Der Marsch zieht morgen weiter, ich muss gehen …

… Woanders hin, das „Wunder von Prag“ ist noch nicht geschehen, kein Sponsor/Supporter für mich der die nächsten 6-7 Monate Wanderzeit bis August/September zum finalen Ziel Aleppo oder der Syrischen Grenze kurz zuvor, einigermaßen absichert.
Also dann, den Wanderwagen rein in den Flixbus, der ist nun gebucht, erstmal bis Nürnberg…. bloß nichts überstürzen, das liegt in Deutschland am nächsten, habe dort schon einen Couchsurfing-Gastgeber aufgetrieben.

Der Friedensmarsch zieht morgen wieder weiter, war zwei Tage hier in Prag. Ich war bei den ganzen Aktionen nicht dabei, muss unbedingt meinen Abstand nehmen nach all der Zeit, all den gemeinsamen Kilometern seit Berlin …. zu sehr täte der offizielle Abschied weh, Versuche mich zu überreden weiter zu laufen um so mehr…

Deshalb freue ich mich so zu sehen, (verfolge das Geschehen auf der Facebook Seite vom Civil March for Aleppo) dass wieder ganz viele neue Leute hinzugekommen sind, fühle mich selbst abkömmlicher.

Ja, das wars dann: 310 km von Berlin bis Prag, dieses Expirement, was ich nun als durchaus gelungen abschließen kann. Über drei Wochen dabei, habe Höhen und Tiefen erlebt, gesehen wie die Gruppe wächst, lernt, diskutiert, sich verändert, sich anpasst, schrumpft, kämpft, lebt, liebt und immernoch weit in die Zukunft blickt.

Alle fünf Tage wecheln 60% der Wanderer auf dem Marsch, alle paar Wochen nahezu 80%…. seit Berlin sind nur noch ganz wenige dabei, neue tolle Leute treffen täglich die „alten Hasen“. Einer davon war ich, jetzt klammheimlich wieder in dieser anderen Welt, hier im Hostel abseits des lebendigen Alltags dieses fantastischen Events, diesem Unternehmen der Menschlichkeit.
Zieht weiter, ich danke euch für diese unvergessliche Zeit, verzeiht mir die Feigheit nie Goodbye gesagt zu haben….
Ich folge euch im Herzen weiterhin..

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Ort des Geschehens: Prag, die gemütliche Haupstadt Tschechiens (trotz schlimmen Schmuddelwetters bei minus 2 Grad) wo der Abschied vom Friedensmarsch leichter fällt, die Metropole zerstreut, Sinne und Befinden.

Montag der 16 Januar, schonwieder dunkel draußen, aber hier drinnen im Hostel so gemütlich wärend der Schneeregen Draußen vor die Doppelverglasten Fenster prasselt.
Die letzten müden Euros gib ich nun etwas zu popper aus, esse viel und gut, nach mir die Sintflut. Morgen früh um acht fahre ich im Bus zurück. Ob doch noch der große Sponsor anruft oder eine Mail morgen früh, kurz vorm Start bei Mc Donalds das Schiksal in Richtung Aleppo wendet?
Träume sind Schäume, zumindest jener im Bierkrug vor mir ist echt…. mmmmhh, sooo gut das Bier hier im Nachbarland Tschechien, auf Aleppo, auf den Civil March for Aleppo.

Mann, ist das alles aufregend gewesen 🙂

No money no Walk ….

… Wieder sind so viele Tage vergangen, wieder schreibe ich hier nach zu langer Zeit, verbrachte lieber mit Kati oder Dennis, oder vielen anderen temporären Mitläufern des Friedensmarsches, die Zeit. Eine kalte Zeit, verdammt kalt aber sowas würde mich eher weniger aufhalten.

Acht Monate, ja acht Monate (manchmal machen sechs Monate die Runde) soll der Marsch nun laut neuerer Planung bis zum finalen Ziel dauern.
Vier Monate wollte/könnte ich es schaffen, dank einiger Spenden wäre ich fähig zumal bis Wien zu kommen, also noch drei, vier Wochen weiter durch den strengen Winter, Schritt für Schritt, Meter für Meter…. mal in der Gruppe, mal allein, ganz für mich allein, weil eingepfercht vom Blaulicht und schnittigen, Ninja-artig aussehenden Spezialeinheiten, zieht der grade mal 25 bis 30 Leute zählende Tross für mich viel zu bewacht, zu sehr eingeengt übers Land. Wir sind ja schließlich eine Demo mit weißen Fahnen und frontales Banner, keine Wandertruppe eben.

Ich könnte der Enge ab und zu entfliehen, einfach mal im Zelt draußen im Schnee mein eigenes Ding machen und am nächsten Tag wieder dazustoßen. Nur so würden all die tausend Kilometer wohl auszuhalten sein, auch wenn ich die Truppe so sehr mag, mal mittendrinn zu sein.

Die Schuhe fläddern immer mehr aus, sind nun tagtäglich nass wegen dem Schneematsch. Ich brauche deshalb um so öfter all die Pausen in Kneipen und Cafes längs der Straßen hier in Tchechien, mein kleiner Luxus eben um diese scheußlichen Monate von Kälte, Dunkelheit und Nässe zu überstehen.
Doch so billig das gute, deftige Essen hier auch ist, so bregrenzter das Budget mittlerweile, kein wirklicher Sponsor hat zugesagt, ich wackle, wanke in meinem Selbstbewusstsein, glaube mittlerweile selbst nicht mehr an den ganzen Weg..

Prag, Samstag der 14 Januar. Drei Tage bin ich schon der Gruppe vorrausgelaufen, hatte mich hinter Leitmaritz gelöst um aus dem Polizeikorsett zu lösen, mal allein in der Stille über die böhmischen Dörfer zu ziehen (wie hießen die noch alle?)…. überlege wie ich noch irgendwie jemanden überzeugen könnte, mich zu sponsoren, oder soll ich nur noch bis Prag laufen?

320 km dürfte ich jetzt seit über drei Wochen mit und für den Civil March for Aleppo gegangen sein, gern auch das zehnfache wenn das Schiksal so wollte.
Aber ich spüre dass es jetzt doch Zeit ist wieder Heim zu kehren, versucht hatte ich alles, fast alles. Ein Sponsoring von Meindl, dessen Schuhe ich nun seit 3000 km ununterbrochen trage, wäre realistisch. Bin aber ausgebrannt was all das verdammte Marketing betrifft, will lieber alle Energie ins Wandern stecken, in diesen so strengen Winter, ins Bloggen hier und vielleicht Filme machen…..

Gestern bin ich endlich wieder 40 km gewalkt, war ganz schön heftig, aber nach all den Wochen im 15 bis 20 km Gruppenrythmus mal wieder ganz den alten Wanderleben-Tagen gerecht.
Heute nur 12 km, nach einer 14 Stunden Winter Nacht im Zelt. Gut ausgeschlafen hinein in die 1,3 Millionenstadt Prag, ins „Sir Toby Hostel“ für drei Tage mal.
Kostet nur neun Euro die Nacht im 12-Bettzimmer, ein großes Bier vom Fass: 1 €, ein deftiges tschechisches Essen: 4 bis 6 €.

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Allein in Prag angekommen. Der Fernwanderer braucht mal seine Einsamkeit, so wie hier mitten im Stadtzentrum kurz auf Erkundungstour.