600 km zu Fuß durch Deutschland (20.10.2015)

Hinter Ziesar tingel ich mich über Waldwege weiter durch in Richtung Wusterwitz. Ja, ein lustiger Name für einen Ort, aber der liegt eben in Richtung Brandenburg-Stadt, wo ich morgen gern ankommen mag. Sind keine 35 Kilometer, doch ich bin nicht schnell, die Rad/Wanderwege ziehen sich alles andere als direkt zum Tagesziel, sind aber bei weitem schöner als immer diese Straßen. Auch die Nacht tat gut: Kein Regen diesmal, ansonsten bin ich es schon kurios gewöhnt im dauerprasseln zu schlafen, x-mal aufzuwachen in der langen Nacht, wenn der Regen auf die Zeltplane schmettert.
(Bild: Unterwegs auf märkischen Sand bereits in Brandenburg, wo viel Wald angesagt ist)

600 km zu Fuß durch Deutschland (19.10.2015) Ort: Ziesar (2.400 Einwohner)

…………….Ca 30 Kilometer sinds heute, wieder im grauen Allerlei eines mal garnicht goldenen Oktobers. Über Lübars und Drewitz setze ich den Weg nach Osten fort, verschlafene Dörfer nahezu ohne Menschen. Ja, die Häuser sind fast alle bewohnt, gut in Schuss aber mal jemanden fragen wenn wieder die Straßen abzweigen nach sonstwo und ich unsicher ein paar Kilometer wandere, ist kaum drinn. Nur Autos zischen übers “Jerichower Land” wie eigene Lebewesen für sich.Der kleine Ort Ziesar, nah an der dröhnenden Autobahn A2 gelegen, überrascht mich mit historischen Gemäuern, hier plane ich für heute zu rasten und nehme mir unbedingt die Zeit hier mich etwas umzuschauen. Die alte Burg erlebe ich auch von oben, der 800 Jahre alte Wehrturm steht offen, in 35 Metern höhe schauten schon im Spätmittelalter die Fürsten über den Ort dessen Namen aus dem slavischen abgeleitet vor weit über 1200 Jahren herrührt.
((Ausgaben: 11,40 bei Lidl in Ziesar, viel zu Essen brauche ich eben schon bei Kilometern und Kälte))

600 km zu Fuß durch Deutschland (19.10.2015) – 23 km –

Wieder spät schaffe ich es aus Magdeburg hiaus zu kommen; noch zum Ortsausgang irgendwo halte ich bei Subway, einer Sandwich-Gastrokette, wo es endlich, ja endlich WiFi gibt, was ich aber nur fürs nötigste nutze: Mails lesen, beantworten, und Couchsurfing Profile studieren, Anfragen formulieren, aber auch kurz die Tagesschau überfliegen, wissen was in der Welt läuft und schon drängt es mich weiter auf die lange, lange Straße Richtung Möckern, da ich heute einfach weiter kommen will, bis mindestens hinter Möckern.
Dort angekommen habe ich noch ca zwei Stunden Zeit bis zur Dämmerung die ja schon um 18:00 Uhr einsetzt. Der Ort wirkt in der Patina blätternder Graufassaden niederer Familienhäuser ganz anders als Orte im Westen. Viel wurde auch schön gemacht, aber irgendwie wirkt die Sache hier etwas bedrückend. Könnte aber auch daran liegen dass gleich zwei Kontaktversuche um nach dem Weg zu fragen, ins ignorante Leere laufen. Schon komisch sowas, ist mir zuvor noch nie passiert…. oder liegt’s vielleicht am Wetter?
((Ausgaben: 21 € – Cappuccino in Magdeburg, “WiFi-Cola” im Subway, Großeinkauf bei Lidl in Mökern))
(Bild: zwei Kilometer hinter Möckern kommt nur noch Wald. Sandböden wechseln jetzt von der Börde mit ihrer so fruchtbaren, fetten Schwarzerde und Waldkiefern prägen nun das Bild. Hier verlasse ich die Straße ins Dickicht, suche die tiefe des Waldes für die Nacht)

600 km zu Fuß durch Deutschland (19.10.2015) Stadt: Magdeburg (232.000 Einwohner)

Noch einmal trocken flanieren, hier im Allee-Center bevor es raus aufs platte, unendliche Land geht…. Den Schock von gestern habe ich gut verpackt und selbst bei dem scheußlichen Wetter einen recht guten Überblick über Magdeburg verschafft. Zu sehen gibts nicht so ganz viel, überschaubar, günstig und einfach wirkt die Großstadt die ich jetzt weiter gen Osten verlasse.

600 km zu Fuß durch Deutschland (19.10.2015) Stadt: Magdeburg (232.000 Ew.)

Heller wirds heute wohl kaum. Die Grausuppe liegt wie zäher Schleim über der Gegend. Das Hundertwasser Haus kommt als Oase da ganz gut, und passt überhaupt mit seinen schiefen Kurven toll ins Konzept dieser eher kalten Stadt mit ihren vielen Bauten aus der Sozialisten Zeit, gepaart mit neuen, riesigen Stahlbeton-Glasfassaden der Einkaufszentren und Behörden, teils im Neonlicht der Schoppingkonzerne. Trotzdem bleibt für die Stadt ein offener Eindruck zurück; viele Ausländer und deren bunte Geschäfte zeigen ein anderes Bild des eher uneinladend, fremdenfeindlichen Rufs dieser Breiten.