Rapla, Hagudi & Narzissen.

… Sind erstmal im Programm: Rapla, die erste Siedlung städtischen Ausmaßes ( 5.500 Einwohner ) – für Estland wirklich eine Stadt durch und durch, erreiche ich nach vielen Tagen platten Landes.

So aufgeräumt der Flächenstaat in Wald und Flur, so akkorat auch seine Urbanität; Rapla hätte vom Ortsbild auch irgendeine sterile Siedlung in der Lüneburger Heide sein können, alles ist perfekt, die Blechlawine auf den neuen Asphalt weist in Richtung Wohlstandmaximum mitteleuropäischer Normalität.
Ist ja auch gut so, aber irgendwie alles gleich, keine Exotic mehr, Bankautomaten und ein Überangebot an Supermärkten drängen sich im Bild auf.

Da zeugt Estlands größte Landkirche, sichtbar vom kommerziellen Ortskern am Rand der Siedlung gelegen, von anderen Zeiten.
1901 errichtet, dämmert der Sakralbau zwar als Wahrzeichen, aber kultureller Nebensache, vor sich hin. Das Portal war mit Eisengittern verschlossen.

Erstmal einen Nudelsalat für 2,20€ von der Ladentheke, die es hier reichlich gibt. Deutlich höher fällt hier das Preisniveau aus, die Cola in der Kneipe nebenan kostet ebenfalls 2,20€, blind ordere ich später noch den obligaten Cappuccino, auch satte 2 €, wärend ich im WiFi viele Mails bearbeite, und ausgibig mit Mama „scype“. Gibt einiges zu besprechen. Viel Bewegung kommt ins beschauliche Wanderleben.

17:00 Uhr.
Zeit weiter zu ziehen, aber nicht wie immer, in den nächsten Wald zum zelten, sondern sechs Kilometer weiter ins Dorf Hagudi, wo ich mit Ants verabredet bin.
Total platt und ausgelaugt erreiche ich das einfache Haus, umgeben vom großflächigen Nutzgarten, hatte die Adresse noch vor Tagen wärend einer meiner Cappuccino-Internet Sitzungen aufgeschrieben. Bin jetzt hier und Ants, ein freundlicher aber komischer 31 jähriger, der im stotter-Englisch mir nicht wirklich so klar machen kann, was er eigentlich so alles macht.

Blumenzüchter sei er jetzt in dieser Zeit, Informatiker – wie irgendwie so viele junge Leute hier, anderseits. Er mache viele Sachen, sagt er und die rustikale Mutter hat gewaltige Mengen schiere Kartoffeln mit Speck auf den mit Krimskrams überladenen Küchentisch gewuchtet. Die hohe Pfanne ist übervoll und somit jeder Hunger chancenlos heute zu überdauern.

Des selbst mitgebrachte Bier rettet weiterhin mein sensibles Gemüt jetzt beim Mahl; die rote Gesichtshaut spannt fürchterlich, und ich versuche Ants beizubringen, morgen den ganzen Tag hier zu weilen, da unbedingt eine kurze Auszeit her muss. Zu wild sind die Sonnenbrände an Arm, Bein und Hals… zu müde überhaupt alles an mir.

(Bilder: Rapla, die „City“ im estnischen Outback, lustig: Die zerschnittenden Autos im Panoramamodus meiner Kamera. – . … Ich in meinem Karbuff, abseits der Sonnenkraft, mal Zeit haben, lesen, schlafen, dösen ….)

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