anderen Flüchtigen mitteleuropäischer Enge vielleicht gefallen.
Mann sollte gut Englisch können und ja, das europäische Chinesisch zumindest etwas verstehen, Estnisch gehört zusammen mit dem ungarischen und finnischen zu den seltsamsten und komplexesten Sprachen in Europa.
Sollte der Neu-Este dann mal Heimweh haben, sind die 2.300 km nach Deutschland dank Billigflug von Tallinn kein Problem, ich hab’s ja vorgemacht.

So, wenn eine Million Neubürger in Estland angesiedelt sind, bekomme ich eine Mio € von der Regierung als Dank. Also, jetzt müssen das nur noch genug Leute lesen ……

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Land, Land, Land, soweit das Auge reicht, soweit die Füße tragen. Estland sieht aus wie Friesland, kein Grashalm wächst hier wie er will, alles ist gebügelt und gemäht.
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Ortseingang zum Dorf Simuna: Für 15.000 € gibts hier diesen Hof mit Land drumherum, erfahre ich hier beim Schnak am Kaufladen.

Liebe Grüße, nach weiteren 30 km „Sonnenwanderung“ aus dem Holzfällerdorf Avinurme. Gleich kaufe ich noch kaltes Bier, suche dann in der Nähe eine schöne Wiese….. für die klare Nacht unter nordischem Himmel.

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