Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (30.11.2015)

Hey Leute ich bin in WARSCHAU …. jaaaaa! – Was schrieb ich noch auf Facebook eben: Wa-Wa-Warszawaaaaaaa…. die große Hauptstadt ist erreicht. Nach endlosen Vorort-Gezumpel, eine (regenreiche) Zeltübernachtung im Dikicht wilder Birken bei Milanowek, einer der gesichtlosen, sub-urbanen Vororte ohne Struktur, die sich ewig dahinziehen. Auch der Übergang in die Metropole zog sich dramatisch lang; ich glaube gut 40 Kilometef heut auf die Sohlen geknallt zu haben, bis ich endlich hier zwischen den genialen Wolkenkratzern der Stadt stehe. Freud und Wehmut zugleich: Das Etappenziel ist erreicht, doch eigentlich will ich bald wieder weiter…. wenn Warschau mich irgendwann wieder ziehen lässt, und die platten Weiten Ost-Polens rufen mit seinen Wäldern, seinen Wölfen, seinen viel einsameren Gras und Buschlandschaften…. das muss erstmal etwas warten. Die Familie Zuhause ruft, Freund Georg braucht mich als Brandmeister für seinen Kamin… und das Unternehmen “Russland-Visum” steht noch an (!) …. Doch noch habe ich drei, vier Tage bis der Bus nach Dortmund geht, Zeit hier in Warschau bei Achim, der mich jetzt zum Couchsurfen einlädt.(Bild: Pünktlich zur Dämmerung um halb vier in Warschau angekommen…. die Füße tun schonwieder weh….)

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (29.11.2015)

Und bei allen Wiedrigkeiten, es macht Spaß und Freude so langsam in diesem Land unterwegs zu sein, eben auch mal nicht zur Sommerzeit, sondern eben jetzt in einer Zeit die viel länger andauert, viel prägender für diese Gegenden sind die kalten Monate, die kalten Ewigkeiten …. mit Signalweste tingel ich entlang der schmalen Trampelpfade neben der Hauptstraße, die ohne jeden Seitenstreifen mich automatisch zum frechen Eindringling ins ohnehinwüste Verkehrsgeschehen macht. Noch 50 Kilometer bis zum Etappenziel…. da lacht das Wanderherz, da lacht die Mama daheim, weil ich dann wieder (kurz) heim komme.

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (28.11.2015)

Kurioser Alltag als Winterläufer mit Zelt: Bier in der Dämmerung, Essen mit Taschenlampe (Um 16:30 Uhr !). Es gibt die Tage immer das gleiche; Sahnehering mit Kartoffelsalat, Brot und frischen Apfel, für die Vitamine. Polnische Läden haben ansonsten nichts anderes. Manchmal gibts noch Käse, doch der nervt auf dauer dann doch, vor allem wenn der steinhart gefrohren nicht wirklich in kulinarische Himmelreiche entführt. Schockolade geht da schon besser, die kracht so richtig schön und gibt ordentlich Kalorien.Die Wasserversorgung kommt bei diesen Temperaturen nicht einfach über die Lippen, oder besser gesagt über die Zähne; Eisflocken im Wasser sind ansich ja nicht problematisch, aber wenn jedes Schlückchen an den Zähnen schmerzt vor Kälte, neige ich fast zu dehydrieren. Deshalb nippe ich mir einen zurecht, und versuche die Trinkvorräte nachts beim schlafen ganz nah an mir zu halten, dass es wenigstens nicht einfriert.

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (28.11.2015)

Dann mal unter hohen Fichten mit Weitsicht auf die junge Monokultur nahe der Hauptstraße in Richtung Warschau…. die Taschen voll gepackt mit Fertigsachen vom Supermarkt, eigentlich immer das gleiche. 15:30 Uhr; ich beeile mich alles fertig zu kriegen, trinke das Feierabendbier analog zum aufpusten meiner zwei Luftmatratzen. Beziehe den dünneren Schlafsack mit dem so gemütlich, sanften Bettlacken und lege den ganz dicken Polar-Schlafsack darüber. Baue das (kalte, neee, mittlerweile eiskalte) Buffet auf, mache tausend Sachen und zak, das Licht geht wieder aus….

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (28.11.2015)

Fürchterlich kalt, grau und entsetzlich nebelig noch dazu. Die Sicht bleibt den ganzen Tag bei lausigen 50 Metern…. und ich muss da durch, einfach nur durch. Bewegung tut sowieso not; die feucht-schwere Kälte dringt leichter in die Knochen als bärige minus zwanzig… schon eine kleine Pause haut mich da schnell aus alle Wärmereserven.(Bild: Auf einsamen Pfaden im diesigen Nirgendwo unterwegs.)

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (27.11.2015)

Eiskalt ist es wieder, ungefähr minus drei Grad, aber dafür eben trocken da alles schön gefriert. Als ich beim aufbauen des Zeltlagers die noch ungekühlte Flasche Bier öffnete, die ich kürzlich an der Tankstelle kaufte, erlebe ich ganz anders bei jedem Schluck, dass es immer kälter wurde. (Bild: Camp im Aufbau, wofür ich bei all dem Aufwand ganze 40 Minuten brauche. Die Pulle Bier ist stets schon offen)

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (26.11.2015)

So oft es geht nimm ich die kleinsten Pfade um fernab der wilden Straßen voran zu kommen. Oft aber geht das nicht, da sonst alles zu weit, zu umständlich über die Dörfer führt und schlage mich über die großen Strecken in enger Gesellschaft mit so manch 40-Tonner. Dafür mache ich aber direkt Strecke.

Viva Polonia – 800 km zu Fuß durch Polen (26.11.2015)

Ja super: Gerade mal 10 – 12 mal benutzt, platzt mir die Super-Daunen-Thermo-Matte um die Ohren; satte 180 € hatte ich mal dafür geblecht, und jetzt? Ausgestattet mit gleich zwei Luftmatratzen benutzte ich in letzter Zeit fast nur die kleinere, superleichte Termarest zum aufpusten. Doch jetzt seit die Tage, vor allem Nächte kälter werden, war endlich die diecke Super-Matte drann; zum Handaufpumpen mit integriertem Balg eine tolle Sache. Qualität, teuer, usw…. und kaputt…. zum Glück bin ich sehr schmal, kann jetzt noch auf den übrigen vier Lienien liegen, bin mit 65 Kilo noch einigermaßen passend…. doch lediglich überlebensfähig damit für die kommenden vier Nächte …. bis Warschau. Jajaja, also mindestens noch weitere 200 Euro mehr auf’m Weihnachts-Wunschzettel für ne neue Daunenmatte…. ich krieg nen Koller !!!!!!