Wanderleben wurde „Freileben“

Also was jetzt wieder an Zeit vergangen ist, schonwieder erdrückt ein Novembergrau die liebliche Heimat, dass es jetzt mit den noch so bescheidenen Mitteln erstmal für 4000 km Winterflucht reicht.
80€ konnte ich sparen, davon ein One-Way Ticket nach GRAN CANARIA gekauft, wo ich jetzt angekommen bin…

Kein Plan, nur ein paar Euros in der Tasche aber Sonne, Wärme, rauschende Fächerpalmen im südlichen Wind.

Zuhause war ich glücklich, doch jetzt bin ich es hier in der gewaltigen Touristenstadt Maspalomas/Playa del Ingles wo ich wieder davon lebe so dermaßen anders zu sein als nahezu alle anderen der gegenwärtig 120.000 Urlauber, die hier ihre zwei Wochen Buffet, Strand mit Sonnenbrand verleben.

Wieder mit fetten Ruckack – wie immer der gleiche schon seit all die vielen Länder, tingel ich hier bei Novembermilde 26 Grad  zwischen die Balkonierten Wohlfühlfabricken umher, ein betongegossener Traum vom Sonnenurlaub inklusive millionen von Kalorien in all den Fressbuden, dänischen, norwegischen, holländischen Restaurants, deutsche Bäckereien, englische Bierkneipen.
Hier kenne ich mich ja schon aus, war bereits viermal hier, damals im aktiven Wanderleben auf „Systemreise“ durch alle Regionen der Länder Europas, in jeder Region eines Landes jeweils, 17 davon allein in Spanien, eine davon eben das Kanarische Archipel 1200 km hinaus auf dem Atlantik entfernt vom spanischen Festland, fast in Sichtweite gegenüber Süd-Marokkos, und ja, Marokko liegt schon in Afrika.

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Wie in Afrika, .... die Sahara ist nah, 200 km weiter östlich ist die größte Wüste der Welt für all den Sand hier im Süden der Insel Gran Kanaria verantwortlich. Der wurde über tausende von Jahren mit den heißen "Calima Winden" rübergeblasen. Heute sind die "Dünen von Maspalomas" ein Touristen-Biotop, gleich in Sichtweite zu den Hotelburgen. Dennoch ist es hier sehr einsam. Den mühsamen Weg durch tiefen Sand scheuen die molligen Urlauber sodass ich hier, ganz weit drinn, sicher und ruhig mein Nachtlager aufschlagen kann.

Kaum einer weiß dass ich hier bin.
Toni, der Engländer, wo ich vier Jahren ganze sechs Wochen umsonst wohnen konnte, schreibe ich erst in eine paar Tagen auf Facebook an…. erstmal will ich hier ankommen, bin schon mit einigen Leuten von damals hier zugange, wurde schon endeckt mit der klobigen Tasche inmitten des hypertouristischen Yumbo Centers, meiner zentralen, multisexuellen Spielwiese voller Gaybars, Cafes, Chinalokalen und viel mehr Nippesläden. Abends stöckeln hier zwei-Meter Transen an senegalesischen Haschischdealern vorbei.
Meine guten Freinde Roland (63) und sein Freund Rudi (81) laden mich zum Bier ein in der Spartakus Bar.
Sehen und gesehen werden.

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Mann, was die Sonne blendet... irgendwie muss ich heute morgen passabel fürs Foto rüberkommen.

Wovon ich hier leben soll?
Mal sehen… ich habe erstmal einige Bekannte die hier ausgewandert sind, oder langzeit Touristen sind, wo hier und da mal ein Essen angesagt wäre.
Arbeit habe ich im Internet auch etwas, verkaufe Bevölkerungsprognosen die ich selbst berechne (siehe meine Website: www.metropolen-der-zukunft.com) und ja, wie immer im Wanderleben, erzähle ich den Leuten von Freiheit, Langsamkeit, Glück …. was mir einige honorieren. Spenden landen mal aufs Konto oder gleich auf die Hand.

Ich brauche kaum etwas; schlafen, waschen, leben… alles umsonst hier draußen in/mit meinem Zelt. Nur essen und trinken, sowie die Espressos für meine Internet-Sitzungen wie eben jetzt kosten.
Das muss ich mir erarbeiten, mal als Entertainer, mal (hoffentlich) in einem Garten beim Heckenschnitt, mal als Geograph die Einwohner ferner Metropolen prognostizieren.

Wie lange ich bleibe?

Keine Ahnung, ein Gefühl sagt mir heute erstmal, mindestens ein paar Monate.

Sollte alles klappen und ich komme zu Potte, spare sogar etwas, dann will ich rübermachen nach MAROKKO, was ja nicht weit da drüben hinter’m Meer liegt, dort mit dem 20 kg Backpack durchs ganze Land in voller Langsamkeit reisen.
Wanderleben durch Nordafrika über Algerien bis Tunesien…. dann wieder Heim ….oder doch runter durch ganz Afrika?

Naja, so die Visionen.
Wenn’s Geld ausgeht, bin ich genauso schnell auch wieder an der Bochumerstraße in Recklinghausen Süd, trinke Rotwein in meinem Stammlokal Nicos Taverne.

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Mein Schlafzimmer: Die Dünen von Maspalomas, die hier ganz hinten raus, fast menschenleer, mein eigen sind ....

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