Albanien (02.06.2015) ——— Kurz vor dem Ohrid See stehen immer wieder diese Jungs mit bündelweise Kirschen an der Landstraße. Albanien mag auf der einen Seite recht gut aussehen; mehr und mehr gute Straßen, unglaubliche Bautätigkeit und Cafes, Imbisse und Restaurants weisen auf einen gewissen Wohlstand hin. Das ist auch so: 35% der Albaner können sich so zimlich alles leisten – sofern sie das im eigenen Land tun, doch 25% der Menschen im Land stehen auf der ganz anderen Seite. Das sind 700.000 die von einem Tag in den anderen von unvorstellbar wenig leben. Subsitenzwirtschaft (Selbstversorgung) auf dem Land sind noch sehr verbreitet. Kleine Parzellen mit Gemüsebau, offen umhertreibende Kühe, und Nutzgärten sind überall im Lande offensichtlich. Auch gehen viele der Jugendlichen und Kinder nur wenig oder garnicht zur Schule, sowie nicht wenige Erwachsene auf dem Land weder dem lesen noch des schreibens mächtig sind. Aber auch ein Studium der Germanistik nützt da nicht gleich sofort; Stilian habe ich in der Sky-Bar über den Dächern Korçes kennengelernt. Er hat Deutsch studiert, schon vor Jahren und er hofft auf eine Stelle als Lehrer dafür. In Kürze soll in der Stadt eine Stelle dafür geschaffen werden, es stehen fünf weitere Konkurrenten bereit. Doch sein Deutsch hat etwas gelitten in den Jahren…. und er fürchtet nicht mehr gut genug für den Job zu sein. Andernfalls würde er nach Deutschland gehen, doch all die Anfragen dorthin gingen ins Leere. Bisher verdient er sein bescheidenes Auskommen noch hier in seiner Heimatstadt: Als Kellner….
