Kontrast total: Vom Hostel zum 4 Sterne Palast.

Estland ist gut zu mir.

Das erst so böse, kapitalistische Tallinn nun von der Sonnenseite total.

Katerfrühstück an diesem Mittwochmorgen und ja, diese Erinnerung von dem Typen gestern am Tresen, der sagte ich soll einfach ins Euroopa Hotel kommen. Ein Zimmer sei frei für mich, eine Nacht wolle er dem Wanderleben spenden.

Etwas ungläubig verabschiede ich mich vom gemütlichen Hostel, wollte sowieso weiter, eigentlich zum Strand rauf, dort in den Pinien zelten…
Mal sehen, das Euroopa Hotel wirkt erst etwas unheimlich; der Wanderwagen spiegelt sich auf den großen Fenstern mit all den dicken Autos und Reisebussen vor dem Komplex.
Flaggen wehen hier, eine ganz andere Klientel als noch im Old Town Hostel flaniert hier durch die mächtige Drehtür, zaubert mich + Wanderwagen in die große Lobby; Glas, Metall, Holz, Weite. Eine edle Halle voller großer Sofas, es schallt und halt, Espressotassen klimpern, dezent rieselt Lounge Musik.

Boah… drei adrette Gestalten an der Rezeption mustern meine auffällige Erscheinung, ich steuere den Wanderwagen drauf zu und sage nur noch diesen Namen von gestern….
„Oh yes, moment i call Mister Hürünen soon“ … also hat es gestimmt; mein zweiter Traum nach Kalisz/Villa Tlokinia (Polen) geht in Erfüllung.
Gratis-Hotel-Couchsurfing ist angesagt.

Bald erscheint Reino diesmal ganz fein in Anzug und Kravatte, grüßt mich wie einen alten Freund, führt mich persönlich auf Zimmer Nr. 212: Balkon mit Hafenblick. Tallinn küßt mich in den Traumtanz…
Ich frage diskret und etwas scheu, ob auch wirklich alles „for free“ ist. 120€ die hier für so ein Zimmer fällig werden, kann ich mir beim allerbesten Willen nie leisten.
Alles Gratis, morgen auch das Frühstücksbuffet. Keine Bäume muss ich kappen, keinen Garten umgraben, kein garnichts. Estland und Reino haben es zu was gebracht, und sie teilen gern ihren Wohlstand, zeigen was sie haben.

Oh mann, kaum ist die Tür hinter mir zu, bin ich allein hier…. ziehe mich komplett aus und pflege mich, mache die Füße fein, rasiere mich überall, dusche opulent wie von Sinnen; so schön das Hostel mit all den Leuten, so herrlich der private Genuss totaler Reinlichkeit in dieser sterilen Luxuszelle.

Immernoch brennt die rote Haut besonders im Gesicht, creme mich ein und schlafe ganze drei Stunden anschließend.
Bald meldet sich zuverlässig der Magen. Gleich neben dem Hotel bin ich sofort in Tallinns größtem Supermarkt, dem Norde Center, finde dort billig und warm abgepackt russischen Plov-Reis und eine gewaltige Hänchenkeule, die natürlich auf dem Balkon mit Hafenblick verspeist werden soll.

Es geht wieder besser; die Sonnenbrände heilen aus, das Gesicht ist nach wie vor noch ganz schön gebrannt, nackt feiere ich für mich ganz allein den Luxus….
Schaue BBC im großen Fernseher, träume, höre die Möwen und schlafe wieder ein.

Ein Gedanke zu „Kontrast total: Vom Hostel zum 4 Sterne Palast.

  • 10. Mai 2016 um 22:05
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    Wenn Du auf der von Goole Maps berechneten Autoroute wandern würderst, wäre Recklinghausen fast genau in der Mitte: 2032km von Santiago de Compostela und 2003km von Tallin entfernt.

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