Albanien (07.06.2015) —— Neues Land in Sicht: Da drüben ist der KOSOVO, eines der jüngsten Gebilde auf dem Globus, dass sich als unabhängigen Staat bezeichnen dürfte. – So ganz klar ist die Sache zwar noch nicht, aber zumindest haben fast 110 Länder das kleine Ländchen inmitten des Nirgendwo im Südbalkan als souverän anerkannt. Dagegen sind natürlich der alte Agressor Serbien und sein panslavischer (Alt)Schirmherr Russland. Natürlich auch China und nicht wenige, gekaufte Babanenrepublicken. Außerdem: Im Kosovo muss es doch zudem ganz schlimm sein, gefährlich und entsetzliche Armut gibt es dort ……so klingt es mir noch im Ohre, als meine Reisepläne am Tresen meiner Stammkneipe in Recklinghausen-Süd die Runde machten. Ähnlich wie Albanien was ähnlich unbekannt ähnliche Ängste auslöst.. Wie auch immer, da hinter der Grenze (Bild) wissen wir mehr …. auf geht’s.

Albanien (07.06.2015) Stadt: Kukës (17.000 Einwohner) ——– Am letzten Außenposten Albaniens auf der langen Straße zum Kosovo, halten wir in der neuen Stadt Kukës und campen einfach unter Pinien neben einem Lokal, wo sich hier niemand drann stört. Solche Zeiten gab es bei uns in Deutschland mal auch …. doch das ist laaaang her. Kukës ist eigentlich ein ungemütlicher Ort, zwar weitläufig, aber im kalten, morbiden Verfall sozialistischer Reißbrettarchitektur der 60er Jahre; 1968 wurde die Stadt völlig neu aufgebaut, nachdem das alte Zentrum von einem Stausee verschlungen jetzt ca 60 Meter unter Wasser liegt. Hier treffen wir Selim, ein Einheimischer der uns in gutem Deutsch direkt von der Straße zum Cafe einlud. Sowas klappt ja hier im Land, da viele mal bei uns gearbeitet haben. Selim und ich sichern uns mal bei Facebook, damit wir uns in Altenessen (Ruhrgebiet) mal irgendwann wiedersehen, wo er als Kellner bei einem Griechen arbeitet.

Albanien (06.06.2015) ——– Auf dem Weg in den Kosovo, ca 140 km über die endlose, kurvenfanatische Hochstraße der nördlichen Berge. Schlaglöcher sowie Steinschlag überwindet unser “Loui” mit Bravour, -stellvertretend gemeint sei damit natürlich sein Besitzer Rainer, der unermüdlich -oder manchmal schon ganz müde sich mit Espresso stärkend, die Kilometer vornimmt als wären sie nichts….. bis zur Stadt Kukës, ganz, ganz weit im Hinterland Albaniens, führt uns der heutige Tag.

Albanien (06.06.2015) Stadt: Shkodër (110.000 Einwohner) ——– Nur kurz nach Norden, halten wir noch in Shkoder, einer 2400 Jahre alten Stadt inmitten einer sumpfigen Gegend gelegen, nahe einem Schilfumwachsenen, riesigen Sees, der Albanien vom kleinen Staat Montenegro trennt. Nördlicher liegen hier nur Berge und nochmals Berge. Shkoder lohnt aber den anstrengenden Abstecher mit nervenaufreibender Parkplatzsuche für den dicken Loui; die Stadt entspannt anschließend mit einer tollen Fußgängerzone und kaltem Zitronen-Soda von der Luxus-Dachterasse für ein Euro das Glas…. Sehenswert sind hier -wie in vielen albanischen, größeren Städten aber nur wenig Sachen. Moscheen, nicht wirklich uralt, oder bildschön in direkter Nachbarschaft zu einer großen katholischen Kirche, die ebenfalls eher an einer Fabrik erinnert, weisen auf ein friedliches Nebeneinander der Religionen hin. Zudem ist Shkoder das Zentrum katholischer Christen im Lande, und alles läuft gut. -Vorbildfunktion !

Albanien (05.06.2015) Ort: Barbullush ——– Inmitten tiefster Dörflichkeit liegt er nun: Unser Campingplatz für heute. Rainer fand ihn eher zufällig auf dem Hinweg hier in Nordalbanien als wir uns trafen. Rätselhaft ist uns aber wirklich die absoloute Abgeschiedenheit des Platzes jenseits des Meeres, abseits der Berge und fern jeglicher Seen…. nur Acker und nochmals Acker. Beim lebendigen Dorf Barbullush finden wir nur mit Mühe den Platz. Den Platz? …..Es ist mehr, finde ich erst jetzt nach durchschlafener Nacht im Zelt direkt neben Loui heraus: Der Campingplatz mit sehr gutem Restaurant mitteleuropäischen Standards, sowie vorbildlichen Toiletten und Duschen wird von der holländischen Familie Wesselingh geführt, deren “Moeder Catherine” (Mutter Katarina) hier zuvor Großes geleistet hatte. Mit 70 ist die rüstige, alte Frau zuerst nach Albanien gekommen und schaffte 1996 genau hier ein Hilfswerk gegen die Armut zu errichten. Zwischen Restaurant und Campingwiese, schaue ich in der Kapelle und den Sozialräumen der Anlage die unzähligen Fotos an, die überall an den Wänden vom Schaffen einer großartigen Person erzählen. Heute lebt die ganze Familie von dem Betrieb des Platzes und dem Lokal in fast albanischem Preisniveau. Folglich besiedeln ausschließlich holländische Wohnmobile den Platz, wohl geschuldet durch die nationale Berühmtheit der Sache, wie käme man sonst auf die Idee hier auf dem albanischen, platten Land zu Campen? Weitere Berühmtheit erlangte das Unterfangen zwischen den Jahren 2010/11 als die ganze Gegend nach extremen Regenfällen meterhoch unter Wasser stand; Lastwagenweise erreichten Hilfsladungen aus Holland den Ort, wo die Not derzeit unbeschreiblich sein musste. Mutter Katarina starb Anfang 2015 mit 92 Jahren.